Österreich: Schwache Konjunktur
Die Schwächephase der österreichischen Wirtschaft hält unvermindert an. Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator verharrte im November bei 3,7 Punkten. Damit setzt sich die konjunkturelle Bodenbildung zwar fort, doch ein Aufwärtstrend ist vorerst nicht in Sicht.
Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer: „In keinem Bereich der österreichischen Wirtschaft ist derzeit ein stabiler Trend zu erkennen, der eine positive Richtung für die Gesamtwirtschaft vorgeben würde. Während sich in der Bauwirtschaft der Pessimismus etwas abgebaut hat, trübte sich in der heimischen Industrie die Stimmung gegen Jahresende erneut ein, obwohl sich das globale Umfeld leicht verbesserte.“
Pessimismus in allen Sektoren
Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator konnte im November die Verbesserung des Vormonats nicht fortsetzen. Grund dafür war die erneute Verschlechterung der Stimmung in der heimischen Industrie infolge weiter sinkender Aufträge und die zunehmenden Sorgen über die Wettbewerbsfähigkeit angesichts einer hohen Kostendynamik. Dies konnte auch die leichte Verbesserung des Exportumfelds durch positive Vorgaben insbesondere aus den Wachstumsmärkten nicht ändern.
Während sich der Pessimismus im Dienstleistungssektor trotz guter Nachfrage im Tourismus aufgrund der rückläufigen Einzelhandelsumsätze wieder erhöhte, verbesserte sich die Stimmung in der Bauwirtschaft. Im Vergleich zum Euroraum ist die Stimmung in der österreichischen Wirtschaft in allen Sektoren weiterhin klar im Rückstand.
Hoffen auf 2024
Die österreichische Wirtschaft befindet sich seit dem Frühjahr in einer Rezession, die sich bis zum Jahresende 2023 ziehen dürfte. Aufgrund des noch relativ guten Starts ins Jahr wird sich der Rückgang des BIP im Gesamtjahr 2023 mit rund 0,5 Prozent jedoch in Grenzen halten. „Wir gehen davon aus, dass im Jahresverlauf 2024 eine moderate Erholung einsetzt, die einen leichten Anstieg des BIP um 0,3 Prozent ermöglichen sollte. Für 2025 erwarten wir eine Fortsetzung des moderaten Wachstumskurses mit einem Anstieg des BIP um rund 1,5 Prozent“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Mehr Arbeitslose
Infolge der schwachen Konjunkturentwicklung hat sich die Lage am Arbeitsmarkt mittlerweile spürbar verschlechtert. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote ist in Österreich von 6,2 Prozent zu Jahresbeginn auf aktuell 6,6 Prozent gestiegen. Während in einigen Dienstleistungsbranchen die Arbeitslosigkeit 2023 sogar gesunken ist, wird der Aufwärtstrend durch die Entwicklung am Bau und in der Sachgüterindustrie bestimmt. Der stärkste Anstieg zeigt sich jedoch bei Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen. Diese Branche inkludiert die Vermittlung von Leiharbeitern, somit ist dieser Zuwachs ursächlich auch vor allem den Produktionsbereichen zuzuschreiben.
Die günstige Entwicklung zu Jahresbeginn hat den Anstieg der Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2023 auf 6,4 Prozent nach 6,3 Prozent im Vorjahr begrenzt. „Die Lage auf dem Arbeitsmarkt dürfte sich trotz der Aussicht auf eine beginnende Erholung der Konjunktur vorerst noch weiter verschlechtern. Wir erwarten für 2024 einen Anstieg der Arbeitslosenquote auf durchschnittlich 6,7 Prozent. Erst ab dem Herbst sollte das stärkere Wirtschaftswachstum eine Trendwende ermöglichen, die die Arbeitslosenquote 2025 auf voraussichtlich 6,5 Prozent senken dürfte“, meint Pudschedl.
Zinswende voraus
„Angesichts der schwachen Konjunktur und des deutlichen Rückgangs der Inflation im Euroraum wird der nächste Schritt der EZB eine Absenkung der Leitzinsen sein. Wir erwarten eine erste Lockerung der Geldpolitik jedoch erst im Juni 2024 und eine vorsichtige Annäherung an das neutrale Zinsniveau. Bis Ende 2024 dürften die Leitzinsen um 75 Basispunkte und 2025 um weitere 100 Basispunkte gesenkt werden, so dass sich der Refinanzierungssatz von aktuell 4,50 Prozent schrittweise auf 2,75 Prozent Ende 2025 verringern wird“, meint Bruckbauer abschließend.
UniCredit Bank Austria/HK