29. September 2023

Risikofaktoren: Wetter und Politik

Die Geldpolitik der Notenbanken bleibt ein Schlüsselthema für die Märkte. Weiters steigen Risiken durch politische Instabilitäten und Wetterextreme. Das meint Arun Singh, Globaler Chefvolkswirt, Dun & Bradstreet.

Dr. Arun Singh, Globaler Chefvolkswirt, Dun & Bradstreet
Dr. Arun Singh, Globaler Chefvolkswirt, Dun & Bradstreet

„Die Geldpolitik der Notenbanken gehört in vielen Teilen der Erde weiterhin zu den wichtigen Themen. So auch in den USA. In seiner Rede auf dem jährlichen Wirtschaftssymposium in Jackson Hole wies der Fed-Vorsitzende Jerome Powell darauf hin, dass mit weiteren Zinserhöhungen zu rechnen ist, falls das notwendig sein sollte. Gleichwohl ließ die Fed auf ihrer jüngsten Sitzung vom 20. September die Leitzinsen unverändert.“

Fed im Vorteil

„Allerdings ist die Fed, wie die aktualisierten Projektionen zeigen, zu weiteren Zinsschritten bereit. Zudem scheint die Notenbank von einer weichen Landung der Wirtschaft auszugehen, worauf das überraschend solide Wachstum im zweiten Quartal und positive Indikatoren im dritten Quartal hindeuten. Ganz ohne Sorgen ist die US-Wirtschaft aber nicht. Zwar überzeugt der Dienstleistungssektor mit einem starken Wachstum. Im produzierenden Gewerbe ist die Lage allerdings schwieriger. Das gilt insbesondere für kleinere Produktionsunternehmen.

Alles in allem spielt die relative Stärke der US-Wirtschaft sowie der abnehmende Druck auf dem US-Arbeitsmarkt der Fed in die Hände. Sie ist in ihren Entscheidungen deshalb freier als die EZB. Die europäischen Währungshüter stehen vor einem Balanceakt. Hintergrund ist, dass die Wirtschaft in der Eurozone stagniert, während die Inflation nach wie vor über dem Zielwert verharrt. Erhöht sie die Zinsen weiter, besteht die Gefahr, dass die Konjunktur in der Eurozone weiter zurückgeht. Tut sie es nicht, könnte ihre Glaubwürdigkeit im Kampf gegen die Inflation in Frage gestellt werden.“ 

China: Zwischen Krise und Euphorie

„In China blickt die Wirtschaft weiterhin auf den kriselnden Immobiliensektor. Positiv ist, dass der Immobilienentwickler Country Garden in letzter Minute die Zahlungsunfähigkeit vermeiden konnte. Was die Gesamtwirtschaft betrifft, könnten sich die von Peking in diesem Jahr gestarteten Konjunktur- und Stützungsprogramme gegen Ende des dritten Quartals auszahlen. Die Volksrepublik gehörte beim jüngsten BRICS-Gipfel im südafrikanischen Johannesburg zu den Kräften, die sich für die Aufnahme neuer Mitglieder stark gemacht haben. Am Ende wurden sechs Länder eingeladen, der Gruppe beizutreten: Saudi-Arabien, Iran, Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Argentinien und Äthiopien. Ein Ziel der BRICS ist es, durch die mögliche Einführung einer gemeinsamen Währung dem US-Dollar Konkurrenz zu machen. Weil die Realisierung einer solchen neuen Leitwährung noch in weiter Ferne liegt, setzt der Verbund derzeit den Schwerpunkt auf die verstärkte Verwendung lokaler Währungen im gruppeninternen Handel.“

Extremwetter und Umstürze

„In Lateinamerika besteht die Gefahr, dass die dürreähnlichen Bedingungen in mehreren Regionen aufgrund des Wetterphänomens El Niño die Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung eindämmen. Vor allem Lebensmittel könnten von erneuten Preisschüben betroffen sein. Das erschwert Zinssenkungen durch die dortigen Zentralbanken.

In Afrika wiederum haben sich die politischen Instabilitäten nach den Putschen in Niger und Gabun erhöht, was zu Störungen an den Rohstoffmärkten führen könnte. Gabun ist ein bedeutender Produzent von Mangan, das vor allem in der Stahlindustrie eingesetzt wird. Hier muss die weitere Entwicklung beobachtet werden. Auf die globalen Ölmärkte sollten die Ereignisse hingegen nur minimale Auswirkungen haben.“

Dun & Bradstreet/HK

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