29. August 2023

Österreich: Industrie auf Talfahrt

Die Talfahrt der österreichischen Industrie setzt sich fort. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex erreichte im August 40,6 Punkte und unterschritt damit erneut die Wachstumsschwelle von 50 Punkten deutlich“, so UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria
Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria

Der Experte: „Die Aussicht, dass die Talsohle des Abschwungs bald erreicht sein wird, hat sich jedoch verbessert. Der Produktionsrückgang hat sich im August verlangsamt und der Beschäftigungsabbau stabilisiert. Während der Rückgang des Neugeschäfts noch stärker ausfiel als in den Vormonaten, hat sich der Abwärtstrend im Einkauf und bei den Vormaterialbeständen verringert. Die Preissenkungen im Einkauf und im Verkauf verloren an Tempo.“

Hoffen auf das Ausland

Die Hoffnung auf ein baldiges Erreichen der Talsohle des Industrieabschwungs wird zudem durch die Entwicklungen in den wichtigsten Abnehmermärkten der heimischen Industrie gestärkt. „Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für die verarbeitende Industrie im Euroraum ist im August auf 43,7 Punkte gestiegen, gestützt auf eine Verbesserung in den Hauptländern Deutschland und Frankreich. Zudem hat sich im Gegensatz zu Österreich der Rückgang des Neugeschäfts, insbesondere der Exportaufträge, zu verlangsamen begonnen“, meint Bruckbauer.

Die hohe Unsicherheit unter den Kunden, gestiegene Kosten und die verschärften Finanzierungsbedingungen dämpften aber die Nachfrage nach „Made in Austria“. Der Index für die Neuaufträge sank auf 32,9 Punkte und weist damit den sechszehnten Monat in Folge weniger Neugeschäft für die heimischen Betriebe aus. Sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland kamen weniger Bestellungen als im Vormonat.

Produktion reduziert 

Walter Pudschedl, Ökonem bei UniCredit Bank Austria (©Pepo Schuster)
Walter Pudschedl, Ökonem bei UniCredit Bank Austria (©Pepo Schuster)

„Angesichts der weiter stark nachlassenden Nachfrage haben die heimischen Betriebe im August die Produktion spürbar zurückgefahren. Der leichte Anstieg des Produktionsindex auf 43,2 Punkte zeigt jedoch, dass sich das Tempo zumindest etwas verlangsamt hat“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und ergänzt: „Die heimischen Erzeuger fuhren ihre Produktion jedoch stärker zurück als jene des Euroraums insgesamt. Die enge Verknüpfung mit der deutschen Industrie, die angesichts der fehlenden Exportnachfrage besonders stark die Produktionskapazitäten verringerte, erweist sich derzeit als Belastung.“

Beschäftigung sinkt

„Im August sank die Beschäftigung in der heimischen Industrie den vierten Monat in Folge. Erstmals hat sich das Tempo des Rückgangs jedoch verlangsamt“, so Pudschedl. Der Beschäftigungsindex stieg auf 46,5 Punkte. Trotz ähnlich starker Nachfrage- und Produktionsrückgänge ist damit das Ausmaß der Anpassung der Personalkapazitäten an die geringere Auslastung deutlich verhaltener als während der Finanzkrise oder der Corona-Pandemie. Angesichts des engeren Angebots am Arbeitsmarkt werden qualifizierte Arbeitskräfte offenbar in den Betrieben trotz Auslastungsproblemen gehalten.

Industrie mit Einbußen 

Bruckbauer: „Die Industrie hat in den vergangenen Monaten spürbare Einbußen hinnehmen müssen. Die Talsohle des Abschwungs ist zwar näher gerückt, dürfte aber noch nicht erreicht worden sein. Eine echte Konjunkturwende in der heimischen Industrie ist für das laufende Jahr daher nicht mehr zu erwarten. Wir rechnen für das Gesamtjahr 2023 mittlerweile mit einem Produktionsrückgang von bis zu 2 Prozent real und erwarten erst im ersten Quartal 2024 die Rückkehr der österreichischen Industrie auf einen Wachstumskurs.“

UniCredit Bank Austria/HK

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