4. Juni 2025

Wirtschaft Österreich: Dämpfer

Die wirtschaftliche Lage in Österreich war 2024 stark von konjunkturellen und strukturellen Herausforderungen geprägt. Wie schon 2023 erlebten die Industrieregionen erneut einen Dämpfer, ohne signifikante positive Impulse aus dem Dienstleistungsbereich.

Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria
Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria

Lediglich die Bundeshauptstadt Wien konnte als einziges Bundesland in Österreich mit einem realen Wachstum von 0,4 Prozent punkten, während die Tourismushochburgen Tirol und Salzburg mit – 0,5 Prozent bzw. – 0,7 Prozent zumindest deutlich besser als der bundesweite Durchschnitt mit -1,2 Prozent abschnitten. Am anderen Ende im Bundesländervergleich standen Oberösterreich (-2,7 Prozent) und Kärnten (-2,4 Prozent), deren Industrie besonders unter der internationalen Nachfrageschwäche litt“, so Robert Schwarz, Ökonom bei der UniCredit Bank Austria. Unterdurchschnittlich war auch die Entwicklung in Vorarlberg (-1,8 Prozent) und Niederösterreich (-1,7 Prozent). Im Burgenland (-1 Prozent) und etwas überraschend im Industrieland Steiermark (-0,8 Prozent) fiel der Rückgang der Wirtschaftsleistung im Vorjahr etwas schwächer aus als der Bundesschnitt.

Industrie weiter in Rezession

Im Jahr 2024 setzte sich die negative Entwicklung in der Industrie fort. „Mit einem österreichweiten Rückgang der industriellen Produktion um über fünf Prozent war die Branche erneut die konjunkturelle Bremse“, sagt Schwarz. Besonders in Oberösterreich, Kärnten und Niederösterreich war die Lage angespannt. In Wien und Tirol zeigte sich vor allem die Pharmaindustrie als Wachstumsstütze. Auch für die Bauwirtschaft blieb die Lage herausfordernd. „Die gedämpfte Nachfrage im Wohnbau aufgrund hoher Baukosten und höherer Zinsen belastete die Baukonjunktur massiv“, ergänzt Schwarz.

Dienstleistungen: Licht und Schatten

Der öffentliche Sektor, die Finanzdienstleister, das Immobilienwesen und der Bereich Informations-technologie konnten 2024 in den meisten Bundesländern positiv zum Wirtschaftswachstum beitragen. Im Tourismus gab es im Vorjahr zwar ein Plus auf 154,3 Millionen Nächtigungen, vor allem Wien konnte mit einem Nächtigungsplus von über 9 Prozent hervorstechen. Aufgrund der stark gestiegenen Kosten ging die Wertschöpfung in diesem Bereich trotzdem zurück, was vor allem für die westlichen Bundesländer einen starken Dämpfer darstellte. In allen Regionen schrumpfte 2024 die Wirtschaftsleistung im Handel und bei den wirtschaftsnahen Dienstleistungen, die vor allem unter der schwachen Konsumlaune bzw. der schwachen Industriekonjunktur litten.

Arbeitslosenquote gestiegen

Die Arbeitslosenquoten stiegen im Vorjahr gegenüber 2023 in allen Bundesländern an. „Am stärksten war der prozentuelle Anstieg der Arbeitslosigkeit in Oberösterreich. Dort war der Druck in allen konjunktursensitiven Branchen besonders hoch“, erklärt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Salzburg verzeichnete mit durchschnittlich 4,2 Prozent erneut die niedrigste Quote. Mit 11,4 Prozent wies Wien zwar die höchste Arbeitslosenquote auf, aber auch das stärkste Beschäftigungsplus.

Durchwachsener Ausblick

Die konjunkturellen Aussichten für die Bundesländer bleiben im Jahr 2025 verhalten. Nach einem insgesamt schwierigen Jahr 2024 setzen sich die wirtschaftlichen Herausforderungen in den Regionen fort. Die Bundesländer befinden sich weiterhin in einer Rezession oder nur schwachen Erholung. Wien und das Burgenland sollten mit jeweils 0,4 Prozent das größte Wachstum erzielen. Sie profitieren von der weiterhin robusten Entwicklung des öffentlichen Sektors. Oberösterreich und Kärnten werden aufgrund der Probleme ihrer Leitbetriebe voraussichtlich auch 2025 deutlich schrumpfen. Alle Bundesländer verzeichnen heuer einen weiteren Anstieg der Arbeitslosenquote. Besonders stark ist der Anstieg in Oberösterreich, Steiermark und Salzburg.

UniCredit Bank Austria/HK

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