USA: Paradoxe Wirtschaft
Die US-Wirtschaft zeigt ein bemerkenswertes Paradox: Sie ist globaler Anker für Investitionen und Innovationen, muss aber gleichzeitig die Auswirkungen politischer Unsicherheiten abfedern. Mike Komoss, Fondsmanager des Vates Aktien USA, analysiert dieses Phänomen.
„Während die Widerstandsfähigkeit der USA auf ihrer technologischen Führungsrolle und der anhaltenden Anziehungskraft für globales Kapital beruht, verursachen politische Entscheidungen kurzfristig erhebliche Kosten.“ Das Paradoxon stehe in scharfem Kontrast zur Entwicklung in Europa, wo strukturelle Schwächen und politische Fragmentierung eine ähnliche Dynamik verhindern und die Kluft zwischen den beiden Wirtschaftsblöcken weiter vergrößern.
Technologie als Treiber
Der Experte: „Das Innovationsgefälle zwischen der EU und den USA ist zudem alarmierend. Das BIP der USA liegt aktuell 50% höher als das BIP Europas, und das Wagniskapital der EU macht nur ein Drittel des US-Niveaus aus. Trotz der politischen Turbulenzen bleibt die US-Wirtschaft ein attraktives Ziel für globales Kapital. Portfoliozuflüsse von 844,8 Milliarden US-Dollar im ersten Quartal 2025 zeigen, dass ausländische Anleger weiterhin vom US-Markt überzeugt sind. Ein beispielloser Investitionsboom, getrieben von KI-Technologien, treibt die Kapitalausgaben voran. Die größten Tech-Unternehmen der Welt, darunter Microsoft, Alphabet, Amazon und Meta, planen 2025 Ausgaben von 320 Milliarden US-Dollar – ein deutlicher Anstieg gegenüber 2024.“
Politische Unsicherheit
Zölle und die Vergeltungsmaßnahmen ausländischer Staaten dürften wiederum das BIP-Wachstum der USA 2025/26 um 0,5 Prozentpunkte pro Jahr dämpfen und die Inflation kurzfristig erhöhen, was einem durchschnittlichen Einkommensverlust von 2.400 US-Dollar pro Haushalt im Jahr 2025 entspricht. Prognosen zeigen zudem einen Verlust von 505.000 Arbeitsplätzen bis Ende 2025.
Komoss: „Der Börsencrash im April 2025 zwang die Regierung, die aggressivsten Zollerhöhungen für 90 Tage auszusetzen. Trotz des Drucks der Regierung hält die Fed an ihrer straffen Geldpolitik fest. Dennoch beweist die US-Wirtschaft Resilienz: Das reale BIP wuchs im zweiten Quartal um 3,3%, getragen von einer starken privaten Nachfrage und Investitionen.“
USA vs. Europa
Der Profi abschließend: „Die US-Wirtschaft zeigt ein bemerkenswertes Dualitätsverhältnis: Sie profitiert von starken Fundamentaldaten und einem dynamischen, durch KI angetriebenen Innovationssystem, während sie gleichzeitig die Last politischer Unsicherheiten und protektionistischer Maßnahmen trägt. Ihre finanzielle und technologische Führungsrolle ermöglicht es ihr, diese Herausforderungen abzufedern und weiter aufzublühen. Diese Widerstandsfähigkeit unterscheidet die USA zunehmend von Europa, das mit strukturellen und politischen Problemen zu kämpfen hat. Das Schicksal der beiden Wirtschaftsblöcke wird davon abhängen, ob die USA ihre Stärken trotz politischer Turbulenzen nutzen können und ob Europa die institutionellen und politischen Hürden überwinden kann.“
Vates/HK