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25. August 2022

USA: Rezession rückt näher

In den USA ist die Wirtschaft auch im zweiten Quartal geschrumpft. Roxane Spitznagel, Ökonomin bei Vanguard, hat deshalb die Wachstumsprognose für 2022 nach unten korrigiert. Fazit: Das Rezessionsrisiko in den USA wächst, auch Europa ist gefährdet. 

Roxane Spitznagel, Ökonomin bei Vanguard
Roxane Spitznagel, Ökonomin bei Vanguard

Die Expertin: „Wachstumsraten über Trend halten wir in den USA in den kommenden Quartalen für sehr unwahrscheinlich und erwarten für das Gesamtjahr einen Anstieg der Wirtschaftsleistung zwischen 0,25 und 0,75 Prozent. Noch im Juli waren wir von rund 1,5 Prozent ausgegangen. Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA innerhalb der kommenden 12 bzw. 24 Monate schätzen wir auf 25 bzw. 65 Prozent.“

Zinsen und Rezession

„Auch in der Zinsstrukturkurve achten wir auf Anzeichen einer Rezession: Der Risikoaufschlag zwischen zehn- und zweijährigen Staatsanleihen hat sich umgekehrt, die kurzfristige Effektivverzinsung liegt seit Anfang Juli über der längerfristigen. Allerdings halten wir den Spread zwischen zehnjährigen und dreimonatigen Staatsanleihen für einen zuverlässigeren Rezessionsindikator; seinen Höhepunkt hat dieser mit 227 Basispunkten (BP) am 6. Mai erreicht und lag am 16. August bei nur noch 12 BP.“

Angst in Europa

„Die Wirtschaft der Eurozone ist im zweiten Quartal um 0,6 Prozent gewachsen. Wir erwarten weiterhin eine Wachstumsrate von 2,5 bis 3,0 Prozent in diesem und 0,5 bis 1,5 Prozent im kommenden Jahr, allerdings überwiegen die Negativrisiken. Frühindikatoren deuten auf einen deutlichen Abschwung in Deutschland und Italien hin, laut Daten hat die Angst vor einer Energiekrise und einer Rezession die Konjunkturerwartungen in Europa zudem auf ein 17-Monats-Tief gedrückt.

Die russischen Gaslieferungen nach Deutschland über die Nord-Stream-1-Pipeline (NS1) liegen seit Ende Juli bei unter 30 Prozent ihrer Kapazität. Sollten die Liefervolumen nicht steigen, wären erhebliche Rationierungen und eine Rezession in der Eurozone die Folge. Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession im Euroraum innerhalb der nächsten 12 bzw. 24 Monate schätzen wir weiterhin auf 50 bzw. 60 Prozent.“

Einbruch in China 

 „In China deuten die Wirtschaftsdaten vom Juli auf eine unerwartet schwache Erholung von dem Einbruch im zweiten Quartal hin, besonders die Verbraucherausgaben sind kaum gestiegen. Aufgrund der Datenlage und dem sich ausweitenden Abschwung am Immobilienmarkt haben wir unsere Wachstumsprognose für das Gesamtjahr von 3,0 bis 4,0 Prozent auf 2,5 bis 3,5 Prozent gesenkt.“ 

Gefährdet: Osteuropa

„In den Schwellenländern waren wir noch zu Jahresbeginn von einem Wachstum von 5,5 Prozent ausgegangen, erwarten jetzt jedoch nur noch rund drei Prozent und liegen damit unter dem Konsens; der IWF beispielsweise geht von 3,6 Prozent aus. Die größten Probleme bereiten den Volkswirtschaften der Schwellenländer die steigenden Zinsen in den Industrieländern und die gleichzeitige Wachstumsabkühlung in den USA, im Euroraum und in China. Die europäischen Schwellenländer sind am stärksten von einer Rezession bedroht. Die unsichere Energieversorgung in der Region und die damit verbundenen hohen Preise haben die Zentralbanken zu Zinserhöhungen gezwungen, die die Wirtschaft abwürgen könnten.“

Vanguard/HK

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