Investitionen gegen Emissionen
Laut LGIM ist die Bepreisung von Emissionen der wirksamste politische Hebel für echten Wandel – doch diese Lösung bleibe weitgehend ungenutzt. Notwendig sei ein wirksamer, transparenter und signifikanter Emissionspreis, der Investitionen gegen den Klimawandel mobilisieren würde.
Heute unterliegen etwa 23 Prozent der Emissionen einem Kohlenstoffpreis, so LGIM, aber die Preise seien oft zu niedrig angesetzt, um Wirkung zu entfalten. Weltweit kosteten Emissionen derzeit durchschnittlich sechs US-Dollar pro Tonne Kohlendioxid. Nur rund vier Prozent aller Emissionen würden durch einen Kohlenstoffpreis innerhalb der Spanne abgedeckt, die das Erreichen der Paris-Ziele bis 2030 ermögliche.
Emissionen nahe Allzeithoch
Nick Stansbury, Leiter Climate Solutions bei LGIM: „Die globalen Emissionen sind auf dem Weg zu ihrem Allzeithoch, und wir sehen kaum ernsthafte Anzeichen dafür, dass sich diese Entwicklung in absehbarer Zeit ändern wird. Unser Modell zeigt, welch immense wirtschaflichen Kosten und Verwerfungen eine Aufweichung des 1,5-Grad-Zieles zur Folge hätte – das können wir uns nicht leisten. Wir glauben, dass die wirksamste politische Einzelmaßnahme, um die weltweiten Emissionen zu senken, in einem effektiven Preis besteht.
Nur ein sinnvoller Kohlenstoffpreis, der alle globalen Emissionen durch eine explizite Steuer oder einen Cap-and-Trade-Mechanismus abdeckt, kann unserer Ansicht nach das nötige Kapital mobilisieren, das der Aufbau eines kohlenstoffarmen Energiesystems direkt heute voraussetzt. Ein Blick auf das aktuelle politische Umfeld lässt jedoch in absehbarer Zeit nicht auf eine solche Politik hoffen. Statt Maßnahmen zu ergreifen, scheint die Politik den Weg des geringsten Widerstands zu gehen.”
Investitionen gesucht
Laut LGIM sind Kosten nicht mehr das größte Hindernis für den Übergang zu einer kohlenstofffreien Energieversorgung. Ein kohlenstoffarmes Energiesystem sei heute so günstig, dass weitere Kosten- und Effizienzverbesserungen weniger große Auswirkungen auf das Tempo des Wandels haben dürften als in der Vergangenheit. Entscheidend sei hingegen die Geschwindigkeit der Investitionen.
Stansbury: „Wenn wir das 1,5-Grad-Ziel erreichen wollen, dann müssten unserer Schätzung nach bis 2050 die durchschnittlich jedes Jahr neu bereitgestellten Solarkapazitäten dreimal so hoch ausfallen wie aktuell, die Windenergie-Kapazitäten doppelt so hoch wie aktuell. Dabei geht es jedoch bei weitem nicht nur um die Bereitstellung von Kapital. Auch bestehende Engpässe wie Genehmigungen und verfügbare Infrastruktur haben erheblichen Einfluss darauf, ob es gelingt, das Ziel zu erreichen. Wissenschaft und Technik haben die Kosten stark gesenkt – jetzt ist es an den Geldgebern, den Kapitalfluss in das kohlenstoffarme Energiesystem der Zukunft drastisch zu beschleunigen.“
Gefahr: „Klima-Prokrastination”
Stansbury abschließend: „Die Märkte scheinen die finanziellen Folgen einer “Klima-Prokrastination” (pathologisches Aufschiebeverhalten) stark zu unterschätzen. Wir sind zuversichtlich, dass es nicht mehr lange dauern kann, bis die Märkte einer möglicherweise hässlichen Zukunft ins Auge schauen müssen – es sei denn, das politische Umfeld ändert sich dramatisch und findet den Weg hin zu einer effektiven Bepreisung der globalen Emissionen. Wir stehen vor einem Wandel, der viel kostspieliger, disruptiver und letztlich ungerechter ist, als er sein müsste, mit möglicherweise dramatischen Folgen für die Finanzmärkte.“
LGIM/HK