Märkte: Schulden als Problemkind
Die Kapitalmärkte haben in den Sommermodus geschalten. Globale Aktien konsolidieren die seit Jahresbeginn erzielten Kursgewinne nahe den Höchstständen. Ungelöst bleibt aber nach wie vor die Schuldenproblematik.
Ein Sorgenkind der Kapitalmärkte, die Entwicklung der langfristigen Zinsen, hat sich zuletzt stabilisiert. Experte Robert Beer analysiert: „Ob es sich hier um ein Sommerloch oder um die erhoffte Trendwende handelt, muss jedoch abgewartet werden. Denn die weltweite Staatsverschuldung kennt weiterhin nur eine Richtung: Nach oben.“
Der Schuldenberg wächst
„Manch ein Leser fragt sich, wann denn Schulden zurückgeführt und reduziert werden, schließlich macht das jeder vernünftig handelnde „Ottonormalverbraucher“ auch so. Ein Blick in die Vergangenheit macht hier jedoch wenig Hoffnung. So hat zwar Deutschland zwischen 2012 und 2019 die Schuldenlast um ca. 8% reduziert, das war jedoch seit 1950 die einzige Epoche, in denen die nominal ausstehenden Schulden zurückgefahren wurden. Grund waren eine sehr gute wirtschaftliche Aktivität in Kombination mit negativen Zinsen.
Ein Aspekt, den gerne auch Donald Trump für die USA nutzen möchte. Während sich die US-Wirtschaft im zweiten Quartal erstaunlich schnell von den Auswirkungen der Zolldiskussion stabilisiert hat und wieder ordentlich wächst, befinden sich die US-Zinsen immer noch auf einem relativ hohen Niveau über 4%. Die Zinsbelastung des Haushalts hat sich seit 2000 mehr als verdreifacht. Bereits 2024 mussten circa 1,2 Billionen US-Dollar an Zinsen für die Staatsschulden bezahlt werden. Bei knapp 5 Billionen USD Steuereinnahmen wird inzwischen jeder vierte Dollar für Zinsen ausgegeben.“
Dammbruch
„Kein Wunder, dass der US-Präsident gerne niedrigere Zinsen sehen würde. An das Grundproblem, Einnahmen und Ausgaben des Staates in Einklang zu bringen, traut er sich jedoch auch nicht. Das Sparprogramm DOGE wurde still und heimlich beerdigt, während mit der „One Beautiful Bill“ bis 2034 zusätzliche Staatsschulden von 2,4 Billionen eingeplant sind. Das Defizit, was 2024 über 8% betragen hat, wird damit noch größer. Die absolute Verschuldung von über 120% des BIP ist beinahe doppelt so hoch wie die deutsche Verschuldung von etwa 64%. Tendenz bei beiden wie bereits erwähnt jedoch stark steigend.
Während die Maastricht-Kriterien zwar auch steigende Staatsschulden vorsahen, jedoch kontinuierlich steigend und im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung stabil, scheinen inzwischen alle finanzpolitischen Dämme zu brechen. Die Angriffe auf US-Notenbankchef Powell kratzen zudem an der Glaubwürdigkeit der FED, die Pläne, anstatt einer Balance zwischen kurz-, mittel- und langfristigen Anleihe-Emissionen kurzfristige Papiere zu favorisieren, um den Anstieg der Langfristzinsen zu bremsen, trägt ebenso wenig zur Vertrauensbildung bei. Mehr Schulden und weniger Vertrauen führt am Ende zu Inflation.“
Profiteure: Rüstung, Banken, Bau
„Andererseits führen die enormen Summen, die die Staaten ausgeben zu wirtschaftlicher Aktivität und Wachstum. Während die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal weiter stagniert hat, wird für 2026 und 2027 von einer deutlich besseren Konjunktur ausgegangen. Neben Infrastruktur- und Bauunternehmen profitieren auch Rüstungshersteller. Aber auch Banken und Zulieferer können mit steigenden Umsätzen rechnen. Das größte Risiko bleibt angesichts der Entwicklung dies- wie jenseits des Atlantiks das Vertrauen in die Geldwertstabilität sowie die Zinsentwicklung, denn nur mit einer wachsenden Wirtschaft, stabilen Währungen und niedrigen Real-Zinsen kann die relative Verschuldung auf vertretbaren Niveaus gehalten oder sogar gesenkt werden.“
RobertBeer/HK
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