25. Juni 2025

Unternehmen: Wirklich krisenfest?

Unternehmen in Österreich sehen sich angesichts neuer Regulierungen, sowie geopolitischer und technologischer Umbrüche ziemlich krisenfest – gleichzeitig zeigt sich, dass Datenverfügbarkeit, Agilität und die strategische Einbindung von Risikomanagement oft noch nicht voll ausgeschöpft werden.

Das ist das zentrale Ergebnis einer Umfrage von EY Österreich, CRIF und Business Circle, an der 55 Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Größen teilgenommen haben. „In einer Welt, die sich rasch ändert, braucht es mehr als punktuelle Krisenreaktionen. Risikomanagement muss heute ein integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie sein – und Daten bilden dabei das Fundament“, betont Markus Hölzl, Partner bei EY Österreich.

Strukturelle Defizite

Anca Eisner-Schwarz, Geschäftsführerin von CRIF Österreich

Laut Analyse schätzen fast neun von zehn Unternehmen (87,3 %) ihre Organisation als stark oder sehr stark widerstandsfähig gegenüber Krisen ein. Doch der kritische Blick offenbart Schwächen: 38,2 Prozent messen ihre Resilienz nicht. „Diese Lücke zwischen Selbstbild und Realität ist riskant. Gerade in Krisenzeiten zeigt sich, wie wichtig es ist, Resilienz nicht nur zu behaupten, sondern messbar zu machen und kontinuierlich weiterzuentwickeln“, sagt Anca Eisner-Schwarz, Geschäftsführerin von CRIF Österreich. Mehr als ein Fünftel der Unternehmen (21,8 %) hat keine eigene Risikomanagement-Abteilung oder -funktion. Bei knapp der Hälfte (47,3 %) ist weniger als eine Vollzeitkraft dafür zuständig. 30 Prozent der Firmen mit weniger als 50 Mitarbeitenden geben auch an, dass sie keine Ressourcen für Risikomanagement bereitstellen.

Krisenlandschaft: Aktuelle Risiken

Die Unternehmen sehen aktuell vor allem Marktrisiken (69,1 %) als größte Herausforderung, gefolgt von Technologie- (45,5 %), Finanz- (43,6 %) und geopolitischen Risiken (40,0 %). Auch Personalrisiken (29,1 %) gewinnen zunehmend an Bedeutung. Für die kommenden Jahre erwarten die Unternehmen einen Anstieg bei geopolitischen Risiken (47,3 %) und Personalrisiken (45,5 %), während Marktrisiken (56,4 %) und Technologie-/Cyberrisiken (41,8 %) weiterhin auf hohem Niveau bleiben. Gerhard Pichler, Geschäftsführer des Business Circle: „Diese Einschätzungen verdeutlichen, dass Unternehmen immer stärker vernetzte und globale Zusammenhänge im Blick behalten müssen, um langfristig erfolgreich zu bleiben.“

Selbstbild oft stark

70,9 Prozent der Unternehmen schätzen ihre Reaktionsfähigkeit auf Veränderungen als agil oder sehr agil ein. Dennoch überwacht etwa ein Drittel (34,5 %) externe Entwicklungen zur Ableitung akuten Handlungsbedarfs nur schwach. Positiv ist jedoch, dass 78,2 Prozent Erkenntnisse aus vergangenen Krisen zumindest teilweise in die Strategie einfließen lassen.

Ein zentrales Hindernis für proaktives Risikomanagement bleibt der Mangel an Daten. 45,5 Prozent der Unternehmen geben an, dass ihnen die notwendigen Informationen für eine aktive und agile Steuerung nicht zur Verfügung stehen. Nur 14,5 Prozent haben vollständigen Zugriff auf Echtzeitdaten, während 45,5 Prozent kaum oder gar keine Echtzeitinformationen nutzen können. Die Studie zeigt deutlich, dass Unternehmen vor allem in der konsequenten Nutzung von Daten und Technologien noch aufholen müssen, um Risiken wirklich als Chancen zu verstehen. Wer heute datengetrieben arbeitet, kann nicht nur schneller und präziser reagieren, sondern auch Wettbewerbsvorteile schaffen.

Kaum Vorbereitung auf AI-Act

Zwar setzen bereits 36,4 Prozent der Unternehmen Technologien wie KI oder Automatisierung im Risikomanagement ein, gleichzeitig aber ist die Vorbereitung auf die neue EU-Verordnung (AI-Act) erschreckend gering: Fast zwei Drittel (63,6 %), der durch den AI-Act betroffenen Unternehmen, haben bisher kaum oder keine Maßnahmen gesetzt, 27,3 Prozent sind sich der Anforderungen noch nicht oder nur wenig bewusst. Nur 13,7 Prozent der Unternehmen bewerten ihr Wissen über die Anforderungen des AI-Acts als sehr hoch.

Die Risikomanagement-Studie kann hier angefordert werden.

CRIF/HK

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