Teures Wohnen: Ausweg gesucht
Wohnen in Österreich wird teurer und teurer. Das gilt gleichermaßen für Kauf als auch Miete. Wie kann man gegensteuern? Im Raum schwebt die heiß diskutierte Leerstandsabgabe, dafür gibt es Pro- und Contra-Argumente.
Seitens der Österreichischen Mietervereinigung (MVÖ) heißt es: „Mehr als 35 Prozent ihres Einkommens müssen Haushalte durchschnittlich bereits fürs Wohnen ausgeben. Hauptpreistreiber sind die Mieten, die seit Jahren doppelt so stark steigen wie die Einkommen.“
Leerstand begrenzen
Die MVÖ fordert daher ein Mietrecht für alle mit klaren Mietzinsobergrenzen, die Einschränkung der Befristungsmöglichkeiten, sowie eine Senkung der Betriebs- und Kautionskosten. Sie will außerdem, dass Leerstände nach sechs Monaten verpflichtend gemeldet werden müssen und eine Abgabe für Wohnungen und Geschäftsräumlichkeiten, die unbegründet länger leer stehen.
Geringer Effekt?
Markus Arnold, CEO und Gründer von Arnold Immobilien, meint zum Thema: „Ich kann die Diskussion über Leerstände und die damit verbundenen Fragen bei der Allokation von Wohnraum, gerade in Krisenzeiten, gut verstehen. Aus meiner Sicht sind aber vorgeschriebene Zwangsregelungen zum Beispiel über Steuern und Abgaben nicht der optimale Weg. Von der tatsächlichen Kontrollierbarkeit einmal ganz abgesehen.“
Was die Auswirkungen einer Leerstandsabgabe auf die Mietpreise betrifft, geht Arnold von einem eher geringen Effekt aus: „Denn sogar, wenn Leerstände jetzt vermehrt auf den Markt kommen, sind die Auswirkungen je Assetklasse und Lage sehr unterschiedlich zu bewerten, wodurch ein direkter Lenkungseffekt schwer nachzuweisen sein wird.“
„Verpetzen“ droht
Bruno Ettenauer, CEO der S Immo, äußert sich ähnlich: „Ich halte die Leerstandsabgabe für wenig sinnvoll, da ich nicht denke, dass sie den erwarteten Lenkungseffekt haben wird. Für die S Immo als Bestandshalterin erwarte ich keine Änderungen, da wir sowieso stets bemüht sind, Leerstände so gering wie möglich zu halten.“
Gerald Beck, Geschäftsführer UBM Development Österreich, zeigt sich ebenfalls sehr skeptisch: „Ich habe noch kein effizientes System kennen gelernt, wie man eine Leerstandsabgabe umsetzen kann. Meine Befürchtung ist, dass der dieses Thema in eine Administrationsorgie mit Whistleblower-Geschmack ausartet und das wahre Problem nicht adressiert.“ Wobei „Whistleblowing“ in diesem Zusammenhang so zu verstehen ist, dass Personen anfangen ausfindig zu machen, wo Vermieter über lange Zeit einen Leerstand haben und dann die Personen „verpetzt“ bzw. meldet.
Deckel drauf?
Neben der Leerstandsabgabe wird auch ein Mietpreisdeckel diskutiert, wie er etwa in Berlin eingeführt worden ist. Dazu Beck: „Mietpreisdeckel haben leider eine verminderte Vermietungsleistung zur Folge, wodurch der gegenteilige Effekt eintritt. Einige wenige haben zwar das Glück, geringfügig niedrigere Mieten zu bezahlen. Mietwohnungen werden aber vom Markt genommen und als Eigentumswohnungen verkauft, der Druck für Wohnungssuchende wird größer. Vermieterseitig sinken die Kosten durch einen Mietpreisdeckel aber auch nicht automatisch, im Gegenteil – Renovierungen und Instandhaltungen werden teurer.“
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