12. August 2025

Immobilien Europa: Erholung in Sicht

Trotz geopolitischer Spannungen und wirtschaftlicher Unsicherheiten entwickelt sich der europäische Immobilienmarkt positiv. Verbessertes Finanzierungsumfeld, steigende Transaktionen sowie Investoreninteresse in zentralen Assetklassen deuten auf eine spürbare Erholung im zweiten Halbjahr hin.

Vor allem die Rückkehr des internationalen Kapitals auf den europäischen Immobilienmarkt stimmt die Autoren einer CBRE-Marktanalyse positiv. US-Investoren und amerikanisches „Private-Equity“ zeigen verstärkte Aktivität – nicht zuletzt aufgrund des für sie attraktiven Euro-Dollar-Wechselkurses und des stabilisierten Zinsumfelds.

Eurozone retail sales volume index (12/2019 = 100)and consumer confidence balance
Eurozone retail sales volume index (12/2019 = 100)and consumer confidence balance

Wohnraummangel verschärft sich

Der Wohnimmobilienmarkt bleibt strukturell unterversorgt. Im Jahr 2024 wurden lediglich 60,5 % der zur Deckung des Bedarfs notwendigen Baugenehmigungen erteilt – ein Trend, der sich 2025 fortzusetzen scheint. Die Lücke beläuft sich laut CBRE auf fast zehn Millionen Wohnungen – ein Defizit, das sich ohne massive Intervention nicht schließen lässt. Gleichzeitig treibt die wachsende Konversion von Mietwohnungen in Eigentum durch institutionelle Investoren die Mietpreise nach oben. In Kombination mit steigender Migration und begrenztem Angebot wächst der Druck auf Mieterhaushalte. Trotz steigender Einkommen bleibt Wohnen daher für viele Haushalte ein finanzieller Balanceakt. Erste politische Gegenmaßnahmen sind bereits sichtbar: In Irland wird das Mietrecht gelockert, um Investitionen zu fördern. In Großbritannien startet ein 39-Milliarden-Pfund-Programm für sozialen Wohnbau. Weitere Länder dürften folgen, um Anreize für Neubau statt Regulierung zu setzen.

Prime-Lagen gefragt

Trotz sinkender Neubautätigkeit ist die Leerstandsrate im Logistiksegment erstmals seit über zehn Jahren über fünf Prozent gestiegen. Dennoch steigen die Mieten, vor allem in Top-Standorten wie Manchester, Madrid, Paris, Warschau und Schiphol. Die Aussicht auf reduzierte Handelshemmnisse durch neue Zollabkommen mit den USA stabilisiert den Markt zusätzlich.

Die Nachfrage bei Büroimmobilien konzentriert sich auf hochwertige Büroflächen in zentralen Lagen. In diesem Bereich ist die Leerstandsrate stabil, während sie in dezentralen Lagen weiter steigt. Die durchschnittliche europäische Büro-Leerstandsquote erhöhte sich leicht auf 8,67 Prozent, dürfte jedoch bis Jahresende unter 9 Prozent bleiben. Für das Gesamtjahr 2025 rechnet CBRE mit einer weiteren Steigerung der Mieten, insbesondere in Städten wie London, Rom oder Frankfurt. Weiters feiern im Einzelhandel Shoppingcenter ein Comeback, vor allem durch attraktive Einstiegspreise und hohe Nachfrage in Prime-Lagen. Fachmarktzentren heben sich im zweiten Quartal mit einer Mietsteigerung in der Höhe von vier Prozent als wachstumsstärkstes Segment hervor. Die Hotelbranche profitiert wiederum stark vom internationalen Tourismus.

Datenzentren: Boom durch KI

Die Assetklasse Datenzentren bleibt eine der wachstumsstärksten. Die Leerstandsrate sollte bis Jahresende auf ein Rekordtief von 7,6 Prozent sinken. Beinahe drei Viertel der neuen Angebote konzentriert sich auf die Städte Frankfurt, London, Amsterdam, Paris, Dublin. Dort soll die Leerstandsrate sogar auf unter sechs Prozent fallen. Getrieben wird die Nachfrage durch Hyperscaler, KI-Anwendungen und Cloud-Computing. Trotz knapper Stromversorgung soll das Angebot 2025 europaweit um 17 Prozent steigen. Die Prognose für die Mieten ist eindeutig. Insbesondere für hochspezialisierte Flächen mit Liquid Cooling oder HPC (High Performance Computing) -Tauglichkeit gehen die Raten sogar zweistellig in die Höhe.

ESG als Voraussetzung

Die Sanierung bestehender Gebäude bleibt die bevorzugte Maßnahme zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen – mit klaren Vorteilen für Rendite und ESG-Performance. Die EU-Taxonomie etabliert sich als Maßstab für grüne Investments. Immer mehr Banken machen Nachhaltigkeitskriterien zur Voraussetzung für Finanzierungen. Laut der European Lender Intentions Survey 2025 verlangen fast die Hälfte der Kreditgeber nachhaltige Mindeststandards für neue Finanzierungen. Mit dem geplanten „Sustainability Omnibus Package“ will die EU den Berichtsaufwand für Unternehmen deutlich reduzieren. Insgesamt bremst politische Unsicherheit in den USA die Umsetzung globaler Nachhaltigkeitsstrategien. Das wiederum könnte Europa als attraktiven Zielmarkt für ESG-Kapital stärken.

CBRE/HK

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