Investitionen in Europa
In den letzten Jahren bevorzugten ETF-Investoren in Europa – neben global anlegenden Aktien-ETFs – insbesondere Produkte, die in den USA investierten. Seit Jahresbeginn hat sich dieser Trend umgekehrt.
Gleichzeitig zu den Nettozuflüssen in US-Aktien-ETFs in den letzten Jahren, verzeichneten ETFs, die ihren Anlageschwerpunkt in der Eurozone bzw. in Europa hatten, eher niedrige Mittelzuflüsse oder sogar Mittelabflüsse. Dieses Verhalten der Investoren war insofern nachvollziehbar, als die USA eine starke wirtschaftliche Entwicklung vorweisen konnte, während Europa hinter den Wachstumserwartungen herhinkte. Dennoch gab es auch in Europa Aktien, die mit der Wertentwicklung der „Glorreichen Sieben“ (Magnificent 7: Alphabet, Amazon, Apple, Meta Platforms, Microsoft, Nvidia und Tesla) mithalten konnten. Die gute Wertentwicklung der unter dem Begriff GRANOLAS zusammengefassten Aktien (GSK, Roche, ASML, Nestlé, Novartis, Novo Nordisk, L‘Oreal, LVMH, Astra Zeneca, SAP und Sanofi) wurde jedoch von den europäischen Investoren weitestgehend übersehen. Dies lag zum Teil an der mangelnden Berichterstattung über diese Aktien, während die „Glorreichen Sieben“ seit Sommer 2024 fast täglich Schlagzeilen machten.
Donald Trump verschreckt Investoren
Mit den Diskussionen um mögliche (Straf-)Zölle durch die Trump-Administration in den USA hat sich dieser Trend gedreht. Während ETFs, die in den USA investieren, bis Dezember 2024 hohe Mittelzuflüsse verzeichneten, sind diese während des ersten Quartals 2025 stark zurückgegangen. Im Gegensatz dazu verzeichnen ETFs, die in Europa investieren, seit Januar 2025 deutliche Mittelzuflüsse. Zwar haben ETFs, die in den USA investieren, auch immer noch Mittelzuflüsse, aber auf einem deutlich niedrigeren Niveau als zuvor.
Bis jetzt kann niemand vorhersagen, welche Folgen die von den USA angekündigten (Straf-)Zölle haben werden. Klar ist nur, dass die betroffenen Staaten ebenfalls die Zölle auf Importe aus den USA erhöhen werden. Somit werden die Zölle auf beiden Seiten die Herstellungspreise und in der Folge auch die Verkaufspreise erhöhen. Höhere Preise könnten die Inflation anfeuern und zu Kaufzurückhaltung bei den Konsumenten führen. Da weder eine höhere Inflation und in der Folge möglicherweise höhere Zinsen oder ausbleibende Käufer positiv für die Wirtschaft sind, bleibt zu hoffen das die Politik sich auf einen Modus operandi verständigt, bei dem keine (zusätzlichen) Zölle erhoben werden. Sollte dieser Trend tatsächlich nur politisch motiviert sein, gilt die bekannte Börsenweisheit, dass politische Börsen und damit auch die entsprechenden Trends kurze Beine haben. In diesem Fall dürften die derzeitigen Marktturbulenzen schneller vorüber sein, als viele Marktbeobachter vermuten.
Fazit
Sollten andernfalls die Zölle bestehen bleiben, müssen sich die Investoren auf eine Zeitenwende einstellen. Eine Frage, die dabei offenbleibt, ist, ob Investitionen in den Heimatmarkt die Anleger vor Verlusten schützen. Aufgrund der niedrigeren Bewertungen und einem möglichen Erstarken der Binnennachfrage, sowie dem fehlenden Währungsrisiko, könnte die Anlage in europäische Unternehmen tatsächlich, im Vergleich zu US-Aktien, für europäische Anleger die bessere Wahl sein.
Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von LSEG Lipper oder der LSEG.