fbpx
11. August 2022

Rezession voraus!

Die Weltwirtschaft scheint auf eine Rezession zuzusteuern, schreibt Jeremy Lawson, Chief Economist am abrdn Research Institute, in einem aktuellen Marktkommentar. Nicht zuletzt berge der Ukraine- Krieg Rezessionsrisiken.

Jeremy Lawson, Chief Economist, abrdn Research Institute
Jeremy Lawson, Chief Economist, abrdn Research Institute

„Strenge Lockdowns in Schanghai verursachten im letzten Quartal einen starken, wenn auch kurzzeitigen Rückgang des chinesischen Bruttoinlandsprodukts. Die westlichen Sanktionen gegen Russland haben dort und in der Ukraine zu einer tiefen Rezession geführt.“ Der Krieg berge auch durch seine Auswirkungen auf die Rohstoffpreise Rezessionsrisiken. 

Gefahr: Geldpolitik

„Aufgrund der russischen Exportbeschränkungen steigen die Erdgaspreise wieder stark an. Am problematischsten ist dies für die Eurozone, in der eine schrumpfende Wirtschaftstätigkeit nun unvermeidlich scheint.“ Den größten Einfluss auf ein globales Rezessionsrisiko habe aber die weltweite Straffung der Geldpolitik. „Wir gehen davon aus, dass die Zinssätze in den USA bis Mitte 2023 weiter stark ansteigen und einen Höchststand von fast 3,5 % erreichen werden, bevor Rezessionen den Zinssenkungszyklus erzwingen“, sagt Lawson. 

Zwar sei eine weiche Landung möglich, doch es gebe nur wenige historische Beispiele, bei denen Ungleichgewichte in der heutigen Größenordnung ohne eine Rezession abgebaut wurden. „Das Jahr 2023 ist der wahrscheinlichste Zeitpunkt für eine globale Rezession. Ein früherer Zeitpunkt wäre allerdings nicht überraschend.“

Rezession trifft Industrieländer

Die Rezession werde am deutlichsten in den entwickelten Ländern zu spüren sein, da die Inflation den Lebensstandard belastet, eine lockere Geldpolitik eingedämmt werden muss und die Verflechtungen mit dem US-amerikanischen Wirtschafts- und Finanzzyklus dort am stärksten sind. Doch der Investmentexperte erwartet – mit Ausnahme Chinas – auch eine deutliche Abschwächung in den Schwellenländern: 

„Eine Volkswirtschaft wie Mexiko wird wahrscheinlich von starken Spillover-Effekten betroffen sein, während China aufgrund seiner Fähigkeit, eine antizyklische Politik zu betreiben, sich davon eher abgrenzen kann. Wir gehen sogar davon aus, dass China eines der wenigen Länder sein wird, in denen sich das Wachstum im weiteren Jahresverlauf verbessert.” Eine systemische Krise in den Schwellenländern sei dennoch unwahrscheinlich, da schwere wirtschaftliche und finanzielle Ungleichgewichte die Ausnahme und nicht die Regel seien.

Wetterfestes Portfolio

 In Anbetracht dieser makroökonomischen Aussichten dürfte das Marktumfeld weiterhin unbeständig bleiben. „Die Gewinnerwartungen müssen die von uns prognostizierte Rezession noch widerspiegeln. Wenn wir mit unserer Einschätzung Recht haben, dass ein stärkerer Abschwung bevorsteht, sind weitere Rückgänge an den Aktien- und Anleihemärkten wahrscheinlich, weshalb wir Unternehmensrisiken in unserer Musterallokation untergewichtet haben. Aufgrund des Potenzials für erneute Rohstoffschocks und die Ungewissheit darüber, wie hoch die Leitzinsen steigen, erhöhen wir die Duration in unseren Portfolios langsam und vorsichtig.“

abrdn/HK

Zum Newsletter anmelden

Bestellen Sie kostenfrei und unverbindlich den GELD-Magazin Newsletter, als optimale Ergänzung zur Print-Ausgabe von GELD-Magazin!
Zwei Mal im Monat versenden wir den Newsletter mit Themen rund um den Finanzmarkt und Wirtschaft.

Sie haben sich erfolgreich eingetragen.