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6. April 2021

Serie: Strategie der Privatbanken

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Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

Wie positionieren sich führende Privatbanken im aktuellen Marktumfeld? Das GELD-Magazin hat in einer Interview-Serie nachgefragt (Teil 1 von 5). Christian Nemeth, CIO der Zürcher Kantonalbank Österreich, sieht eine Sektorrotation hin zu Zyklikern.

Christian Nemeth, CIO der
Zürcher Kantonalbank Österreich

Wie schätzen Sie die Situation der Weltwirtschaft jetzt und in naher Zukunft ein?

Christian Nemeth: Corona hat das wirtschaftliche Geschehen vor allem in der Erstphase während des Frühjahrs 2020 massiv geprägt und für einen schweren Rückgang gesorgt. Auch wenn die von den Regierungen verordneten Beschränkungen weiterhin die Unternehmen belasten, haben die negativen Auswirkungen abgenommen. Insbesondere Industrie und Gewerbe konnten mit den Rahmenbedingungen zuletzt gut umgehen, der Dienstleistungssektor leidet naturgemäß stärker. Insgesamt ist aber in einigen Bereichen eine gewisse Resilienz zu beobachten. Die Immunisierung großer Bevölkerungsteile bleibt jedoch als zentrale Bedingung für eine Rückkehr zur persönlichen und wirtschaftlichen Normalität bestehen.

Wie beurteilen Sie die Situation der Aktienmärkte? Lässt sich in gewissen Bereichen eine Blasenbildung feststellen?

Christian Nemeth: Wachstumswerte und im speziellen die großen Technologietitel waren lange Zeit im Fokus und galten als die Gewinner der Corona-Krise. Die Unternehmen aus diesen Branchen profitierten von einem sprunghaft angestiegenen Interesse an Digitalisierung und Technologisierung. Auch wenn einige Einzelwerte aus diesem Bereich sehr starke Kurssteigerungen verzeichneten, sehen wir hier keine allgemeine Blasenbildung.

Seit im November die ersten Erfolgsmeldungen aus der Impfstoffentwicklung gemeldet wurden, hat eine Sektorrotation eingesetzt. In den letzten Monaten standen vermehrt zyklische Sektoren sowie Finanztitel in der Gunst der Anleger. Wir gehen davon aus, dass dieser Trend weiter anhalten wird, würden aber auch Wachstumsaktien nicht komplett abschreiben. Die in den letzten Monaten anziehenden Anleiherenditen haben aber hoch bewertet Technologieaktien unter Druck gebracht.

Für welche Aktien-Regionen sind Sie optimistisch eingestellt?

Christian Nemeth: Regional bevorzugen wir die USA und die Emerging Markets. Beide Regionen zeigen derzeit eine sehr dynamische Entwicklung. In Europa haben wir ein leichtes Untergewicht, da wir hier anhaltend strukturelle Probleme sehen und die Erholung aus der Krise doch holpriger verläuft. Im pazifischen Raum bzw. Japan sind wir neutral positioniert. Generell wurde das Portfolio in den letzten Monaten stärker zyklisch aufgestellt um von dem erwarteten wirtschaftlichen Aufschwung zu profitieren.

Welche Sektoren erscheinen interessant?

 Christian Nemeth: Wir sehen derzeit mehr Chancen für zyklische Sektoren, die von der konjunkturellen Erholung profitieren. Branchen wie zyklischer Konsum, Energie, Automobil oder Industrie werden von Nachholeffekten aber auch von der generell besseren wirtschaftlichen Lage begünstigt. Finanztitel, die lange Zeit ein Schattendasein führten, profitieren von den gestiegenen Anleiherenditen und werden zunehmend attraktiv. Im Gegenzug sind wir vorsichtiger geworden bei zinssensitiven Sektoren oder dem Technologiebereich, der aufgrund seiner hohen Bewertung und den langfristig sehr optimistischen Wachstumsannahmen eine lange Duration aufweist. 

Erklären Sie bitte auch Ihre übergeordnete Investmentstrategie.

Christian Nemeth: Wir bevorzugen gut diversifizierte und international ausgerichtete Portfolios. Auch in einer globalisierten Welt entwickeln sich die einzelnen Regionen und Wirtschaftsräume unterschiedlich und ermöglichen dem Anleger durch ein breites Anlageuniversum die Schwankungen in seinem Portfolio zu reduzieren. Wir messen daher der langfristig strategischen sowie der mittelfristig taktischen Asset Allocation einen hohen Stellenwert bei. Um Klumpenrisiken zu vermeiden, fokussieren wir uns bei der Umsetzung der aktuellen Anlagepolitik auf den Einsatz von ausgewählten aktiven und passiven Investmentfonds bzw. ETFs.

Harald Kolerus 2-e1666618640728
Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

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