3. Juni 2025

USA: Sorge am Rentenmarkt

Die Politik der Vereinigten Staaten präsentiert sich mitunter sehr chaotisch. Mit Moodys hat die dritte Ratingagentur den USA die Top-Bonität entzogen. Auf dem Rentenmarkt wächst die Sorge. Es analysiert Robert Beer von der Robert Beer Investment GmbH.

Robert Beer, Geschäftsführer Robert Beer Investment GmbH
Robert Beer, Geschäftsführer Robert Beer Investment GmbH

Allein die Zinsausgaben für die knapp 37 Billionen $ Schulden der USA summieren sich 2025 voraussichtlich auf 1,1 Billionen oder etwa 90 Milliarden pro Monat. Tendenz steigend. Für das Gesamtjahr sind etwa 1,9 Billionen neue zusätzliche Schulden veranschlagt. Ein Problem, das auch die Ratingagenturen erkannt haben.

Zinsen zugelegt

Robert Beer: „Auf dem Rentenmarkt wächst daher die Sorge. So haben die Zinsen bei langlaufenden US-Staatsanleihen zuletzt zugelegt. Trotz Konjunktur- und Zoll-Sorgen. Mit 5% liegt die Rendite für 30-jährige Papiere so hoch wie zuletzt vor der Finanzkrise. Die Inflationserwartungen steigen, so dass die Notenbank Zinssenkungen kaum ins Auge fasst. Immobilienkredite werden teurer, Finanzierungskosten für Unternehmen steigen. Ein Phänomen, welches bis auf China weltweit zu beobachten ist. So sind die Zinsen bei japanischen 30-jährigen Anleihen auf über 3% geklettert und damit so hoch wie in Deutschland. Seit 2019 haben langlaufende Japan-Anleihen aufgrund des Zinsanstiegs etwa 45% an Wert verloren. Die Halter dieser Anleihen sitzen somit auf enormen Buchverlusten. Solange Pensionskassen, Lebensversicherer und Co. nicht verkaufen müssen, können Sie diese zwar aussitzen. Dennoch eine alles andere als positive Situation, die schnell eskalieren kann.“

Bemühung um Beruhigung

„Kaum verwunderlich, dass die japanische Notenbank bereits zur Beruhigung bei den Investoren sorgt und eine klare Kommunikation vorantreibt. Auch die Pensionskassen in England, die aufgrund des Zinsanstiegs bei Langläufern 2022 in Bedrängnis gekommen sind, wurden durch Hilfe der Notenbank vor größeren Problemen bewahrt. Drei Jahre später liegen die Zinsen in England nochmals höher, bei derzeit etwa 5,5% für 30-jährige Staatsanleihen. Während weltweit Langfristzinsen steigen, bleiben diese in Deutschland relativ stabil. Und das trotz des im Raum stehenden enormen Investitionsprogramms in Infrastruktur und Rüstung. Ein Grund hierfür sind die enormen Kapitalströme aus den USA nach Europa. Das Kapital fließt in Aktien und Anleihen. Deutsche Aktien notieren auf Allzeithoch, während US-Aktien am Stand von Jahresbeginn stehen. In Euro gerechnet liegen die US-Aktien sogar knapp 10% im Minus. Der EUR/USD-Wechselkurs ist seit Februar von 1,02 USD je Euro auf nun 1,14 angestiegen.

Die deutschen Ausgabenpläne haben eine positive Wirkung auf den Blick in die Zukunft. So sind seit Jahresstart die Kurse der Baukonzerne Strabag, Hochtief und Vinci deutlich gestiegen. Auch Rüstungswerte wie Rheinmetall, Hensoldt und Co. sind im Höhenflug. Nicht zu vergessen Bank- und Finanzwerte, die einerseits von Zinsen profitieren, andererseits auch die Vorhaben finanzieren müssen. Trotz der deutlich gestiegenen Aktienkurse sind viele dieser Werte – historisch gesehen – fair bewertet sowie aufgrund der Dividendenrendite und der Perspektiven interessant.“

Diversifizierte Strategien

„Kritisch werden derzeit neben konjunktursensiblen Chemie- und Autotiteln auch Pharma-Aktien gesehen. Der politische Gegenwind aus den USA führt hier zu reduzierten Erwartungen und niedrigeren Gewinnschätzungen. Durch den gestiegenen EUR/USD sind deutsche Exporte in die USA zudem weniger attraktiv. Zwar ist die Bewertung vieler Unternehmen aus diesen Sektoren deutlich zurückgekommen, ohne steigende Konjunkturaussichten und entsprechende politische Weichenstellungen scheint ein Ende der Schwächephase jedoch noch nicht gekommen.

Unsere Strategien haben die freundliche Entwicklung bei Banktiteln in Europa genutzt, sowie gleichzeitig die Risiken im Griff gehabt und sich im bisherigen Jahresverlauf positiv geschlagen. Getreu dem Motto Chancen nutzen und gleichzeitig Risiken begrenzen sind wir mit unseren risikoadjustierten, breit diversifizierten Strategien auch für die kommenden Monate zuversichtlich.“

Robert Beer/HK

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