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24. Februar 2022

Ukraine: Krise wird zum Krieg

Letzte Nacht ist passiert, was US-Geheimdienste befürchtet hatten – eine russische Invasion der Ukraine hat begonnen. Damit geht Putin über das erwartete, ursprünglich auf die Ost-Ukraine begrenzte Gebiet hinaus. Der Krieg wird auch Energiepreise weiter nach oben treiben.

Thomas Böckelmann
Thomas Böckelmann, leitender Portfoliomanager der Vermögensmanagement Euroswitch

„So unberechenbar die politische Eskalation und Lage ist, so greifbar sind jetzt doch die denkbaren weltwirtschaftlichen Auswirkungen“, so Thomas Böckelmann, leitender Portfoliomanager von Euroswitch.

Energiepreise steigen

„Russland und Ukraine sind für die allgemeine Entwicklung der Weltwirtschaft eher unbedeutend. Sie spielen jedoch eine große Rolle als Energie- und Getreidelieferant. Es ist davon auszugehen, dass entweder durch politischen Willen Russlands (Erpressung), durch regionale Zerstörung oder auch schlichtweg durch Sanktionen des Westens diese Lieferungen dramatisch zurückgehen werden und damit die entsprechenden Marktpreise steigen.

Jenseits der militärischen Eskalation hängen die wirtschaftlichen Auswirkungen in Ausmaß und Dauer jetzt vor allem vom Willen und der Geschlossenheit des Westens und natürlich auch von der chinesischen Reaktion ab. Geht China auch den irrationalen russischen Weg und stellt sich an Putins Seite? Oder bleibt der nach Wirtschaftsleistung gemessen zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt ein tragbares Verhältnis zum Westen mit seinen vielen zahlungskräftigen Konsumenten und High-Tech-Unternehmen wichtiger? Wir hoffen letzteres…“

Geschlossen gegen Kriegstreiber

„Eine echte Geschlossenheit des Westens hingegen würde sogar neue Zukunftsperspektiven eröffnen, zumal Putin damit nicht zu rechnen scheint. Russland droht dank der Monostruktur seiner Wirtschaft der ökonomische Selbstmord, wenn niemand sein Öl und Gas kauft. Ein völliger Importverzicht russischen Öls und Gas würde natürlich Deutschland dank seiner verfehlten Energiepolitik besonders hart treffen. Aber selbst eine Verdoppelung der Marktpreise könnte leicht abzufedern sein, wenn die Politik endlich ihre Eingriffe in die Märkte (hohe Steuern, Anm.) reduziert.“

Bremse für Zinsen?

„Bleibt also die Zinsfrage – eigentlich müssten diese angesichts der Inflation weiter steigen – der erneute Krisenmodus könnte aber dazu führen, dass die befürchteten Anstiege im Ausmaß schwächer ausfallen. Ein Szenario, das die internationalen Anleihemärkte schon länger einpreisen. Die aktuell gemessenen hohen Inflationsraten könnten durchaus noch weiter anziehen, bevor Basiseffekte und auch eine wirtschaftliche Abschwächung zu einer Gegenbewegung führen – dennoch erscheinen niedrige Inflationsraten <2 % mittelfristig eher unwahrscheinlich, sodass Zinsengagements nach Abzug der Inflation weiterhin vermögensvernichtend bleiben. Realwerte wie Aktien, Immobilien, Infrastruktur aber auch Rohstoffe bleiben auch im stagflationären Umwelt im Fokus.“

Gold als Krisenwährung

„Jenseits der Aktien haben sich die Szenarien nicht verändert und Gold kann mal wieder sein Potenzial als Krisenversicherung ausspielen. Es ist aber zu erwarten, dass die täglichen Wertschwankungen weiter überdurchschnittlich hoch bleiben.“

Euroswitch/HK

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