Marlboro raucht aus
Vor kurzem sorgte diese Nachrichter unter Liebhabern, bzw. Abhängigen, des blauen Dunstes für Aufregung: Philip Morris steigt aus dem klassischen Tabakgeschäft aus. Marlboro wäre dann Geschichte. Grund genug einen Blick auf den Markt für Rauchwaren zu werfen.
Philip Morris International (PMI) ist der größte privatwirtschaftliche Hersteller von Tabakprodukten weltweit. Das Portfolio setzt sich aus international führenden Marken wie L&M, Philip Morris und als Aushängeschild Marlboro zusammen. Jetzt gab man bekannt, dass es sich auf kurz oder lang ausgeraucht hat.
Host an „Tschick“?
Wann der Ausstieg abgeschlossen sein soll, bleibt dabei noch in Schwebe. Tabak-Aficionados (vulgo Suchtkranke) können aber noch einmal durchatmen bzw. einen kräftigen Lungenzug nehmen: So schnell wird es nämlich nicht gehen. In Großbritannien will PMI bis ungefähr 2030 das Geschäft mit Tabakwaren ausdämpfen, in Japan ebenso. Für Österreich wurde kein Datum genannt. Was sind nun die Gründe für die Abkehr?
Es liegt auf der Hand, dass Rauchen nicht mehr so en vogue ist wie in vergangenen Tagen, als der Marlboro Man (Darsteller dieser Werbefigur sind an Lungenerkrankungen verstorben) täglich grüßte und Formel1-Bolliden mit Tabakwerbung vollgepflastert waren. Kein Film, in dem nicht ständig geraucht wurde, die Comic-Figur „Lucky Luke“ drehte sich die „Tschick“ schneller als sein eigener Schatten. Auch durfte fast überall ungeniert gequalmt werden: Vom Krankenhausaufenthaltsraum (!) über jedes Beisl und Schnellbahnwagons bis hin zu luftigen Höhen im Flugzeug. Die „Tschick“ war immer dabei.
Starker Gegenwind
Diese Zeiten sind jetzt verflogen: Gestiegenes Gesundheitsbewusstsein, Werbeverbote, hohe Preise und eingeschränkte Rauchmöglichkeiten machen das Frönen dieses Laster schwerer. Dabei: So schlecht geht es der Zigarettenindustrie gar nicht. Der Umsatz im Markt Tabakwaren (inklusive E-Geräten) beträgt laut statista.com 2023 etwa 918 Milliarden Euro, 2014 waren es 638 Milliarden. Laut Prognose wird 2027 ein Marktvolumen von 991,6 Milliarden Euro erreicht, das entspricht einem jährlichen Umsatzwachstum von 1,94 Prozent.
Allzu berauschend sind diese Steigerungsraten allerdings nicht, was sich wohl auch PMI gedacht hat und eben auf Verdampfer bzw. Tabakerhitzer setzen will. Die sollen nicht ganz so schädlich sein, gesicherte empirische Langfriststudien gibt es aber noch nicht. Randbemerkung: Mit Geschmacksrichtungen wie Ananas, Cola, Amaretto, Apfel usw. wird mit Vapern gerne des „süße Gaumen“ bedient, der bekanntlich bei Jugendlichen stark ausgeprägt ist. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
ESG: Tabak als Tabu
Zum Schluss noch ein Blick auf den Aktienkurs von PMI (ISIN: US7181721090): Auf Sicht von zwölf Monaten liegt er im Minus, in drei Jahre waren es circa 20 Prozent plus und in den vergangenen fünf Jahren legte er um knapp 15 Prozent zu. Von 19 Analysten empfehlen 9 Experten, das Papier zu kaufen, 4 raten zum „Aufstocken“, 5 zum „Halten“ und einer zum „Reduzieren“ (Quelle: marketscreener.com). Aus rein börsentechnischer Sicht ist das kein schlechter Schnitt. Wie nachhaltig Tabak-Aktien sind, muss hingegen jeder Anleger selbst entscheiden. In ESG-Fonds haben Zigarettenunternehmen jedenfalls seit jeher keinen Platz.