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10. November 2022

Rohstoffe: Zu schlechte Stimmung

Die Stimmung am Rohstoffmarkt ist aktuell schlechter als tatsächlich angebracht. Denn gedämpfte Konjunkturaussichten bedeuteten nicht unbedingt fallende Rohstoffpreise. Das sagt Nitesh Shah, Leiter Rohstoff- und Makro-Research in Europa bei WisdomTree. 

„Die Geschichte zeigt, dass die Rohstoffpreise noch lange nach einer Konjunkturwende steigen können, wenn die zugrunde liegenden Wirtschaftsdaten günstig sind“, so der Experte. Die Ölpreisschocks in den 1970er und 80er Jahren seien ein gutes Beispiel dafür. 

Vorübergehender Druck

Nitesh Shah, Director Research bei WisdomTree
Nitesh Shah, Leiter Rohstoff- und Makro-Research in Europa bei WisdomTree

Weiters meint WisdomTree, dass mögliche Dämpfer bezüglich der Rohstoffnachfrage nicht von langer Dauer wären. Shah: „In unserem Marktausblick vertreten wir die Ansicht, dass der derzeitige negative konjunkturelle Druck auf die Rohstoffe wahrscheinlich nur vorübergehend sein wird und den größeren Kräften weichen wird, die die Nachfrage nach Rohstoffen erhöhen und das Angebot an diesen Rohstoffen einschränken.“ Als entsprechende Kräfte nennt Shah die Energiewende und eine Wiederbelebung der weltweiten Infrastrukturausgaben.

Zu pessimistisch

Die Märkte preisten derzeit eine Nachfrageschwäche aufgrund einer wirtschaftlichen Verlangsamung ein. Allerdings habe sich die Nachfrage bislang noch nicht abgeschwächt. Auf der anderen Seite nehme das Angebot aktuell schnell ab – nach Ansicht von WisdomTree der nächste Grund dafür, dass die Marktstimmung gegenüber Rohstoffen im Moment tendenziell zu pessimistisch ist. „Über das gesamte Rohstoffspektrum hinweg betrachtet, sind die Lagerbestände bei allen Rohstoffen niedriger als normal“, schreibt Shah. 

Rohstoffe-Superzyklus

„Der Energiepreisschock hat einen Teufelskreis der Angebotsverknappung bei Metallen, Düngemitteln und anderen energieintensiven Rohstoffen in Gang gesetzt“, so Shah. Gleichzeitig bleibe der Superzyklus infolge der Energiewende und der Infrastruktur bestehen, auch wenn kurzfristige Konjunkturphänomene momentan die Schlagzeilen bestimmten. Die Folge: Obwohl viele Rohstoffmärkte sichtbar angespannt seien, preisten die Rohstoffe diese Anspannung nicht ausreichend ein – oder erst ganz allmählich. 

Als Beispiel nennt der Experte Kupfer: Die Prognose der International Copper Study Group (ICSG) für die Kupferbilanz 2022 (Nachfrage abzüglich Angebot) vom Oktober 2021 sei von einem beträchtlichen Überschuss von 328.000 Tonnen ausgegangen. Die jüngste Prognose vom 19. Oktober 2022 gehe von 328.000 Tonnen Defizit im Jahr 2022 aus. Nach den bisherigen Revisionen zu urteilen, werde die Prognose für das Jahr 2023 wahrscheinlich nach unten korrigiert. „Wenn wir diese Phase des Konjunkturzyklus hinter uns lassen, könnten die Rohstoffmärkte außerordentlich angespannt sein“, lautet die Schlussfolgerung des Experten.

WisdomTree/HK

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