Heißes Eisen: Pensionen
Ein Großteil der Bevölkerung geht davon aus, dass das Erwerbsleben in Zukunft länger dauern wird. Gleichzeitig wünschen sich viele, den Zeitpunkt ihres Pensionsantritts selbst bestimmen zu können. Überwiegend begrüßt wird die Teilpension.
Hingegen stoßen Verschärfungen bei der Korridorpension sowie die Erhöhung der Krankenversicherungsbeiträge für Pensionist:innen auf breite Ablehnung. Das Thema Pensionen hat in den letzten Monaten jedenfalls deutlich an Bedeutung gewonnen. Das zeigt eine Umfrage des Österreichischen Gallup-Instituts. Aktuell sind 48% der Bevölkerung der Ansicht, dass man sich diesem Anliegen dringend widmen sollte – im Dezember des Vorjahres waren es noch 33%.
Flexibilität beim Pensionsbeginn
Im Altersvergleich wird der Handlungsbedarf am stärksten von der Generation der über 50-Jährigen wahrgenommen (55%). Auch in Abhängigkeit von der politischen Orientierung zeigen sich Unterschiede: NEOS-Sympathisant:innen erkennen die Dringlichkeit des Themas mit 66% am deutlichsten. In der Bevölkerung herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass wir in Zukunft bis zum Pensionsantritt länger arbeiten werden (81%). Am häufigsten ist diese Überzeugung bei Personen über 50 Jahren anzutreffen (85%), aber auch mehr als drei Viertel der Jüngeren teilen diese Einschätzung (77%). Gleichzeitig ist das Bedürfnis nach Selbstbestimmung beim Pensionsantritt groß. Fast drei Viertel der Befragten (72%) sind der Ansicht, dass man selbst entscheiden sollte, wann man in den Ruhestand geht.
Besonders häufig plädieren Personen im Alter von 31 bis 50 Jahren, Geringverdienende sowie Sympathisant:innen der SPÖ und der FPÖ für mehr Flexibilität. Die Maßnahmen der Pensionsreform werden unterschiedlich bewertet. Breite Zustimmung erhält die Teilpension bzw. die Möglichkeit, nach 42 Arbeitsjahren die Arbeitszeit zu reduzieren (77%). Ein früherer Pensionsantritt für Pflegekräfte wird ebenfalls von der Mehrheit der Befragten begrüßt (71%). Weniger Zuspruch gibt es für die Erhöhung des Antrittsalters für die Korridorpension von 62 auf 63 Jahre sowie die Verlängerung der Versicherungszeit von 40 auf 42 Jahre (44%). Auch der sogenannte Nachhaltigkeitsmechanismus, abgefragt am Beispiel einer weiteren Verschärfung der Bedingungen für die Korridorpension, findet kaum Rückhalt (37%).
Ambivalente Einstellung
Am wenigsten Verständnis hat die Bevölkerung für die Erhöhung der Krankenversicherungsbeiträge für Pensionist:innen (30%) sowie für die – derzeit nicht geplante – Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters auf 67 Jahre (27%). Die geplanten Änderungen bei der Korridorpension sowie die Einführung eines Nachhaltigkeitsmechanismus und der Teilpension werden von Personen über 50 Jahren deutlich häufiger befürwortet als von Jüngeren.
Andrea Fronaschütz, Leiterin des Österreichischen Gallup-Instituts: „Die Bevölkerung steht der Pensionsreform insgesamt ambivalent gegenüber. Einerseits wird die Notwendigkeit längerer Erwerbsarbeit erkannt, weshalb Maßnahmen wie die Teilpension als sinnvoller Ausgleich betrachtet werden. Andererseits bestehen Zweifel, wenn man persönlich betroffen ist, beispielsweise durch Einschränkungen bei der Korridorpension, ein späteres Pensionsantrittsalter oder höhere Beiträge. Besonders junge Menschen betrachten die Reform weniger als Sicherung des Pensionssystems, sondern eher als Verlängerung ihrer Lebensarbeitszeit.“
Gallup/HK