10. August 2023

Investments gegen Greenflation

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Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

Die hohen Investitionen im Kampf gegen den Klimawandel befeuern die Inflation – Greenflation nennt man dieses Phänomen. Ein Trend, der sich nicht aufhalten lässt, wie sollten Anleger darauf reagieren? Ein gewisses Rohstoff-Exposure scheint keine schlechte Idee zu sein.

Investments im Rahmen der „Grünen Energiewende“ verschlingen Abermilliarden. So müssen etwa die Strominfrastruktur adaptiert oder Ladestationen für (die auch nicht gerade billigen) E-Autos errichtet werden. Die zusätzlichen Ausgaben leisten somit ihren Beitrag zur Inflation, zusammengefasst unter dem Stichwort Greenflation (grüne Inflation).

„Great Transformation“

Welchen Einfluss haben die Phänomene Inflation allgemein und speziell Greenflation nun auf Anlagestrategien? Dazu sagt Volkmar Baur, Volkswirt bei Union Investment: „Für uns haben die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg den Übergang in eine neue Weltordnung vollendet. Auf die Zeit der Globalisierung folgt der Großmachtwettbewerb zwischen den USA und China. Wir nennen das neue Regime die „Great Transformation“. Sie löst das Wachstumsregime der „Great Moderation“ ab, das seit 1985 vorgeherrscht hat und von moderatem Wachstum, Disinflation, fallenden (Real)Zinsen sowie Stabilität geprägt war.

Volkmar Baur, Volkswirt bei Union Investment
Volkmar Baur, Volkswirt bei Union Investment

Wir erwarten in der kommenden Dekade mehr Inflation, aber auch mehr Wachstum, höhere (Real)Zinsen und eine höhere Volatilität. Auf dieses neue Umfeld müssen Investoren reagieren. Wir haben die Performance von Anlageklassen in verschiedenen Inflationsregimen untersucht: Profitieren dürften in den kommenden Jahren Rohstoffe, insbesondere jene Industriemetalle, die beim grünen und digitalen Wandel der Wirtschaft gefragt sind.“ Interessant sind laut Baur auch Aktien von Infrastrukturunternehmen: „Staatliche Infrastrukturprogramme geben Rückenwind. Außerdem sind die Einnahmen aus Infrastrukturprojekten oft an die Teuerung gebunden. Damit bieten diese Aktien einen gewissen Inflationsschutz. Bei Renteninvestments könnten inflationsindexierte Anleihen für jene Phasen absichern, in denen die Teuerung überschießt, etwa durch sprunghaft steigende Rohstoffpreise.“

Jolly Joker: Kupfer

Bei Schroders heißt es auf Anfrage des GELD-Magazins zum Thema: „Greenflation ist hauptsächlich auf die Knappheit wichtiger Mineralien und Metalle zurückzuführen. In Kombination mit einer hohen CO2-Bepreisung dürften diese Engpässe die Produktionskosten und Preise steigern sowie die Nachfrage senken, was unweigerlich zu einer geringeren Gesamtwirtschaftsleistung führen wird.“ Spannend erscheint für Investoren „Dr. Copper“ zu sein: „Kupfer ist aufgrund seiner Rolle als unersetzlicher Stromleiter ein Schlüsselmetall bei der Energiewende. Vergleicht man beispielsweise Solaranlagen oder Offshore-Windkraftanlagen im Hinblick auf die Kupferintensität mit herkömmlichen Stromquellen, verbrauchen sie einfach viel mehr des Metalls.“

Das bedeutet jetzt natürlich nicht, dass man alles auf die „Rohstoff-Karte“ oder gar nur auf Kupfer setzen sollte. Aber ein gewisser Commodity-Anteil in einem gut diversifizierten Portfolio kann nicht schaden. Vor allem angesichts der Greenflation.

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Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

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