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28. März 2023

Was gegen Bankaktien spricht

Viele Akteure fürchten derzeit eine neue Bankenkrise. Die Senior Fund Manager Rachel Reutter und Michael Ulrich von J O Hambro sind ohnehin keine Fans von Bankaktien. Das liegt aber nicht an der aktuellen Situation.

„Eine Grundregel für Anleger ist es Unternehmen zu meiden, die schwer zu verstehen sind. Im Grunde sind Banken nicht schwer zu erklären. Das Institut nimmt Geld von Einlegern an und zahlt einen niedrigen Zinssatz. Dann verleiht es das Geld zu einem höheren Zinssatz. Die Banken von heute sind aber weit von diesem einfachen Modell entfernt.“

Banken tappen im Dunkeln

Rachel Reutter, Senior Fund Manager bei J O Hambro
Rachel Reutter, Senior Fund Manager bei J O Hambro

„Trotz der immer umfangreicheren Jahresberichte und der seitenlangen Offenlegung von Derivatepositionen sind wir der Meinung, dass außenstehende Anleger die Engagements nie richtig verstehen können. Es gibt Anzeichen dafür, dass selbst die Verantwortlichen der Banken im Dunkeln tappen.“

Weiters geben die Banken ein Vermögen aus, um sich zu differenzieren. Trotzdem sind laut einer Umfrage 72 Prozent der Briten der Meinung, dass „alle Banken im Grunde gleich sind“. Die Experten: „In einer Welt, in der es wieder die Möglichkeit gibt, Zinsen auf Einlagen zu erhalten, sind wir nicht davon überzeugt, dass die Banken die Nettozinsgewinne behalten können.“

Ungeheure Hebelwirkungen

Michael Ulrich, Senior Fund Manager bei J O Hambro
Michael Ulrich, Senior Fund Manager bei J O Hambro

„Banken funktionieren nicht ohne eine große Hebelwirkung. Um eine Vermögensrendite von etwa 0,5  Prozent auf eine Eigenkapitalrendite von 10 Prozent zu steigern, ist eine 20-fache Hebelwirkung erforderlich. Die Hebelwirkung verstärkt Fehler. In guten Zeiten bedeutet dies, dass eine Verbesserung der Margen großzügig in höhere Gewinne fließt. In schlechten Zeiten aber wirken schlechte Nachrichten verstärkt. Das kann viele Anteilseigner aus dem Rennen werfen.“

Einsturzgefährdet

Die Ankündigung eines überschaubaren Verlusts der Silicon Valley Bank aus dem Verkauf von Wertpapieren zur Deckung der Entnahmen hat einen Dominoeffekt ausgelöst. Ein Finanzvorstand eines Unternehmens das rund 200 Mio. US-Dollar bei der Bank angelegt hatte, fasste das Problem in der Financial Times treffend zusammen: „Das Gefangenendilemma war im Grunde: Mir geht es gut, wenn sie ihr Geld nicht abheben, und ihnen geht es gut, wenn ich meins nicht abhebe.“

Aber dann begann der Run auf die Bank. „Ich habe eine SMS von einem Freund bekommen, der sein Geld zu JPMorgan transferiert hatte“, so der Finanzchef. „Der ungeschriebene Vertrag, den wir gemeinsam hatten, war zu brüchig. Ich habe unseren CEO angerufen, und wir haben 97 Prozent unserer Einlagen bis Donnerstagmittag an die HSBC überwiesen.“ J O Hambro kommentiert: „Vielleicht begünstigt das die größeren Banken, aber wer glaubt, dass sie gegen solche Runs immun sind, hat die Krise von 2008 nicht verstanden.“

Feind der Öffentlichkeit

„Eine Verschärfung der Bankenregulierung bringt keinem Politiker Stimmenverluste ein. Die US-Regulierungsbehörde reduzierte 2019 einen Teil der Regulierung für kleinere Banken. Ein Schritt, den die Behörde jetzt möglicherweise rückgängig machen wird. Die Argumente für eine weniger strenge Regulierung der Banken erlitten einen Rückschlag, selbst wenn die aktuelle Krise vorüber ist. Darüber hinaus sind Banken ein nützliches Instrument für jede Regierung, die das Wachstum ankurbeln will.

Ein Argument, das für Banken spricht, ist der aktuell niedrige Preis ihrer Aktien. Für uns ist aber billig nie ausreichend. Deshalb bleiben wir unserem Grundsatz treu, keine Aktien von Banken zu besitzen.“

J O Hambro/HK

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