4. Dezember 2025

Trump: Nach dem Zoll-Schock

Die Rückkehr Trumps ins Weiße Haus hat die Unsicherheit im globalen Handel wieder angefacht und gipfelte in den sogenannten „Liberation Day“-Zöllen, die Schockwellen durch die Finanzmärkte sandten. Leo Morawiecki, Investment Specialist für Fixed Income bei Aberdeen Investments, analysiert die Situation.

Leo Morawiecki, Investment Specialist für Fixed Income bei Aberdeen Investments

Nach Trumps Comeback haben sich die Konturen eines neuen globalen Handelssystems abzuzeichnen begonnen. Zwischen den USA und mehreren wichtigen Handelspartnern sind „Rahmenabkommen” entstanden, die weniger formell und weit weniger detailliert sind als traditionelle Handelsabkommen. Allerdings unterstreicht die jüngste Eskalation zwischen den USA und China die Fragilität dieses sich entwickelnden Systems. Sollte der Oberste Gerichtshof der USA Trumps Anwendung des International Emergency Economic Powers Act für unzulässig erklären, könnten viele dieser informellen Vereinbarungen nicht mehr durchsetzbar sein.

Ausblick 2026

Morawiecki: „Die Handelspolitik der USA sowie das Tempo und der Umfang der Zinssenkungen durch die Fed werden entscheidende Faktoren für die globale Liquidität und die Marktstimmung gegenüber Schwellenländern sein. Die Fed wird die verzögerten inflationären Auswirkungen der Zollerhöhungen im Auge behalten. Die Schwäche der Arbeitsmarktdaten – insbesondere der Zahlen zu den Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft – dürfte jedoch ausreichen, um weitere geldpolitische Lockerungen zu motivieren.

Die Beeinträchtigung des potenziellen US-Wachstums durch Zölle und eine strengere Migrationspolitik ist unerwünscht. Allerdings dürfte dies zumindest den Abwärtsdruck auf den US-Dollar aufrechterhalten. In den Schwellenländern kann der disinflationäre Druck durch Überkapazitäten in der chinesischen Fertigungsindustrie zu einer weiteren Preisberuhigung beitragen. Auch die straffere Haushaltspolitik der Regierungen wird eine Rolle spielen. All dies dürfte die Hürden für die Zentralbanken der Schwellenländer senken, ihre Leitzinsen zu senken, und damit ein solides Umfeld für die Schwellenländer-Anleihemärkte schaffen.“

Schwellenländeranleihen in Hartwährung – Wende

„Die Frage lautet nun: Was bedeuten diese konkurrierenden Kräfte für Anleger in Schwellenländeranleihen? Die Kreditspreads haben sich im Laufe der Jahre 2024 und 2025 verengt, wobei die deutlichsten Bewegungen am unteren Ende des Kreditratingspektrums zu verzeichnen waren – bei Titeln mit CCC-Rating und solchen, die sich in Zahlungsverzug bei ihren Auslandsschulden befinden oder gerade aus diesem herauskommen. Wie bei den meisten Kreditmärkten sind die Spreads eng, was die Sichtweise auf Schwellenländeranleihen verändert. Jetzt dreht sich alles um den Carry Trade. Die Renditen von Mainstream-Schwellenländeranleihen liegen bei 8,5 %, verglichen mit 8 % für US-Hochzinsanleihen. In den Frontier-Märkten liegen die Renditen bei über 10 % – eine attraktive Rendite im Vergleich zu fast allen anderen Bereichen des Anleihemarktes.

Die Ironie dabei? Trotz zweijähriger starker Performance verzeichnet diese Anlageklasse seit drei Jahren Nettoabflüsse. Aber die Einstellung der Anleger beginnt sich zu ändern. Seit Anfang April verzeichnen Staatsanleihen in Hartwährung seit elf Wochen in Folge Zuflüsse. Nach einem Tiefstand von minus 9,8 Milliarden US-Dollar im April liegen die Zuflüsse laut JP Morgan seit Jahresbeginn nun bei plus 4 Milliarden US-Dollar. Was steckt hinter dieser Veränderung? Die Fundamentaldaten der Staatsanleihen aus Schwellenländern verbessern sich. Der Primärmarkt hat sich für viele Emittenten von Hochzinsanleihen wieder geöffnet. Mehrere Länder haben geringe Fälligkeitspläne und geringere Haushaltsdefizite. Die US-Geldpolitik ist nur ein Faktor, der die Renditen von Schwellenländeranleihen beeinflusst. Aus diesem Grund bleiben wir auch mit Blick auf das Jahr 2026 konstruktiv gegenüber dieser Anlageklasse.“

Lokale Währungen – Aufwärtspotenzial

„Was die lokalen Märkte angeht, bleiben wir positiv und glauben, dass die Renditen durch einen schwächeren US-Dollar und niedrigere Zinsen in den Schwellenländern gestützt werden können. Der JP Morgan GBI Global Diversified Index hat im Jahr 2025 (Stand: 17. Oktober 2025) eine Rendite von über 15 % erzielt, wobei Devisengewinne über 6 % dazu beigetragen haben. Die Mittelzuflüsse in Strategien in lokaler Währung belaufen sich auf insgesamt über 7 Mrd. US-Dollar – ein bescheidener Wert, aber eine deutliche Verbesserung gegenüber den Vorjahren. Wie erwähnt, wird die Zinssenkung der Fed zum Jahresende den Aufwärtsdruck auf den Dollar verringern und den Zentralbanken der Schwellenländer mehr Spielraum geben, um die Zinsen gegebenenfalls zu senken.

Wir erwarten für 2026 eine weiterhin starke Performance der lokalen Währungen, sowohl aus Zins- als auch aus Wechselkurssicht. Darüber hinaus wird die Diversifizierung der Anleger weg von den USA hin zu Schwellenländeranleihen in lokaler Währung den Sektor stützen. Zuvor hatten große US-Geldmanager ihre Allokationen von Schwellenländeranleihen weg und hin zu privaten Krediten (im Wesentlichen US-Investitionen in US-Kapitalmärkte) verlagert. Dieser Trend kehrt sich nun um, wenn auch langsam, da große Institutionen wie Versicherungen und Pensionsfonds Zeit benötigen, um ihre Vermögensallokation anzupassen. Dennoch glauben wir, dass dieser Trend Bestand haben wird.“

Schwellenländer: Positiv

„Die Rückkehr von Präsident Trump hat die Schwellenländer auf die Probe gestellt – von politischen Entscheidungen bis hin zu Zöllen. Dennoch haben viele Länder sein Comeback nicht nur überstanden, sondern sind sogar gestärkt daraus hervorgegangen. Einige befinden sich in einer soliden Haushaltslage und haben ihre Handelspartnerschaften nach Trump 1.0 neu ausgerichtet. Ein schwacher US-Dollar und Zinssenkungen in den Schwellenländern stützen diese Anlageklasse zusätzlich. Für Anleger gehören hohe einstellige Renditen nach wie vor zu den attraktivsten Angeboten auf den Anleihemärkten. Deshalb bleiben wir auch mit Blick auf das Jahr 2026 konstruktiv gegenüber den Schwellenländern eingestellt.“

Aberdeen Investments/HK

Disclaimer: Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung von Investments zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Aktien können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls auch weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.geld-magazin.at repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Inhalte von www.geld-magazin.at wurden sorgfältig erstellt, unbeabsichtigt fehlerhafte Darstellungen können jedoch nicht ausgeschlossen werden. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Die 4profit Verlag GmbH lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.

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