KI-Dynamik trifft auf Marktrealität
Die jüngsten Nvidia-Ergebnisse bestätigen laut Marcus Weyerer, CFA und Director of ETF Investment Strategy EMEA bei Franklin Templeton ETFs, dass die KI-Entwicklung weiterhin von Fundamentaldaten getragen wird. Nvidia profitiert dabei vor allem vom starken Rechenzentrumsgeschäft.
Gleichzeitig verzeichnete der Aktienmarkt eine der stärksten Berichtssaisons seit der Corona-Zeit, reagierte aber trotz guter Zahlen verhalten, da Anleger die Vereinbarkeit der Bewertungen mit der Ertragskraft neu einschätzen.

Bedenken hinsichtlich überhöhter Multiplikatoren stuft Weyerer als zu undifferenziert ein. Zwar gebe es Hinweise auf Spekulationen und Übermut in bestimmten Segmenten, doch seien diese nicht so weit verbreitet, dass sie den Gesamtmarkt gefährden könnten.
Im Kontext verweist er auf Nvidia: Nach dem jüngsten Ausverkauf notiert die Aktie bei rund 180 US-Dollar, was einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 26 entspricht. Dieser Wert liegt rund 28 Prozent unter dem von Walmart, einem Unternehmen, das üblicherweise nicht mit spekulativen Exzessen in Verbindung gebracht wird.
Das breitere KI-Ökosystem zeigt ein ähnliches Bild. Der Solactive Global Metaverse Innovation Index, ein grober Indikator für Engagement in KI und immersiven Technologien, ist in den vergangenen Wochen zweistellig zurückgegangen. Seit Jahresbeginn steigen jedoch die Gewinne des Index schneller als die Kurse. Der Gewinn pro Aktie (EPS) ist 2025 um mehr als 30 Prozent gestiegen, während der zugrunde liegende Aktienkorb um 16 Prozent zulegen konnte. Dies führte zu einem Rückgang der Bewertungen um fast 13 Prozent.
KI, Metaverse-Gewinne übertreffen die Kursentwicklung

Ausblick: Selektivität und strukturelle Chancen
Mit Blick auf das Jahr 2026 erwartet Weyerer, dass die Märkte selektiver werden müssen, insbesondere da der weitere Kurs der Zinssenkungen durch die Fed ungewiss bleibt. Spekulative Segmente könnten nach der starken Entwicklung seit April unter Druck geraten und zeitweise auch fundamental solidere Bereiche belasten, was die Volatilität zentraler Benchmarks erhöhen würde.
Anleger sollten diese Risiken jedoch nicht überbewerten. KI, Blockchain und das Metaversum seien langfristig miteinander verknüpfte Themen, würden derzeit am Markt jedoch eher wie zyklische Wachstumssektoren behandelt als wie disruptive Megatrends. Für langfristig orientierte Anleger könne dies eine Gelegenheit darstellen, Engagements aufzubauen oder bestehende Positionen zu erweitern.
Franklin Templeton/IJ