21. Mai 2025

Tech im Umbruch

Zu Beginn des Jahres geraten Technologiewerte unter Druck: Marktvolatilität, geopolitische Spannungen und neue Zölle bremsen vor allem KI-getriebene Geschäftsmodelle aus. Doch gerade in dieser Phase des Umbruchs eröffnen sich für langfristig orientierte Anleger neue Chancen.

Lei Qiu, Chief Investment Officer —Thematic Innovation Equities

Vorausgesetzt, sie erkennen, welche Unternehmen sich in einer zunehmend kapitalintensiven Welt durchsetzen können. Preissetzungsmacht wird dabei zum entscheidenden Erfolgsfaktor, analysiert Lei Qiu, Chief Investment Officer – Thematic Innovation Equities bei AllianceBernstein.

Tech unter Druck

„Technologieaktien wurden Anfang 2025 stark von der Marktschwankung erfasst – besonders hart traf es Unternehmen mit Bezug zur KI. Spätestens mit dem Durchbruch des chinesischen KI-Startups DeepSeek im Januar, begann die Euphorie des Marktes für KI-getriebene Tech-Firmen ein jähes Ende zu finden – die Unsicherheit aufgrund Trumps Zölle trug zu einem dauerhaften Dämpfer für diesen Sektor bei. Diese Turbulenzen werden sich mit der Zeit legen, wenn sich die aktuellen Treiber der Instabilität wieder normalisieren. Bis dahin eröffnet der große Umbruch in der Tech-Branche jedoch attraktive Chancen für langfristig orientierte Anleger – vorausgesetzt, sie wissen, worauf sie ihren Fokus legen müssen.“

Neue Zeiten

„Die Welt verändert sich. Neue geopolitische Spannungen und rasante technologische Entwicklungen führen dazu, dass Unternehmen stärker investieren – sei es in neue Lieferkettenstrukturen oder in KI-Rechenzentren der nächsten Generation. Kurz gesagt: Wir leben zunehmend in einer Welt wachsender Kapitalintensität. Für Investoren stellt sich damit die Frage, welche Unternehmen künftig Technologieführer sein werden – und wer robuste Renditen auf das investierte Kapital erzielen kann. Im Kern läuft alles auf einen entscheidenden Faktor hinaus: Preissetzungsmacht. Letztendlich werden jene Unternehmen erfolgreich sein, die über nachhaltige Preissetzungsmacht verfügen – gerade in einer Welt, in der Investitionen wieder wichtiger werden. Preissetzungsmacht zeichnet sich mit drei zentralen Merkmalen aus:

1. Belastbares Geschäftsmodell

Unternehmen mit stabilen Geschäftsmodellen verfügen über belastbare Wettbewerbsvorteile – etwa durch strategische Forschung und Entwicklung oder durch skalierte Produktionskapazitäten, die auch Störungen standhalten.

2. Fokus auf strategische Branchen

In Zeiten zunehmenden Protektionismus müssen Investoren prüfen, auf welche Produkte und Dienstleistungen nicht verzichtet werden kann. Gefragt sind differenzierte, schwer imitierbare Angebote – die „neuen Grundbedürfnisse“ der digitalen Welt. Dazu gehören etwa Schlüsselkomponenten für Smartphones oder KI-Server. Wer technologische Basisprodukte für strategisch relevante Sektoren liefert, kann sich von der Masse abheben – unabhängig von kurzfristigen Konjunkturzyklen.

3. Starke Bilanzkennzahlen

In einer von Zöllen geprägten Welt sind Unternehmen mit starken Bilanzen besser aufgestellt: Sie können makroökonomische Belastungen abfedern und gleichzeitig gezielt in strategische Projekte investieren. Wer finanziell solide aufgestellt ist, verfügt über die nötige Ausdauer, um langfristige Strategien auch in volatilen Phasen umzusetzen.

Um Gewinner in diesem Umfeld zu identifizieren, müssen Anleger berücksichtigen, welche Renditen Unternehmen langfristig erzielen und nicht, was sie heute verdienen. Unternehmen sollten nicht dafür bestraft werden, wenn sie heute strategische Investitionen tätigen. Umgekehrt sollten Unternehmen nicht dafür belohnt werden, wenn sie aufgrund chronischer Unterinvestitionen Phantomgewinne erzielen. Für diese Analyse ist es unerlässlich, die zukünftige Preissetzungsmacht eines Unternehmens zu verstehen. Nirgendwo ist dies wichtiger als in der Technologiebranche. Immerhin weißt diese von allen Sektoren die größte Streuung der Kapitalrenditen auf. Das liegt daran, dass die Belohnungen – beispielsweise angemessene Investitionen oder die Führungsrolle in einem Produktzyklus – in einem Sektor mit dem höchsten Innovationsgrad am größten sind. Ebenso sind die Nachteile von Unterinvestitionen – wie Überkapazitäten oder verpasste Produktzyklen – am extremsten.“

AllianceBernstein/HK

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