Robotik: Auf dem Vormarsch
Robotik und sogenannte „physische KI“ erobern immer mehr Lebensbereiche. Audun Wickstrand Iversen, Portfoliomanager DNB Fund Disruptive Opportunities, erklärt dem GELD-Magazin, worum es hier geht – und zeigt Anlagemöglichkeiten auf.

Der Profi: „Wir unterteilen die Welt der Robotik in zwei Bereiche. Digitale Agenten agieren in der digitalen Welt, physische Agenten in unserer natürlichen Welt. Physische KI ist Intelligenz, die in der realen Welt agiert. Dabei denkt Software nicht nur, sondern sieht, entscheidet und bewegt Dinge mithilfe von Sensoren und Motoren. Traditionelle Roboter folgten festen Programmen und arbeiteten nur in kontrollierten Umgebungen. Klassische KI blieb digital. Physische KI verbindet beide, sodass Maschinen mit unvorhersehbaren Situationen umgehen können. Der Zeitpunkt ist jetzt günstig: Rechenleistung ist billiger geworden, Sensoren und Batterien sind viel besser geworden und wir verfügen endlich über genügend Daten und Simulationswerkzeuge, um diese Systeme sicher zu trainieren.“
„Allzweckroboter“ am Start
Das GELD-Magazin hat auch interessiert, welche Meilensteine uns hierher gebracht haben. Und was kommt als Nächstes? Iversen: „Zu den großen Durchbrüchen zählten Deep Learning, das Maschinen echtes visuelles Verständnis verlieh, neuronale Netze, die es ihnen ermöglichten, zu denken, zu planen und auszuführen, sowie Simulationen, die das sichere und schnelle Training von Robotern ermöglichten. Günstige, hochwertige Sensoren und leistungsstarke Chips ermöglichten es, KI auf den Maschinen selbst auszuführen. Als Nächstes werden wir mehr Allzweckroboter sehen, die neue Aufgaben schnell erlernen können, eine bessere Hand-Augen-Koordination, leichtere und stärkere Aktuatoren und intelligentere Software für die Verwaltung von Roboterflotten. Wir nähern uns dem iPhone-Moment innerhalb der physischen Agenten. Das könnte die Einführung von Robottaxi in Austin in diesem Sommer gewesen sein, oder es könnten fortschrittliche und produktive Humanoide im Jahr 2026 sein.“
Sollten sich nun private Investoren auf Robotik konzentrieren oder ihre Investitionen breiter in KI streuen? Der Experte: „Physische KI bietet zwar große Chancen, jedoch sind auch lange Entwicklungszyklen und Unsicherheiten zu berücksichtigen. Für die meisten Anleger ist eine Diversifikation über KI-Computing, Sensoren, Automatisierungssoftware und Anwendungen sinnvoller als die Fokussierung auf ein enges Segment. Zwar können konzentrierte Investitionen funktionieren, wenn man das Ökosystem wirklich versteht, in der Regel sorgen Basket- oder Themenfonds jedoch für eine ruhigere Fahrt.“
Wachstum, Chancen und Risken
Iversen abschließend: „Das schnellste Wachstum ist in den Bereichen Transport, Logistik, Fertigung, Gesundheitswesen, Landwirtschaft und Bauwesen zu verzeichnen. Dies sind Bereiche, in denen Aufgaben wiederholbar sind, Sicherheit eine Rolle spielt und Produktivitätssteigerungen leicht zu messen sind. Das Anlageuniversum umfasst Unternehmen, die Sensoren, Motoren und Steuerungssysteme herstellen, sowie solche, die Roboter und Software für Navigation und Planung entwickeln. Demografische Entwicklungen und Arbeitskräftemangel sorgen für starken Rückenwind. Physische KI ist kapitalintensiv und lässt sich nur langsam skalieren, aber wenn sie funktioniert, schafft sie starke Wettbewerbsvorteile. Sobald die Systeme integriert sind und mit der Datenerfassung beginnen, steigt ihr Wert. Wir suchen nach Unternehmen mit klarer Stückkostenrechnung, skalierbaren Geschäftsmodellen, sicheren und zuverlässigen Systemen und wiederkehrenden Software-Einnahmen. Die Gewinner werden diejenigen sein, die von einmaligen Verkäufen zu laufenden Dienstleistungen und Flottenlernen übergehen.“