27. August 2025

Industrie Österreich: Endlich bergauf

Über den Sommer hat sich die Industriekonjunktur Österreichs spürbar aufgehellt. Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex stieg im August auf 49,1 Punkte. Der Indikator erreicht damit den höchsten Wert seit drei Jahren und unterschreitet die Neutralitätslinie von 50 Punkten nur noch knapp.

Die positive Entwicklung in Österreich wird von der Verbesserung der Industriekonjunktur in ganz Europa begleitet, insbesondere in Deutschland treibt ein recht kräftiger Rückenwind das verarbeitende Gewerbe voran.  Die Entwicklung des Neugeschäft der österreichischen Industrie war weiter ungünstiger als im Euroraum, zeigte aber auch eine leichte Verbesserungstendenz.

Positiv: Produktion zieht an

Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria
Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria

„Die Verlangsamung der Auftragsrückgänge und die Ausweitung der Produktionsleistung waren im August maßgeblich für den Anstieg des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndizes um immerhin 0,9 Punkte gegenüber dem Vormonat. Der starke Abbau der Vormateriallager sowie das anhaltend hohe Tempo bei der Reduktion des Personalstands weisen darauf hin, dass die Verunsicherung der heimischen Betriebe angesichts der widrigen Umstände, wie den US-Zöllen und den geopolitischen Risiken, noch hoch ist. Zudem belastet der neuerlich hohe Kostenanstieg“, so UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Walter Pudschedl, Ökonem bei UniCredit Bank Austria (©Pepo Schuster)
Walter Pudschedl, Ökonem bei UniCredit Bank Austria (©Pepo Schuster)

Obwohl sich der Rückgang der Auftragseingänge im August fortsetzte, wurde die Produktionsleistung erhöht. „Erstmals seit mehr als drei Jahren haben die heimischen Industriebetriebe ihre Produktion spürbar ausgeweitet. Der Produktionsindex stieg auf 52,5 Punkte“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und meint weiter: „Allerdings war die Produktionsausweitung nur durch die Aufarbeitung von Auftragsrückständen möglich, da sich das Neugeschäft weiter rückläufig entwickelte. Die Auftragseingänge nahmen im August jedoch nicht mehr so stark ab, wie in den Vormonaten. Auch die Nachfrage aus dem Ausland schwächte sich mit geringerem Tempo ab, aber rund ein Viertel der befragten Betriebe waren weiterhin von sinkenden Auslandsbestellungen betroffen.“

Negativ: Beschäftigung und Kosten

Trotz der Ausweitung der Produktion wurde der Personalstand in den heimischen Betrieben im August weiter stark reduziert, sogar etwas stärker als im Vormonat. Der Beschäftigtenindex sank auf 45,6 Punkte. „Der Personalabbau in der heimischen Industrie wird noch einige Zeit andauern. Zum einen besteht angesichts der langen Rezessionsphase immer noch ein Nachholbedarf bei der Anpassung der Personalkapazitäten an die niedrigeren Produktionserfordernisse. Zum anderen werden infolge der starken Lohnkostenanstiege sowie der Herausforderungen durch die US-Zollpolitik die Bemühungen zur Erhöhung der Produktivität und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit fortgesetzt werden“, so Pudschedl. Die Arbeitslosenquote in der österreichischen Industrie stieg bis August auf saisonbereinigt 4,4 Prozent. Nach 3,8 Prozent im Jahr 2024 erwartet der Experte für 2025 einen Anstieg der Arbeitslosenquote im Sektor auf 4,5 Prozent im Jahresdurchschnitt.

„Während die Inputpreise in der Industrie im Euroraum, gedämpft durch den Rückgang der Ölpreise und des starken Euros, stagnierten, kam es in Österreich im August zu einem weiteren deutlichen Anstieg der Kosten. Der Index für die Einkaufspreise stieg auf 52,6 Punkte. Höhere Energie- und Lohnkosten belasten die heimischen Industriebetriebe stärker als europäische Mitbewerber und sorgen für einen höheren Inflationsdruck“, meint Pudschedl. Da die höheren Kosten angesichts der noch zurückhaltenden Nachfrage nicht an die Kunden weitergegeben werden konnten, sanken die Verkaufspreise im August erneut, jedoch mit deutlich geringerem Tempo als in den Vormonaten. Insgesamt führten die gegensätzlichen Preistrends im Einkauf und Verkauf zu einer weiteren Belastung der Ertragslage der heimischen Industriebetriebe.

Fazit: Industrie im Aufwind

„Die Erholung der Industrie in Österreich nimmt Fahrt auf. Die Produktion steigt und das Nachfrageumfeld zeigt Anzeichen einer Stabilisierung. Zudem blicken die Betriebe mehrheitlich wieder optimistisch in die Zukunft. Seit fünf Monaten liegen die Produktionserwartungen bereits über dem langjährigen Durchschnitt. Allerdings dämpfen Herausforderungen wie die US-Zollpolitik, geopolitische Unsicherheiten sowie die verschlechterte Wettbewerbsposition die Aussichten. Die heimische Industrie ist jedoch auf dem Weg nach zwei Rezessionsjahren wieder in Schwung zu kommen und das Jahr 2025 mit einem Produktionsplus von zumindest 1,5 Prozent real abschließen zu können,“ so Bruckbauer.

UniCredit Bank Austria/HK

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