Schwellenländer: Exotische Anleihen
Schwellenländeranleihen haben jüngst wieder das Interesse von Anlegern gewonnen. Sven Lang, Portfolio Manager bei LGT Capital Partners, beleuchtet sieben exotische Länder für potenzielle Investments. Wobei Risken beachtet werden müssen.
„Die Wirtschaft Sambias hat bereits im vierten Quartal 2024 begonnen sich zu erholen. Für das gesamte Jahr 2024 lag das Wirtschaftswachstum bei 4 % und damit deutlich über den Erwartungen. Die anhaltende Erholung wurde nicht nur vom Bergbausektor, sondern auch vom Bankwesen, dem Baugewerbe und der Telekommunikation getragen. Demgegenüber belasteten der Agrarsektor und die Stromversorgung aufgrund ungünstiger Wetterbedingungen weiterhin das Wachstum. Für 2025 kann der Ausblick trotz der insgesamt verschlechterten globalen Stimmung als konstruktiv bezeichnet werden.“
Kenia: Wolken am Horizont
„Der kenianische Anleihemarkt und der kenianische Schilling haben sich in den letzten 14 Monaten gut entwickelt. Im gleichen Zeitraum konnte die Zentralbank Devisenreserven aufbauen, die zu Beginn des Jahres 2024 auf einem kritischen Niveau waren. Diese positiven Entwicklungen trugen zwar zur Wiederherstellung des Vertrauens der Investoren bei; das Land hatte aber mit der Konsolidierung seiner Staatsfinanzen zu kämpfen. Die Pläne der Regierung zur Bewältigung dieser finanziellen Herausforderungen lösten soziale Unruhen und Proteste aus.“
Dominikanische Republik: Stabiles Wachstum
„Die Dominikanische Republik verzeichnet seit langem ein stetiges Wirtschaftswachstum von 5 Prozent pro Jahr. Im Land herrscht ein starker Zusammenhalt, und die bisherigen Regierungen haben einen stetigen Reformkurs verfolgt. Das größte kurzfristige Risiko für das Wachstumspotenzial ist die starke Korrelation zwischen dem Wachstum der US-Wirtschaft und dem der Dominikanischen Republik.“
Costa Rica: Investment-Grade-Rating?
„Das Schwellenland kann eine sehr positive Entwicklung vorweisen, mit einer guten Reformbilanz und einer diversifizierteren und stabileren Wirtschaft. Costa Ric hat in den letzten Jahren eine positive Ratingentwicklung verzeichnet und ist in absehbarer Zukunft ein potenzieller Kandidat für ein Investment-Grade-Rating, nicht zuletzt weil die Staatsverschuldung im Verhältnis zum BIP von fast 70 % im Jahr 2021 auf schätzungsweise 55 % im Jahr 2025 gesunken ist. Die derzeit im Parlament diskutierte Eurobond-Gesetzgebung könnte Rating-Upgrades beschleunigen.“
Brasilien: Auf Messers Schneide
„Brasilien ist wieder dort angelangt, wo es vor dem Inflationsboom in den Jahren 2021 und 2022 stand, der die Steuereinnahmen und das zugrunde liegende BIP ankurbelte. Das Land kämpft nun erneut gegen die Wahrnehmung der Anleger, dass die Fiskalpolitik dominiert. Obwohl die brasilianische Zentralbank ihre Unabhängigkeit bewahrt hat, ist die Bruttoverschuldung im Verhältnis zum BIP auf 90 % gestiegen. Daher ist fraglich, wie das Land weiterhin Kredite in zweistelliger Höhe aufnehmen, private Investitionen verdrängen und dennoch wachsen kann.
Der aktuelle Realzinssatz von über 9 % ist dennoch sehr attraktiv, wir gehen davon aus, dass sich die lokale Anleihekurve in naher Zukunft gut entwickeln wird. Bei den Wahlen 2026 könnte Präsident Lula da Silva von einem rechtsgerichteten Kandidaten herausgefordert werden. Dies würde wahrscheinlich zu einer positiven Veränderung der in den brasilianischen Anleiherenditen enthaltenen Risikoprämien führen, je näher die Wahlen rücken.“
Kolumbien: Schock-anfällig
„Das Fehlen eines glaubwürdigen Plans zur Bekämpfung des Defizits dürfte die kolumbianischen Risikoprämien hoch halten, bis es Anzeichen für einen möglichen politischen Wandel gibt. Trotz einer sehr attraktiven Realrendite ist Kolumbien derzeit anfällig für wirtschaftliche Schocks, da es weniger Spielraum bei seinen Finanzierungsoptionen hat.“
Georgien: Unsichere Politik
„Georgien verzeichnet seit der Covid-Pandemie ein starkes Wirtschaftswachstum von durchschnittlich 9 % pro Jahr. Das Land profitiert von der geopolitischen Lage in der Region und zieht Kapital, Handel und Menschen an. Während die makroökonomischen Rahmenbedingungen für das Schwellenland günstig erscheinen, könnten bestimmte politische bzw. geopolitische Faktoren diese Erfolgsgeschichte gefährden. Innerstaatliche Spannungen und Diskussionen über die zukünftige Ausrichtung des Landes lösten Proteste aus, als sich ein Tauziehen zwischen EU-freundlichen Kräften auf der einen Seite und pro-russischen Kräften auf der anderen Seite entwickelte. Darüber hinaus könnte ein mögliches Friedensabkommen im Russland-Ukraine-Konflikt eine Umkehr der oben genannten positiven Effekte auslösen.“
LGT/HK