Rohstoffe gegen Inflation
Rohstoffe sollten sich dem ETP-Anbieter WisdomTree zufolge auch bei weniger starken Inflationsüberraschungen als wichtiges Absicherungsinstrument erweisen. „Wir teilen die Inflation in erwartete und unerwartete Inflation auf“, so Nitesh Shah, Leiter Rohstoff- und Makro-Research bei WisdomTree.
Er und sein Team schätzen die erwartete Inflation auf der Basis des Zinssatzes für Staatsanleihen. Unerwartete Inflation sei dagegen die tatsächliche Inflationsrate minus den Zinssatz für Staatsanleihen. Die Inflation, die wir in den vergangenen zwei Jahren erlebt haben, gehöre vornehmlich in diese Kategorie.
Nicht nur Gold
Shah: „Nur sehr wenige Vermögenswerte steigen bei unerwarteter Inflation. Rohstoffe und Gold bilden hier definitiv eine eigene Kategorie, wobei Industriemetalle eine hervorragende Möglichkeit zur Absicherung gegen unerwartete Inflation bieten.“ Breite Rohstoffe sind dem Experten zufolge aber auch eine gute Absicherung gegen erwartete Inflation. „Nur die Anfälligkeit der US-Staatsanleihen gegenüber erwarteter Inflation ist so hoch wie die von breiten Rohstoffen“, schreibt Shah. „Wenn also die Inflationsüberraschungen abnehmen, können sich Rohstoffe nach wie vor als wichtiges Absicherungsinstrument erweisen.“
Inflation 2022 auf höchstem Niveau seit den 1980er-Jahren
Makroumfeld stützt Rohstoffe
Zudem spricht nach Ansicht von WisdomTree auch das umfassendere Makroumfeld für Rohstoffe. Shah: „Mit Blick auf das Jahr 2023 wird die Inflation unserer Einschätzung nach hartnäckig hoch bleiben – zumindest höher als 3,5 Prozent, sprich der Schwellenwert für ,hoch‘, den wir in unserer Analyse festgelegt haben. Das bedeutet, dass wir unter Umständen länger in dieser Phase der hohen Inflation/des geringen Wachstums feststecken werden.“ Die Entwicklung der Daten seit 1961 zeige, dass Rohstoffe in Zeiten hoher Inflation/geringen Wachstums mit einem durchschnittlichen Wachstum von 11 Prozent, das dem von Staatsanleihen entspricht, gar nicht so schlecht abschnitten.
Gute Aussichten
Auch Gold habe sich in der Vergangenheit in Zeiten hoher Inflation/geringen Wachstums positiv entwickelt. Im Jahr 2022 sei der Goldpreis zwar in etwa konstant geblieben, weil er durch einen starken Dollar und steigende Anleiherenditen einem starken Gegenwind ausgesetzt gewesen sei. Inzwischen habe sich das Umfeld aber zugunsten von Gold gewandelt: „Da der US-Dollar nicht mehr im Wert steigt, ist ein Hindernis für Rohstoffe und Gold aus dem Weg geräumt. Und weil die Renditen von US-Staatsanleihen ihren Höchstwert erreicht zu haben scheinen, hat sich auch der Gegenwind für Gold abgeschwächt.“
Inflationsrisiken absichern
WisdomTree betont, dass Rohstoffe auch über die Absicherung gegen Inflationsrisiken hinaus eine interessante Portfoliokomponente seien. Shah: „Während sich Rohstoffe zyklisch verhalten, das heißt insgesamt dazu neigen, gleichzeitig mit Aktien an Wert zu verlieren und zu gewinnen, ist die Amplitude dieser Schwankungen wesentlich geringer. Anleger, die einen weiteren Abwärtstrend bei Aktien erwarten, können sich mit Investitionen in Rohstoffe absichern.“
WisdomTree/HK