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28. Februar 2024

M&A: Volumen gesunken

Das globale M&A-Transaktionsvolumen ist 2023 um 15 Prozent auf 3,2 Billionen Dollar gesunken – den niedrigsten Wert in den vergangenen zehn Jahren. Angesichts steigender Zinsen, konjunktureller Unsicherheit sowie verschärfter Prüfungen agierten potenzielle Firmenkäufer erheblich vorsichtiger.

Laut einer Befragung von weltweit rund 300 M&A-Verantwortlichen, die im Rahmen des „Global M&A Report 2024“ der Unternehmensberatung Bain & Company durchgeführt wurde, scheiterten Vertragsabschlüsse jedoch vorrangig an unterschiedlichen Preisvorstellungen. Mehr als zwei Drittel der Käufer nannten dies als entscheidende Hürde. Ebenso viele gaben an, auf ein verbessertes Umfeld zu warten.

Zurückhaltende Käufer

Kai Grass, Bain-Partner und Leiter der Praxisgruppe Mergers & Acquisitions (M&A) in der EMEA-Region

„Viele Marktteilnehmer haben sich 2023 zurückgehalten. Nur wenige waren bereit, zu Tiefstständen zu verkaufen“, erklärt Kai Grass, Bain-Partner und Leiter der Praxisgruppe M&A in der EMEA-Region, den erneuten Rückgang bei den Dealvolumina. Doch nun steige der Handlungsdruck: „Einige Unternehmen werden 2024 verkaufen, um Liquidität zu erhalten. Andere werden nicht länger zögern und ihr Portfolio bereinigen. Da sich auch die Zinsen stabilisiert haben, wird sich der Stau bei M&A-Transaktionen aller Voraussicht nach auflösen.“ Der Marktkenner erwartet einen harten Wettbewerb um attraktive Deals.

Einbruch bei Technologie

Der schrumpfende M&A-Markt verdeckt erhebliche Unterschiede zwischen verschiedenen Branchen und Käufergruppen. Den größten Einbruch musste 2023 der Technologiesektor verkraften. Hier sank das globale Transaktionsvolumen im Vergleich zum Vorjahr um 213 Milliarden US-Dollar beziehungsweise 43 Prozent. Im Energie- und Gesundheitssektor gab es dagegen erhebliche Zuwächse.

Bei den Käufergruppen schlugen sich strategische Investoren wesentlich besser als Finanzinvestoren. Das weltweite Dealvolumen von Private-Equity-Fonds ging im vergangenen Jahr um 37 Prozent zurück, bei den Strategen beschränkte sich der Rückgang auf 6 Prozent. Vor allem regelmäßige Firmenkäufer ließen sich von den widrigen Rahmenbedingungen nicht abschrecken, 71 Prozent von ihnen erwarben seit Beginn der Zinswende zumindest ein weiteres Unternehmen.

Höhere Renditen

Dr. Tobias Umbeck, Bain-Partner und M&A-Experte

Mit Blick auf Langzeitanalysen erklärt Bain-Partner und M&A-Experte Tobias Umbeck: „Wer in schwierigen Zeiten weiter im M&A-Geschäft aktiv bleibt, erwirtschaftet langfristig höhere Aktienrenditen.“ Das aktuelle Umfeld bilde da keine Ausnahme.

Allerdings müssten sich potenzielle Firmenkäufer mit einer neuen Herausforderung auseinandersetzen: „Das Verhalten der Aufsichtsbehörden hat sich verändert. Wer eine weitreichende Transaktion plant, benötigt Überzeugungskraft und Ausdauer.“

Während die Aufsichtsbehörden Prozesse bei M&A-Deals tendenziell verzögern, könnte künstliche Intelligenz (KI) sie deutlich beschleunigen. Derzeit nutzen 16 Prozent der M&A-Verantwortlichen generative KI. In den kommenden drei Jahren dürfte dieser Anteil voraussichtlich auf 80 Prozent ansteigen. Die bisherigen Nutzer setzen KI-Werkzeuge vor allem in frühen Phasen bei Transaktionen ein und berichten in den meisten Fällen von erheblichen Produktivitätsgewinnen.

Belebung erwartet

Der KI-Einsatz ist ein weiterer Grund für Bain-Partner Grass, einen optimistischen Ausblick zu geben: „Die Chancen stehen gut, dass sich das globale M&A-Geschäft ab 2024 belebt.“ Der Marktkenner verweist auf die zunehmenden Aktivitäten zum Jahresende 2023 hin, die nach wie vor hohe Zahl aufgeschobener Transaktionen sowie mögliche Zinssenkungen im Jahresverlauf.

Finanzstarke und langfristig denkende Firmenkäufer sollte auch die anhaltende geopolitische und konjunkturelle Unsicherheit nicht abschrecken. Im Gegenteil: „Konjunkturelle Schwächephasen und disruptive Zeiten haben schon immer die Unternehmen gestärkt, die in einem solchen Umfeld aktiv geblieben sind“, so Grass. „Das gilt auch für 2024. Tatkräftige Unternehmen haben gerade jetzt die Chance, sich durch Zukäufe von der Konkurrenz abzusetzen.“

Bain/HK

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