17. Oktober 2023

Konjunktur Österreich: Weiter abwärts

Die Konjunktur hat sich zu Beginn des Herbsts in Österreich weiter eingetrübt. Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator setzte im September seinen knapp nach Jahresbeginn begonnenen Abwärtstrend fort.

UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer: „Mit minus 4,0 Punkten signalisiert der aktuelle Indikator mittlerweile, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zuletzt nur im ersten Lockdown während der Corona-Pandemie ungünstiger eingeschätzt wurden.“

Inflation bremst Kaufkraft

Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria
Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria

Während sich die Dienstleistungsnachfrage, gestützt auf die während der Pandemie angesammelten Ersparnisse sowie die fiskalischen Unterstützungen zum Inflationsausgleich, in den vergangenen Monaten der Abschwächung im Produktionssektor entgegenstemmte, schlagen nun die Kaufkrafteinbußen durch die hohe Inflation auf die Nachfrage im Dienstleistungssektor voll durch. „Die Verschlechterung der Stimmung im Dienstleistungssektor hatte im September den stärksten Einfluss auf den erneuten Rückgang des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators, deutlich belastet durch die weitere Eintrübung der Verbraucherstimmung. Auch in der heimischen Industrie setzte sich der Abwärtstrend noch fort, obwohl sich das Exportumfeld langsam zu verbessern scheint“, meint Bruckbauer.

Leichte Rezession?

„Nach dem Rückgang der Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal weist die Abwärtstendenz des Konjunkturindikators in den vergangenen Monaten auf eine Fortsetzung der Talfahrt im dritten Quartal hin. Damit ist es mittlerweile sehr wahrscheinlich geworden, dass sich die österreichische Wirtschaft seit dem Frühjahr in einer leichten Rezession befindet“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Statt des erhofften Beginns einer Erholung ist zumindest bis zum Jahresende 2023 eine Fortsetzung der schwachen Konjunkturentwicklung zu erwarten. Ein Einbruch der österreichischen Wirtschaft zeichnet sich jedoch nicht ab.

Walter Pudschedl, Ökonem bei UniCredit Bank Austria (©Pepo Schuster)
Walter Pudschedl, Ökonem bei UniCredit Bank Austria (©Pepo Schuster)

„Wir bleiben optimistisch, dass sich im Jahr 2024 eine Verbesserung der Rahmenbedingungen durch einen Rückgang der Inflation positiv auf die Konjunkturdynamik auswirken wird. Allerdings werden auslaufende Nachholeffekte, die Verteuerung von Krediten und die hohe Verunsicherung durch die bestehenden geopolitischen Herausforderungen nur mit Verzögerung zu einem Stimmungswechsel in der heimischen Wirtschaft beitragen“, meint Pudschedl und ergänzt: „Damit bleibt das Tempo der Erholung im Jahr 2024 überschaubar. Wir gehen von einem moderaten Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent aus.“

Arbeitslosigkeit steigt, Inflation sinkt

Aufgrund der anhaltenden Flaute der Konjunktur wird sich die Lage am österreichischen Arbeitsmarkt bis ins Frühjahr 2024 hinein weiter verschlechtern. „Nach einer Arbeitslosenquote von 6,4 Prozent im Jahresdurchschnitt 2023, die damit trotz der Stagnation der österreichischen Wirtschaft nur geringfügig über dem Vorjahreswert liegt, gehen wir für 2024 nach einem ungünstigeren Jahresbeginn erneut von einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote auf diesem Niveau aus“, so Pudschedl.

Entscheidend für die Verbesserung der Konjunkturaussichten im Jahr 2024 ist der anhaltende Rückgang der Inflation, die sich in Österreich bereits von über 11 Prozent zu Jahresbeginn auf rund 6 Prozent im September verringert hat. „Wir erwarten einen anhaltenden Rückgang der Teuerung auf unter 5 Prozent Ende 2023. Im Jahresdurchschnitt rechnen wir mit einer durchschnittlichen Teuerung von 7,8 Prozent, die sich 2024 auf 3,6 Prozent reduzieren sollte. Damit wird die Teuerung in Österreich weiterhin klar über der Zielmarke der EZB liegen“, so Pudschedl.

Eskalation in Nahost

Mit der jüngsten Eskalation im Nahen Osten haben die Risiken für eine Fortsetzung des Rückgangs der Inflation und der damit verbundenen Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht nur für Österreich zugenommen. „Wir erwarten jedoch einen lokal und zeitlich begrenzten Konflikt, der über temporäre Ölpreisschwankungen nur sehr begrenzte Auswirkungen auf die Inflation haben dürfte. Daher sollten sowohl die US-Notenbank Fed als auch die EZB ihre geldpolitische Strategie nicht ändern“, meint Stefan Bruckbauer.

Sollte sich der Konflikt unter anderem auf den Iran ausweiten, ist mit Ölpreisanstiegen zum Teil deutlich über die Marke von 100 USD pro Barrel zu rechnen. In diesem Fall wären die Auswirkungen auf die Inflation beträchtlicher. Das könnte dazu führen, dass sowohl die Fed als auch die EZB mit weiteren Zinserhöhungen reagieren und Zinssenkungen aufgeschoben werden, obwohl dieser Preisschock rein angebotsbedingt wäre. „Wir gehen allerdings in unserem Basisszenario weiterhin davon aus, dass der Zinsplafonds im Euroraum mittlerweile erreicht wurde und ab der zweiten Jahreshälfte 2024 die Leitzinsen schrittweise gesenkt werden“, so Bruckbauer.

UniCredit Bank Austria/HK

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