21. August 2025

Schwellenländer: Stiller Boom

Auf der Suche nach Alternativen zu US-Aktien fließt zunehmend Kapital in Schwellenländer – sowohl in Aktien-ETFs als auch in Staatsanleihen. Im zweiten Quartal überzeugten die Märkte mit starken Zuflüssen und robuster Entwicklung, selbst in einem von Zöllen und Volatilität geprägten Umfeld.

Suparna Sampath, Fixed Income Product Specialist bei Vanguard Europe

Suparna Sampath, Fixed Income-Expertin bei Vanguard Europe, kommentiert: „ETFs auf Schwellenländeraktien konnten im zweiten Quartal 4,6 Milliarden US-Dollar einsammeln – und damit ihr Ergebnis vom ersten Quartal deutlich um 38 Prozent übertreffen. Die wachsende Nachfrage lässt darauf schließen, dass Anlegerinnen und Anleger durch regionale Diversifizierung möglichst früh am Potenzial dieser Märkte partizipieren wollen.“

Interessante Aktien und Anleihen

„Tatsächlich spricht im aktuellen Umfeld einiges dafür, in Schwellenländer zu investieren: Während die Bewertungen in den USA zurückgehen, ist in den Emerging Markets Gewinnwachstum zu günstigeren Kursen zu haben. Außerdem können Anlegerinnen und Anleger mit Schwellenländeraktien in die Realwirtschaft jenseits der technologie-dominierten Mega-Caps investieren und damit Konzentrationsrisiken reduzieren. Zwar ist der Markt volatiler, die Diversifizierungsvorteile sind jedoch erheblich: Schwellenländer unterscheiden sich häufig in ihren Konjunkturimpulsen und -zyklen von den Industrieländern und können so zu einer beständigeren Wertentwicklung beitragen.

Die Vorteile beschränken sich jedoch nicht nur auf die Aktienmärkte, sondern längst auch auf den Bereich Fixed Income. Auf den Zollschock zu Beginn des zweiten Quartals reagierten die Anleihemärkte zunächst mit Volatilitätsausschlägen, konnten sich jedoch im Zuge der Verhandlungen in den darauffolgenden Monaten etwas erholen. Positiv wirkt weiterhin die Dollar-Abwertung, die den Schwellenländern die Bedienung ihrer Schulden erleichtert. Weitere positive Impulse kamen unter anderem aus Argentinien, wo die Regierung erfolgreich ihre Kapitalverkehrskontrollen aufgehoben und damit eine Kursrallye argentinischer Staatsanleihen ausgelöst hat.“

Gewinner der Rallye

„Insgesamt gehörten Anleihen aus Schwellenländern zu den Gewinnern der Risikorallye im zweiten Quartal. Die Risikoaufschläge auf Staatsanleihen in Hartwährung, die sich im ersten Quartal wenig bewegt hatten, gingen im zweiten Quartal um 27 Basispunkte zurück. Mit ihrer Kombination aus Duration und Spreads können die Staatsanleihen der Emerging Markets in Hartwährung ein Portfolio effektiv diversifizieren. Der Hintergrund: Wenn die Nachfrage nach Unternehmensanleihen in einem Risk-on-Markt deutlich steigt, gehen in der Regel auch die Risikoaufschläge zurück. Das heißt, die Kurse von Staatsanleihen in den Emerging Markets steigen.

Gewinner der Risikorallye

Auch die im Vergleich zu anderen Marktsegmenten höhere Duration zahlt sich in der Regel aus, wenn die Renditen sinken. Die hohen Effektivzinsen lassen zudem auch bei volatilen Risikoaufschlägen oder volatiler Duration attraktive Carry-Renditen erwarten. Selbst innerhalb der Schwellenländer haben Staatsanleihen in Hartwährung höhere Renditen abgeworfen als Unternehmensanleihen. Zudem sind Anleihen staatlicher und quasi-staatlicher Emittenten günstiger bewertet und können Risiken in Stressphasen effektiver reduzieren als Unternehmensanleihen, insbesondere wenn Spannungen in den internationalen Handelsbeziehungen die Margen der Unternehmen belasten. Die robuste Kursentwicklung im zweiten Quartal machte sich auch in steigenden Mittelzuflüssen in ETFs auf Anleihen aus Schwellenländern und damit in einem günstigen technischen Umfeld bemerkbar.“

Vanguard/HK

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