USA: Spiel mit dem Feuer
„Die gegenwärtige Wirtschafts- und Fiskalpolitik in den USA spielt mit dem Feuer“, warnt Bernhard Schmitt, Asset-Management-Experte bei der Liechtensteinischen Landesbank. Das Land lebe über seine Verhältnisse und sei auf stetige Kapitalzuflüsse aus dem Ausland angewiesen.
Immerhin halte gerade China US-Staatsanleihen im Umfang von rund 760 Milliarden US-Dollar. Schon seit Jahren sei die Tendenz fallend; 2013 habe dieser Wert noch bei über 1.300 Milliarden US-Dollar. Im gleichen Zeitraum sind die ausstehenden US-Staatsanleihen kontinuierlich gestiegen. Wenn nun der Handelskonflikt zwischen den USA und China nicht zufriedenstellend gelöst werde, könnte China sich noch stärker von US-Staatsanleihen verabschieden, die Kurse unter Druck geraten und die Zinsen noch weiter steigen.
Tiefrote Bilanz
Schmitt: „Dabei ist gerade die Finanzierung des riesigen Haushaltsdefizits das viel wichtigere Thema in den USA, von dem die Fokussierung der Politik auf die Handelsbilanzdefizite und die Zölle nur ablenkt. Zusammen mit dem Haushalt ist auch die Leistungsbilanz-der USA tiefrot: Die USA konsumieren und investieren mehr, als sie selbst erwirtschaften. Vor allem das Defizit der öffentlichen Finanzen belastet die Leistungsbilanz zusätzlich.
Folglich sollte das US-Haushaltsdefizit ganz oben auf der wirtschaftspolitischen Agenda stehen. Eine Verbesserung würde direkt auf die Leistungsbilanz ausstrahlen und könnte sogar das Handelsbilanzdefizit indirekt verringern, indem die USA zum einen weniger Kapital aus dem Ausland benötigen müssten, und zum anderen der zurückgefahrene Staatskonsum vielleicht auch weniger ausländische Güter nachziehen würde. Eine genaue Quantifizierung für die Handelsbilanz wäre wünschenswert, sie ist aber bedingt durch die vielen makroökonomischen Wechselwirkungen schwierig. Die wichtige Botschaft ist sicherlich, dass weniger neue Staatsschulden ein wichtiges Signal an die Märkte sind: zurück zu Stabilität, zurück zu Vertrauen.“
Anleger sollten aus dem gegenwärtigen Umfeld in den USA drei Schlüsse ziehen:
Viele Fragezeichen
Der Experte abschließend: „Bei einer US-Politik mit so vielen Fragezeichen ist es zuallererst wichtig, in der gesamten Vermögensverteilung ausreichend diversifiziert zu sein. Unsicherheiten können zudem zu erhöhter Volatilität führen. Eine Überprüfung, inwieweit die eigene Anlagestrategie bereit ist, ein höheres Volatilitätsrisiko auszuhalten, ist deshalb immer hilfreich. Und drittens sollten Realwerte im Portfolio nicht zu kurz kommen. Sie helfen bei zeitweise erhöhter Inflation. Speziell europäische Sachwerte sollten von den großen Konjunkturprogrammen in Europa profitieren können.“
LLB/HK