13. September 2025

Österreich: Weiter hohe Inflation

Die Inflation steigt 2025 durch das Auslaufen der Energiehilfen auf 3,5 %. Im Folgejahr 2026 fällt dieser Basiseffekt weg, was zu einer gewissen Entspannung führt. Aufgrund der Dienstleistungsinflation bleibt die Teuerung in Österreich aber auch 2027 im Vergleich zum Euroraum hoch.

Bundesminister Martin Kocher
Martin Kocher, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB)

Verantwortlich für das Wiederaufflammen der Inflation sind laut OeNB vor allem die stark gestiegenen Energiepreise zu Jahresbeginn. Der Preisschub resultiert aus dem Auslaufen staatlicher Entlastungsmaßnahmen wie der Strompreisbremse, die zuvor dämpfend auf die Energiekosten gewirkt hatten. Im Folgejahr 2026 fällt dieser Basiseffekt weg – die Inflationsrate sinkt dadurch auf 2,4 %. Allerdings bleibt die Teuerung bei Dienstleistungen hartnäckig hoch, was die Gesamtinflation in Österreich 2027 auf einem Niveau von 2,3 % halten wird.

Das Leben bleibt teuer

Fiskalische Konsolidierungsmaßnahmen spielen eine untergeordnete Rolle für die Inflationsentwicklung. Die bisher bekannten Maßnahmen führen im Jahr 2026 zu einem leichten Anstieg der Inflation um etwa 0,2 Prozentpunkte. Auch Indexierungen – etwa bei Mieten oder Versicherungsverträgen – sind kein wesentlicher Treiber der aktuellen Inflationsdynamik. Lediglich 13 % des Warenkorbs sind indexiert, was ihren Effekt auf die Gesamtinflation deutlich relativiert. Die höhere Inflation in Österreich im Vergleich zum Euroraum ist – wie schon historisch – in erster Linie auf die höhere Dienstleistungsinflation zurückzuführen, die auch mit der Lohnentwicklung zusammenhängt. Unterschiede in der Energieinflation erklären seit 2024 Schwankungen der Inflationsdifferenz zum Euroraum. Die Nahrungsmittelinflation spielt nur eine untergeordnete Rolle.

Budget: Herausfordernd

Die Einschätzung der budgetären Situation hat sich gegenüber der Prognose von Juni nicht verändert. Im Juni prognostizierte die OeNB einen Budgetsaldo von –4,2 % des nominellen BIP für 2025, –3,8 % für 2026 bzw. –4,0 % für 2027. Für das Jahr 2025 wirken das stärkere Wachstum und die stabile Einnahmensituation zwar positiv auf den Saldo. Dies wird jedoch durch Aufwärtsrevisionen bei Sozialversicherungsausgaben und einen langsameren Rückgang der Subventionen annähernd kompensiert. Für die Jahre 2026 und 2027 sind im Rahmen des laufenden EU-Defizitverfahrens weitere Anstrengungen nötig, die jedoch nicht in der Prognose berücksichtigt sind.

„Die heimische Konjunktur ist im ersten Halbjahr 2025 nach einer knapp zweijährigen Rezession wieder leicht gewachsen, die Aussichten für das zweite Halbjahr sind jedoch weiterhin verhalten. Für das kommende Jahr erwarten wir einen leichten Aufschwung mit +0,8 % Wachstum“, erklärt der neue OeNB-Gouverneur Martin Kocher.

Risken beachten

Die Prognose für das BIP-Wachstum ist dabei mit Abwärtsrisiken behaftet. Das relevanteste externe Risiko bleibt die hohe handelspolitische Unsicherheit. Die am 27. Juli vereinbarten EU-US-Handelsbedingungen haben entgegen früheren Erwartungen keine langfristige Sicherheit verschafft. So wurden bereits wenige Wochen nach der Vereinbarung die US-Zölle auf Stahl und Aluminium in Höhe von 50 % auf weitere Produkte ausgeweitet. Die Handelspolitik der US-Administration bleibt erratisch und weitere industriespezifische Zölle (Pharmazie, Halbleiterprodukte) können nicht ausgeschlossen werden. Zu den heimischen Wachstumsrisiken zählen wir die zur Jahresmitte wiederaufflackernde Inflation. Diese könnte die Konsumstimmung eintrüben und die Erholung im privaten Konsum weiter hinauszögern. Andererseits könnte ein Sinken der weiterhin ungewöhnlich hohen Sparquote den privaten Konsum und das Wirtschaftswachstum in Österreich stärken.

OeNB/HK

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