Insolvenzen: Hohes Niveau
Die Zahl der Insolvenzen von protokollierten Unternehmen in Österreich bleibt auch im dritten Quartal 2025 auf einem hohen Niveau. Laut einer aktuellen Analyse von Dun & Bradstreet wurden seit Jahresbeginn 2.901 Unternehmenskonkurse registriert, ein Anstieg um 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Während sich die Dynamik gegenüber dem vorherigen Quartal leicht abgeschwächt hat, bleibt das Insolvenzgeschehen auf einem Niveau, das deutlich über dem Vorkrisenzeitraum liegt. Die aktuelle Entwicklung zeigt ein vielschichtiges Bild, das auf eine wirtschaftliche Umbruchphase hindeutet. Die österreichische Wirtschaft zeigt zwar erste Anzeichen einer Stabilisierung, bleibt jedoch weiterhin mit Unsicherheiten und strukturellen Anpassungsprozessen konfrontiert. Vor allem touristisch geprägte – und baunahe Bundesländer stehen unter Druck, während sich andere Branchen stabilisieren oder erholen. Diese Entwicklung verdeutlicht den laufenden Transformationsprozess der Wirtschaft, in dem Unternehmen sich an veränderte Rahmenbedingungen anpassen müssen.
Regionale Unterschiede bei Insolvenzen
Die Analyse zeigt große regionale Unterschiede in der Entwicklung der Unternehmenskonkurse. Die höchsten Zuwächse verzeichnen Tirol (+38 Prozent), Kärnten (+27 Prozent) und Salzburg +(24 Prozent), insbesondere in Regionen mit starker Tourismus- und Baukonjunktur. In Wien nahmen die Konkurse um 16 Prozent zu, in Oberösterreich um 15 Prozent. Zweistellige Rückgänge gab es dagegen in Vorarlberg (–38 Prozent), Burgenland (–18 Prozent) und Niederösterreich (–13 Prozent). Auch in der Steiermark (–4 Prozent) gingen die Insolvenzen leicht zurück. Diese Divergenzen deuten auf unterschiedliche wirtschaftliche Resilienz und regionale Förderpolitiken hin.

Nach Branchen betrachtet trifft es besonders die Finanzindustrie und die Immobilienwirtschaft, wo die Insolvenzen um 76 Prozent beziehungsweise um 56 Prozent gestiegen sind. Ebenfalls deutliche Zuwächse zeigen Freizeit- und Vergnügungsbetriebe (+33 Prozent), Reparaturdienste (+31 Prozent) sowie Transport- und Reiseunternehmen (+21 Prozent). Rückgänge gab es hingegen im Baugewerbe, in der Herstellung von Gütern (jeweils –7 Prozent) und im Gastgewerbe (–6 Prozent).
Neugründungen nehmen zu
Trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds zeigt sich die Gründungsaktivität robust. In den ersten drei Quartalen 2025 wurden 17.095 neue Unternehmen im Firmenbuch eingetragen, ein Plus von 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders stark war der Zuwachs in Niederösterreich (+15 Prozent), in Oberösterreich (+14 Prozent) und im Vorarlberg (+11 Prozent). Auch die Steiermark und Tirol (je +10 Prozent), Kärnten (+ Prozent) sowie Wien (+8 Prozent) verzeichneten deutliche Anstiege. Das Wachstum der Neugründungen zeigt, dass viele Unternehmerinnen und Unternehmer die aktuellen Veränderungen als Chance für neue Geschäftsmodelle begreifen.
„Die österreichische Wirtschaft befindet sich in einer Phase der Neuorientierung“, sagt Isabella Blüml, Managing Director Österreich bei Dun & Bradstreet. „Während die hohen Insolvenzzahlen zeigen, wie groß der Anpassungsdruck in bestimmten Branchen bleibt, deutet die steigende Zahl der Gründungen darauf hin, dass viele Unternehmen Chancen im Wandel sehen. Entscheidend wird sein, welche Betriebe sich flexibel genug aufstellen, um diese Veränderungen aktiv zu gestalten.“
Die vollständige Studie „Insolvenzen & Neugründungen“ ist hier erhältlich.
Dun & Bradstreet/HK