8. Oktober 2025

Österreich: Zahlungsmoral sinkt

Die in Österreich traditionell gute Zahlungsmoral zeigt nach mehreren Krisenjahren erste punktuelle Verschlechterungen: So hat sich die Zahlungsdauer gegenüber dem Vorjahr bei Privatpersonen (15 Tage) und Gemeinden (26 Tage) um jeweils zwei Tage sowie im Bund (36 Tage) um einen Tag erhöht.

Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG
Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG

Wie die aktuelle Austrian-Business-Check-Umfrage des KSV1870 zeigt, hat sich aber die Talfahrt der heimischen Wirtschaft nach rund drei Jahren kontinuierlicher Talfahrt auf niedrigem Niveau eingependelt. Im August 2025 haben 47 Prozent der Unternehmen ihre eigene Geschäftslage mit „sehr gut“ oder „gut“ bewertet. Das bedeutet gegenüber dem Vorjahr ein Minus von nur einem Prozentpunkt, nachdem die Geschäftslage infolge eines Zwischentiefs im Frühjahr 2025 (43 %) auf den niedrigsten Wert seit dem Jahr 2021 gesunken ist. „Ein Jahr des Stillstands ist ein verlorenes Jahr, das gerade in Krisenzeiten doppelt und dreifach schmerzt. Die Ergebnisse zeigen aber auch, wie weit der Weg für Österreich noch ist, um auch international wieder konkurrenzfähig zu werden“, so Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG.

Mehr Komplettausfälle

Trotz weiterhin turbulenter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen bleibt die Zahlungsmoral in Österreich mehrheitlich auf gutem Niveau. So sprechen quer über alle Kundengruppen 73 Prozent der Unternehmen von einem unverändert guten oder sogar verbesserten Zahlungsverhalten. Nur 17 Prozent bzw. jede sechste Rechnung werden zu spät bezahlt. Dieses Ergebnis entspricht dem Vorjahreswert. Was jedoch auffällt: „Im Bereich verspäteter Zahlungen stehen aktuell mehr Komplettausfälle zu Buche als noch vor einem Jahr“, erklärt Walter Koch, Geschäftsführer der KSV1870 Forderungsmanagement GmbH. Auch deshalb buchen 29 Prozent der Unternehmen – bezogen auf ihre Privatkunden – offene Forderungen infolge vollständiger Zahlungsausfälle schneller aus, als sie das in der Vergangenheit getan haben. Vor allem deshalb, weil ihrer Meinung nach die Chancen auf Einbringlichkeit geringer geworden sind. „Aus unserer Sicht ist das der falsche Ansatz. Denn viele Betroffene kommen ihren Forderungen – zumindest teilweise – sehr wohl nach, wenn auch zu einem späteren Zeitpunkt“, so Koch.

Private zahlen später

87 Prozent aller Rechnungen werden seitens der Privatkunden pünktlich bezahlt – das ist im Rahmen der Umfrage auch in diesem Jahr der Top-Wert. „Gleichzeitig sehen wir im Tagesgeschäft, dass Unternehmen einen hohen Aufwand betreiben müssen, um zu ihrem Geld zu kommen. Angesichts eines anhaltend hohen Kostenniveaus werden Zahlungsziele von Privatpersonen vermehrt ausgereizt“, so Koch. Diese Erfahrungen werden durch die aktuelle Umfrage gestützt: Denn erstmals seit dem Jahr 2020 hat sich die tatsächliche Zahlungsdauer der Privaten erhöht – und zwar um zwei Tage auf insgesamt 15 Tage. Bei einem gleichbleibenden Zahlungsziel (12 Tage) bedeutet das einen Zahlungsverzug von drei Tagen – dieser lag im Vorjahr bei einem Tag.

Bund und Gemeinden brauchen länger

Im öffentlichen Bereich hat sich die durchschnittliche Zahlungsdauer punktuell verändert. Gegenüber dem Vorjahr blieb sowohl jene der Firmenkunden (25 Tage), als auch jene der Länder (31 Tage) unverändert. Demgegenüber stehen hingegen der Bund und die Gemeinden, die im Jahresvergleich aktuell etwas schlechter abschneiden. So hat sich die durchschnittliche Zahlungsdauer beim Bund auf 36 Tage (+1 Tag) und jene der Gemeinden auf 26 Tage
(+2 Tage) erhöht. „Trotz geringer Verschlechterung bleibt festzuhalten, dass der Bund dringend Aufholbedarf hat. 36 Tage sind entschieden zu lange. Gerade in Zeiten von Sparprogrammen sollte der Bund mit gutem Beispiel vorangehen“, so Koch.

Zur Umfrage: Im Rahmen des Austrian Business Checks befragt der KSV1870 zweimal pro Jahr Unternehmen in Österreich, wie es um ihre wirtschaftliche Situation bestellt ist. An der aktuellen Umfrage, die gemeinsam mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent durchgeführt wurde, haben im August 2025 rund 1.200 Unternehmen teilgenommen. 

KSV1870/HK

Zum Newsletter anmelden

Bestellen Sie kostenfrei und unverbindlich den GELD-Magazin Newsletter, als optimale Ergänzung zur Print-Ausgabe von GELD-Magazin!
Zwei Mal im Monat versenden wir den Newsletter mit Themen rund um den Finanzmarkt und Wirtschaft.

Sie haben sich erfolgreich eingetragen.