30. Oktober 2025

Verteidigung: Neue Ära

Europa ist in ein neues Zeitalter der Sicherheits- und Verteidigungsplanung eingetreten. In den kommenden Jahren wird eine bewusste Verlagerung von kurzfristiger Wiederaufrüstung hin zu struktureller, langfristiger Bereitschaft stattfinden.

Aneeka Gupta, Direktorin im Bereich Makro-Research bei WisdomTree

Dazu gehören die Stärkung der industriellen Kapazitäten, Investitionen in gemeinsame Beschaffungsmaßnahmen, der Aufbau strategischer Vorräte und die Operationalisierung von schnellen Reaktionskräften. Für Anleger bedeutet dies eine Phase mit nachhaltiger Ausgabensicherheit, stärkeren öffentlich-privaten Partnerschaften und einer Konsolidierung innerhalb der Lieferkette im Verteidigungssektor. Aneeka Gupta, Direktorin im Bereich Makro-Research bei WisdomTree, analysiert die zu Grunde liegenden Entwicklungen.

Immense Summen für Verteidigung 

Laut der Expertin wurde auf Ebene der Europäischen Union mit der im März 2024 veröffentlichten Europäischen Verteidigungsindustriestrategie (EDIS) der Rahmen für die Stärkung der Eigenständigkeit Europas in der Verteidigung geschaffen. Ein zentrales Element sei das geplante Europäische Verteidigungsindustrieprogramm (EDIP), das, so Gupta, mehrjährige Anreize für gemeinsame Beschaffung, grenzüberschreitende Produktion und die Risikominderung in kritischen Lieferketten schaffen soll.

Auf transatlantischer Ebene bilde die NATO den ergänzenden Rahmen. Die auf dem Gipfeltreffen in Washington im Juli 2024 vereinbarte Erklärung zum Ausbau der Industriekapazitäten verpflichtet die Verbündeten zu langfristigen Wiederaufrüstungs- und Berichterstattungszyklen. Dabei wurden 2 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) als Mindestwert für die Verteidigungsausgaben festgelegt. Gupta ergänzt: „Die nationalen Regierungen verstärken diese Bemühungen durch eigene Änderungen ihrer Politik.“ So verpflichte sich Deutschland zu nachhaltigen Ausgaben von mindestens 2 % des BIP, die durch das Sondervermögen unterstützt werden. Das Vereinigte Königreich habe einen Plan aufgestellt, um bis 2027 2,5 % des BIP für Verteidigung auszugeben.

Nagelprobe für Europa

„Bis Ende 2025 muss Europa vorweisen können, dass die Notfallmaßnahmen ausgereift und einsatzbereit sind“, bilanziert die Expertin. Dies setze voraus, dass die Mitgliedstaaten ihre Beschaffungsvorschriften harmonisieren, um echte grenzüberschreitende Aufträge und die Zusammenarbeit bei der Produktion zu ermöglichen, um langfristig industrielle Resilienz zu sichern.

Gupta sieht in der strukturellen Veränderung von Europas Verteidigungspolitik eine nachhaltige Anlagechance: „Mehrjährige Verpflichtungen der Europäischen Union, der NATO und nationaler Regierungen erzeugen eine beispiellose Transparenz bei den Verteidigungsausgaben und der Industrieproduktion. Damit werden starke Impulse für Unternehmen entlang der Lieferkette geschaffen. Anlegern bietet dies Zugang zu Themen, die Sicherheitsanforderungen mit langfristigen Umsatzperspektiven, grenzüberschreitender industrieller Zusammenarbeit und der Aussicht auf Konsolidierungsgewinne verbinden.“

WisdomTree/HK

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