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7. Juli 2023

Was bringt Cost-Average wirklich?

Hans Peter Schupp, Portfolio Manager bei Fidecum, meint, dass der Cost-Average-Effekt einen wichtigen Beitrag zur Risikoreduktion und Renditesteigerung leisten kann. Trotz aller Kritik aus der akademischen Welt.

Hans Peter Schupp, Vorstandsmitglied bei Fidecum AG
Hans Peter Schupp, Vorstandsmitglied bei Fidecum AG

„Fondssparpläne gehören seit vielen Jahrzehnten zur gängigen Praxis für den Vermögensaufbau von Anlegern. Die Argumentation ist dabei einfach: Wer monatlich einen fixen Betrag in eine schwankende Anlageform wie Aktien spart, kauft automatisch mehr Anteile, wenn die Kurse oder Preise niedrig sind. Über einen gewissen Zeitraum ist der durchschnittliche Anteilspreis im Anlegerdepot damit niedriger als der durchschnittliche Preis im Markt. Rendite und Risiko stehen damit in einer vernünftigen Relation, denn man nutzt den Cost-Average-Effekt, also den Kostendurchschnittseffekt.“

Kritik am Cost-Average-Effekt

„Aber ist das auch so? Nun, die Argumentation wird immer wieder kritisiert. Verständlicherweise wird das methodische Vorgehen in Frage gestellt, wenn Renditen arithmetisch gemittelt werden. Hier ein Beispiel: Ein Kurs fällt um -50 Prozent und steigt danach um +100 Prozent auf den Ausgangswert. Die durchschnittliche Rendite ist +25 Prozent (-50 Prozent +100 Prozent / 2), obwohl über den gesamten Zeitraum nichts verdient wurde. Richtig wäre hier das geometrische Mittel (1 -50 Prozent)*(1 +100 Prozent) -1 = 0.

Weiterhin wird argumentiert, dass bei einem Sparplan im zeitgewichteten Durchschnitt viel weniger Geld gebunden ist als bei der Einmalanlage und von daher Renditen keine Aussagekraft haben. Auch dies ist inhaltlich zwar richtig, sagt aber nichts über den Cost-Average-Effekt aus. Es zeigt nur, dass der Sparplan – wie der Name schon sagt – eine Form des Vermögensaufbaus ist, während es sich bei der Einmalanlage um die Umschichtung innerhalb eines vorhandenen Vermögens handelt.“

Zeitlich diversifizieren

„Für uns ist der Cost-Average-Effekt aber ein wesentlicher Bestandteil unseres Investmentprozesses, und zwar gar nicht nur aus Rendite- sondern vielmehr aus Risikoerwägungen. Genauso, wie ein Vermögen über mehrere Wertpapiere diversifiziert sein sollte, macht es auch Sinn, den Erwerb dieser Wertpapiere über mehrere Zeitpunkte zu streuen. Zugegeben, dieses Vorgehen wird in der akademischen Literatur angezweifelt, da es nur funktioniert, wenn die Kurse im Investitionszeitraum auch niedriger sind als zum Zeitpunkt der Investitionsentscheidung. Im anderen Falle läuft man den Kursen nur hinterher. Diese Kritik gilt jedoch hauptsächlich für Momentum-Strategien, die zumeist bei Wachstumsunternehmen umgesetzt werden.

Dies ist aber nicht unser Investmentansatz. Wir verfolgen einen Contrarian Value-Ansatz, in dem wir oft sehr früh in Unternehmen investieren und dann in fallenden Kursen unsere Position ausbauen. Ein Beispiel: Viel zu früh und viel kritisiert haben wir nach der Brexit Entscheidung 2016 in die Deutsche Bank-Aktie investiert und diese Position konsequent bis zu ihrem Tiefpunkt weiter erhöht. Inzwischen ist dies ein sehr erfolgreiches Investment. Man benötigte aber gute Nerven dafür.“

Re-Balancing als Kernfaktor

„Noch wichtiger ist für uns das sogenannte Re-Balancing. Auch hier handelt es sich um Cost-Averaging. Kursschwankungen an den Börsen führen dazu, dass sich die Vermögensaufteilung des Portfolios aufgrund unterschiedlicher Wertentwicklung der einzelnen Vermögenswerte verändert und diese unterschiedlich stark von ihrer Zielallokation abweichen. Durch den Verkauf eines Teils der Aktien mit überdurchschnittlicher Wertentwicklung und den Kauf anderer mit schlechterer Wertentwicklung wird das gewünschte Risikoniveau aufrechterhalten.

Hierzu gibt es zwei Strategien. Die Anpassung kann entweder Zeitbasiert oder Bandbreiten-basiert erfolgen. Je nachdem wie, wie zeitnah das Portefeuille adjustiert werden soll, können diese Anpassungen entweder zu einem Stichtag oder dann erfolgen, wenn bestimmte Toleranzgrenzen überschritten wurden. Diese Methode kommt im Contrarian Value Fonds zum Einsatz, da wir selbstverständlich täglich die Wertentwicklung unseres Portefeuilles überwachen und umgehend eingreifen, wenn die Abweichungen zu unserer Zielallokation zu groß werden. Meist nutzen wir dafür die Zu- und Abflüsse im Fonds.“ Fazit: Auch wenn es berechtigte Kritik am Cost-Average-Effekt gibt, handelt es sich unseres Erachtens um ein durchaus sinnvolles Instrument zur Risikoreduktion in einem bestehenden Portefeuille und beim Vermögensaufbau.“

Disclaimer: Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung von Investments zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Aktien können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls auch weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.geld-magazin.at repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Inhalte von www.geld-magazin.at wurden sorgfältig erstellt, unbeabsichtigt fehlerhafte Darstellungen können jedoch nicht ausgeschlossen werden. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Die 4profit Verlag GmbH lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.

Fidecum/HK

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