Russland: Harte Folgen der Sanktionen
Jan Viebig, Chef Investment Office von ODDO BHF, kommentiert die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und der Sanktionen gegen Russland. Fazit: Der Rubel stürzt dramatisch ab, Russlands ohnehin schwache Ökonomie wird weiter gedämpft.
Viebig: „Die Geschlossenheit der westlichen Staaten ist auch in der Härte der verhängten Sanktionen spürbar. Diese zielen vor allem auf die Isolierung Russlands vom internationalen Finanzsystem ab.“
SWIFT-Sanktionen schmerzen
„Die zwei schärfsten Schwerter sind SWIFT und das Einfrieren der Devisenreserven. Der Ausschluss zahlreicher russischer Banken aus SWIFT (Kommunikationsnetzwerk für Finanztransaktionen) macht grenzüberschreitende Zahlungen zwischen Banken unsicherer und aufwändig. Ein merklicher Rückgang des russischen Außenhandels und Arbeitsplatzverluste in der Exportindustrie sind die wahrscheinlichen Folgen. Öl- und Erdgaslieferungen sind von den Sanktionen bisher nicht betroffen.
Somit sind etwa 50% der russischen Exporte weiterhin über SWIFT abwickelbar. Warum? Weil die europäischen Staaten stark von den Energielieferungen Russlands abhängig sind und insbesondere beim Erdgas kurzfristig kaum alternative Bezugsquellen erschlossen werden können.“
Devisenreserven eingefroren
„Der zweite Sanktionspolitik ist das Einfrieren der Devisenreserven der Bank of Russia. Ende Januar 2022 beliefen sich diese auf stattliche 630 Mrd. USD, die zur Finanzierung des Krieges in der Ukraine und zur Stabilisierung des Wechselkurses hätten verwendet werden können. Mehr als 60% der Devisenreserven sind eingefroren, da diese in Euro, US-Dollar, Pfund und Yen gehalten werden.“
Rubel: Verheerender Absturz
„Der große Rest wird in Gold und Renminbi gehalten. Damit könnten Waren aus China weiterhin bezahlt werden. Kurzfristig hohe Volumina an Gold über die internationalen Finanzmärkte zu veräußern, ist jedoch schwierig. Der Mangel an noch veräußerbaren Devisenreserven ist der Grund für den verheerenden Absturz des Rubels, der seit Jahresbeginn 56% seines Werts gegenüber dem US-Dollar verloren hat. Der Versuch der Bank of Russia, mit einem Zinsanhebungsschock von 9,5% auf 20% den Wechselkurs zu stabilisieren, war vergeblich.“
„Weitreichende Folgen“
„Die Sanktionen gegen die Bank of Russia haben, wie sich bereits jetzt abzeichnet, vermutlich weitreichende Folgen für die ohnehin wachstumsschwache russische Wirtschaft. Die Abwertung des Rubels verteuert die Importe und kann zu steigender Inflation führen. Gleichzeitig senkt der Leitzins von 20% die Kreditvergabe und wirkt somit dämpfend auf Investitionen und Wachstum.“
ODDO BHF AG/HK