USA: Staatsfonds am Start
Mit einem neuen Staatsfonds ordnet US-Präsident Trump das Verhältnis von Staat, Markt und Kapital neu: Zolleinnahmen werden in strategische Investitionen gelenkt, um Wachstum und geopolitischen Einfluss abzusichern.

„Das Beispiel macht bereits weltweit Schule“, erklärt Thorsten Fischer, Managing Director und Head of Portfolio Management bei Moventum AM. „Viele Anleger wollen die Welle reiten, statt bloß Zuschauer zu bleiben.“ US-Präsident Donald Trump hat die Gründung eines Staatsfonds verkündet, gespeist aus Zolleinnahmen und staatlichen Vermögenswerten. Damit werden gleichzeitig mehrere Ziele verfolgt: Erstens eine Stabilisierung der Staatsfinanzen angesichts von rund 38 Billionen Dollar Staatsschulden. Zweitens die Finanzierung von Steuererleichterungen für Wähler. Drittens schließlich die Finanzierung strategischer Investitionen in Infrastruktur, Technologie und Industrie, um die USA wirtschaftlich unabhängiger zu machen und Rivalen wie China Paroli zu bieten.
Signal an Investoren
„Finanzielle Souveränität ist die neue Form nationaler Stärke“, erklärte das US-Finanzministerium. Der Fonds gilt als Signal an internationale Investoren und Partnerstaaten: Ökonomien ohne eigene strategische Kapitalpools werden künftig als „Warnsignale“ für Marktrisiken wahrgenommen, so das unabhängige Monetary Investment Review (MIR).
„Die US-Initiative hat einige Vorläufer und findet bereits Nachahmer“, erklärt Fischer. So prüft Indien die Schaffung eines 50-Milliarden-Dollar-Fonds für globale strategische Investitionen. Die Regierung der Mongolei gründete nach Korruptionsprotesten einen Fonds von 1,5 Milliarden US-Dollar zur Förderung von erneuerbaren Energien, Datenzentren und Sonderwirtschaftszonen. Kenia setzt auf einen rohstofffinanzierten Staatsfonds, um Infrastrukturprojekte zu fördern und sich unabhängig von externer Hilfe zu machen. Indonesien wiederum verwaltet mit dem Danantara Fund über eine Billion Dollar. Der siebtgrößte Staatsfonds der Welt kontrolliert sämtliche Staatsunternehmen und dient als Motor der nationalen Industrialisierung und Beschäftigungspolitik.
Europa als Verlierer?
„Für Anleger ergeben sich aus dieser Entwicklung bedeutsame Folgen für die Investmentstrategie“, so Fischer. Als geopolitische Machtinstrumente agierten Staatsfonds nicht mehr passiv, ihre Kapitalallokation folge zunehmend strategischen Interessen statt reiner Marktlogik. Ein globaler Wettbewerb nicht nur um Rendite, sondern auch um Einfluss zeichnet sich ab. „Finanzielle Souveränität“ tritt neben Energieautarkie als geopolitisches Ziel. „Während die USA und Indien ihre Haushalte über Vermögensverwertung entlasten können, bleibt Europa bei klassischen Defizitfinanzierungen, was Investoren skeptisch sehen“, erklärt Fischer. Regionen wie die EU, die über keine koordinierte Investitionsstrategie verfügen, dürften daher zu den Verlierern gehören.
Profiteure der Entwicklung sind Sektoren wie Infrastruktur, Energie, Technologie, KI, Verteidigung, Rohstoffverarbeitung sowie die US-Industrie. „Die Nachfrage nach Anleihen, Green Bonds und Public-Private-Partnerships dürfte daher weltweit steigen“, so Fischer, „ebenso das Interesse an Private Equity, Real Assets und Infrastruktur-ETFs.“ Kurzfristig stimulieren diese Fonds das Wachstum. „Langfristig allerdings bergen sie Risiken“, mahnt Fischer. „Sollten die Erträge gering ausfallen oder ausbleiben, könnten die Fonds die Staatsverschuldung erhöhen – und über Umwege auch inflationsfördernd wirken.“
Moventum/HK