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13. September 2022

Halbleiter: Schon bald Überschuss?

Harald Kolerus 2-e1666618640728
Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

Möglicherweise könnten wir schon nächstes Jahr oder 2024 einen Überschuss am Chip-Markt sehen. Das meint Alan Priestley, Vice President-Analyst für den Halbleitersektor beim IT-Beratungsunternehmen Gartner. Aber wie soll das eigentlich funktionieren? 

Alan Priestley, Vice President-Analyst für den Halbleitersektor beim IT-Beratungsunternehmen Gartner
Alan Priestley, Vice President-Analyst für den Halbleitersektor beim IT-Beratungsunternehmen Gartner

Immerhin dauert es drei oder vier Jahre, bis Fabriken errichtet werden können, die für neue Kapazitäten sorgen. Der Experte erklärt im Gespräch mit dem GELD-Magazin: „Es gab nun Ankündigungen über die Errichtung neuer Produktionsstätten, aber schon zuvor wurden Chip-Fabriken geplant, gebaut oder nachgerüstet – das ist ein konstanter Prozess.“ 

Knapp bei Kassa

„Noch ist es zu früh, den genauen Impact neuer Produktionsstätten prognostizieren zu können, denn nicht nur das Angebot, sondern auch die Nachfrage ändert sich“, so Priestley. Diese ist wiederum von der schwer abschätzbaren makroökonomischen Weiterentwicklung abhängig, klar ist jedenfalls, dass der Bedarf auf Konsumentenseite gesunken ist. Ursache dafür: Die hohe Inflation zwingt viele Verbraucher zum Sparen. Priestley: „Vielen Menschen sind heute knapp bei Kassa. Wenn ich mich zum Beispiel zwischen dem Kauf einer neuen Gaming-Konsole oder dem Begleichen der Stromrechnung entscheiden muss, ist die Wahl wohl klar. In Folge stehen aufgrund der geringeren Konsumenten-Nachfrage mehr Kapazitäten in den Fabriken zur Verfügung. Sicher ist, dass wir einen Überschuss bei Memory-Chips sehen werden, also einen Shift in diesem Sektor.“ 

Chip-Preise könnten sinken 

Wobei man aber nicht von einem einzigen Halbleiter-Markt sprechen darf, sondern von einer großen Produktbandbreite in vielen Teilsegmenten, in denen unterschiedliche Dynamik herrscht. Deshalb kann auch die Preisentwicklung nicht über einen Kamm geschert werden, dennoch sieht der Experte eine Tendenz: „Wenn wir in eine Überangebotssituation geraten, würde diese wahrscheinlich zu einem Rückgang der Chip-Preise führen. Fabriken müssen nahe an der Kapazitätsgrenze betrieben werden, um wirtschaftlich zu sein und können auch nicht abgeschaltet werden. Das ist ein kontinuierlicher Prozess, sodass Chips hergestellt werden und die Preise fallen könnten, um den Umsatz zu steigern.“ 

10 Milliarden Dollar

Abschließend die Frage: Was kostet eigentlich der Aufbau von Halbleiter-Fabriken, und wer finanziert ihn? Priestley: „Derzeit liegen wir circa bei zehn Milliarden US-Dollar pro Fabrik – der Eigentümer bezahlt das, er kann aber Unterstützung aus verschiedenen Quellen beziehen: Zum Beispiel aus Mitteln von lokalen Verwaltungen, durch Steuererleichterungen usw.“

Harald Kolerus 2-e1666618640728
Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

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