fbpx
25. Mai 2023

Investoren im KI-Dilemma

Der Markt für künstliche Intelligenz wächst, doch mit ihm auch die Zweifel. Fordern die einen eine sofortige KI-Pause, sehen die anderen darin eine Zukunftstechnologie. Shanna Strauss-Frank, Österreich-Sprecherin der Investmentgesellschaft Freedom Finance Europe, beleuchtet das heikle Thema.

Künstliche Intelligenz

Beliefen sich die Investitionen in die Forschung und Entwicklung künstlicher Intelligenz 2019 noch auf knapp 37,5 Milliarden Dollar, lag das Investitionsvolumen 2022 schon bei 118 Milliarden Dollar und bis 2026 sollen es 300 Milliarden Dollar werden – das wäre fast eine Verdreifachung in nur wenigen Jahren.

Enormes Wachstum

Shanna Strauss-Frank, Österreich-Sprecherin bei Freedom Finance
Shanna Strauss-Frank, Österreich-Sprecherin bei Freedom Finance

„Der globale Markt für KI wurde im letzten Jahr auf knapp 119 Milliarden Dollar geschätzt. Bis 2030 soll er bei einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 38,1 Prozent auf rund 1,5 Billionen Dollar anstiegen“, unterstreicht Strauss-Frank das Potenzial. Vor allem Nordamerika dominiere derzeit den KI-Markt, sind hier Cloud Computing und IoT (Internet of Things) hoch im Kurs. „Aufgrund der steigenden Nachfrage in Schwellenländern wie China und Indien wird jedoch erwartet, dass der asiatisch-pazifische Raum die höchste Wachstumsrate aufweisen wird.“

Wichtige Branchen

Relativ früh wurde die künstliche Intelligenz in der Automobilindustrie im Zuge des autonomen Fahrens zum Thema. „In vielen Branchen wird KI auch herangezogen, um Vorhersagen zu treffen. Seien es Prognosen für den Straßenverkehr, oder im Bereich der Cybersecurity Bedrohungs- sowie prädiktive Analysen. Auch in der Finanzbranche soll durch künstliche Intelligenz die Betrugserkennung erhöht werden, hier ist aber vor allem der Handel durch Algorithmen spannend. Bis 2025 soll der Markt für KI im Finanzsektor 26 Milliarden Dollar erreichen“, so Strauss-Frank. Nicht zu unterschätzen sei zudem die Bedeutung künstlicher Intelligenz im E-Commerce: Hier wird ein Marktvolumen von 45 Milliarden Dollar bis Ende des Jahres erwartet und Software für Produktempfehlungen und das Lieferkettenmanagement zählen zu den häufigsten Anwendungsbereichen. Hinzukommen Chat-Bots, die das Kundenerlebnis personalisieren und Kundenanfragen beantworten sollen.

Großes Potenzial

„Die Verarbeitung und Analyse von Big Data ist ein wichtiger Treiber für die Entwicklung des KI-Marktes“, meint die Spezialistin und verweist insbesondere auf die Gesundheitsbranche, in welcher mit KI-Geräten die Ergebnisse für Patienten verbessert, und Kosten gesenkt werden können. Wie groß das Potenzial ist, zeigt eine McKinsey Untersuchung aus 2017: Bis zu 700.000 Anträge auf Kostenrückerstattung bekam laut damaliger Datenlage eine mittelgroße deutsche Versicherung jedes Jahr von Krankenhäusern übermittelt.

Dabei ist der Versicherer dazu verpflichtet diese Rechnungen zu prüfen – dafür bedarf es nicht nur mehrere hunderte Mitarbeiter, auch erweist sich fast jede zehnte Abrechnung als fehlerhaft. Der Einsatz von KI kann hier nicht nur Personal entlasten, sondern auch die Erfolgsquote verbessern. Denn die Prüfalgorithmen identifizieren die tatsächlich fehlerhaften Rechnungen und weisen beispielsweise nur Anträge mit hoher Erfolgsaussicht für die Kasse zur menschlichen Bearbeitung aus.

„Doktor Robot“

„Doch auch Anwendungsbereiche wie die Roboterchirurgie oder virtuelle Pflegeassistenten sind nicht zu vergessen. Der Markt für KI im Gesundheitswesen soll bis 2025 34 Milliarden Dollar erreichen“, ergänzt Strauss-Frank. Wie medizinische Behandlungen in der Industrie 4.0 aussehen können, zeigt bereits das börsennotierte Teladoc Health, einer der führenden Anbieter von Telegesundheitsdiensten. „Patienten können sich so auch aus der Ferne von Fachpersonal beraten lassen. Teladoc nutzt dabei die KI, um virtuelle Pflegelösungen zu entwickeln und auch um Patienten ortsunabhängig diagnostizieren und behandeln zu können“, erklärt Strauss-Frank.

KI-Investoren im Zwiespalt

Während die Anwendungsmöglichkeiten beträchtlich sind, werden auch warnende Stimmen immer lauter. Doch die Forderung nach einer Entwicklungspause klinge auf den ersten Blick drastischer, als sie tatsächlich sei: „Die Aussetzung soll sich primär auf eine Untergruppe beziehen, nämlich auf den Bereich der generativen künstlichen Intelligenz wie die Bild- und Texterstellung. Eine Software zur Datenverarbeitung von Lagerbeständen wäre aber beispielsweise von dem Stopp wohl nicht betroffen. Investoren sehen sich dennoch im Zwiespalt, einerseits wächst der Markt enorm schnell und lockt Milliarden von Dollar an Risikokapital, privaten Aktien und Unternehmensinvestitionen an. Andererseits sind die Technologien noch lange nicht perfekt und stoßen oft an ihre Grenzen“, so die Expertin.

Investoren müssten demnach ihren Wunsch nach Profit und Innovation mit ihrer Verantwortung abwägen, welche ethischen, sozialen und rechtlichen Auswirkungen auftreten können. Abschließend hält sie fest: „Forscher, Unternehmen und Regierungen müssen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die Entwicklung und Anwendung von künstlicher Intelligenz von ethischen Grundsätzen geleitet wird und dass geeignete Sicherheitsmaßnahmen vorhanden sind, um unbeabsichtigte Folgen oder Missbrauch zu vermeiden.“ Ist dies der Fall, könnte wohl guten Gewissens in künstliche Intelligenz investiert werden.

Disclaimer: Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung von Investments zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Aktien können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls auch weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.geld-magazin.at repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Inhalte von www.geld-magazin.at wurden sorgfältig erstellt, unbeabsichtigt fehlerhafte Darstellungen können jedoch nicht ausgeschlossen werden. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Die 4profit Verlag GmbH lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.

Freedom Finance Europe/HK

Zum Newsletter anmelden

Bestellen Sie kostenfrei und unverbindlich den GELD-Magazin Newsletter, als optimale Ergänzung zur Print-Ausgabe von GELD-Magazin!
Zwei Mal im Monat versenden wir den Newsletter mit Themen rund um den Finanzmarkt und Wirtschaft.

Sie haben sich erfolgreich eingetragen.