25. Juni 2025

Iran-Konflikt: Gelassene Börsen

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Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

Die Attacken auf den Iran durch Israel und die USA hinterlassen die Börsen ziemlich unbeeindruckt. Der MSCI World, S&P 500 sowie der DAX sind nicht abgerutscht, die wichtigen Indizes scheinen sich sogar zu konsolidieren.

Über die verhaltene Reaktion der Börsen auf die kriegerische Eskalation im Iran wundert sich auch Axel Botte, Chefstratege des französischen Investmenthauses Ostrum Asset Management. Angesichts der hohen Risiken sei die Erholung der risikobehafteten Anlagen zum jetzigen Zeitpunkt überraschend. Botte: „Es findet nicht einmal die sonst übliche Flucht in sichere Staatsanleihen statt. Die Rendite 10-jähriger US-Anleihen ist zum Ende der Woche wieder über 4,40 % gestiegen.“

Schwer vorhersehbar

Und Nelson Yu, Head – Equities bei AllianceBernstein, meint, der Konflikt bringe erhebliches Disruptionspotenzial für die Weltmärkte mit sich: „Die Auswirkungen militärischer Konflikte sind oft noch weniger vorhersehbar als die von Handelskriegen. Keiner kann vorhersagen, was in den kommenden Tagen, Wochen oder Monaten passieren wird und was die resultierenden Folgen sein werden, unabhängig vom tatsächlichen Ausgang des Krieges. All dies kommt in einer Zeit, in der wir bereits durch Zölle und Handelskriege getriebene Unsicherheit in allen Anlageklassen sehen. Nun kommt auch noch ein neuer Irankrieg dazu.“

Der Experte meint weiters: „Der Kriegsbeitritt der USA hat zweifellos die Risiken erhöht – das Gewinnwachstum bestimmt daher die Attraktivität einer Aktie. Kurzfristig kann es natürlich zu Volatilität an den Märkten kommen, doch Investoren sollten sich davon nicht von ihrer strategischen, langfristigen Allokation abbringen lassen und sich auf Aktienauswahl sowie Risikomanagement konzentrieren. Anfang April brachen die globalen Aktienmärkte nach Trumps weitreichenden Zollankündigungen schonmal ein. Bereits im selben Monat erholten sie sich wieder fast vollständig, nachdem die USA eine 90-tägige Zollpause angekündigt hatten. Die aktuellen geopolitischen Risiken haben zwar eine andere Dynamik als der Handelskrieg, doch die Auswirkungen sind ähnlich unberechenbar. Wir werden die Situation und die potenziellen Folgewirkungen weiter beobachten, uns jedoch weiterhin auf das langfristige Ertragswachstum konzentrieren. Anleger sollten sich vorerst eher defensiver aufstellen, aber in der kurzfristigen Volatilität können sie auch Kaufgelegenheiten mit attraktivem langfristigem Potenzial finden.“

Nadelöhr: Straße von Hormuz

AXA-Group Chefökonom Gilles Moëc, sagt zum aktuellen Geschehen: „Rational betrachtet ist alles andere als eine nur schwache Reaktion des Iran sehr unwahrscheinlich. Wir sind weiterhin überzeugt, dass eine Schließung der Straße von Hormuz für den Iran kontraproduktiv wäre. Neben der militärischen Reaktion, die ein solcher Schritt unweigerlich hervorrufen würde, hätte er gravierende Folgen für die Finanzkraft des Landes. Zudem würde ein solcher Schritt das Verhältnis zu China belasten, das in erheblichem Maße auf das Öl aus dem Golf angewiesen ist.“

Fazit: Fasst man die Reaktionen der Börsen und die Analysen von Finanzhäusern zusammen, könnte man meinen: Der Iran-Krieg ist fast schon ein Non-Event an den Märkten! Die großen Indizes hat die Eskalation praktisch kalt gelassen. Das  ist verwunderlich – aber hoffen wir, dass es so bleibt.

Harald Kolerus 2-e1666618640728
Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

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