Globaler Aktienausblick 2026
Die Weltwirtschaft startet aus Sicht vieler Vermögensverwalter mit positiven Perspektiven in das Jahr 2026. Geldpolitische Entlastung, fiskalische Impulse und eine anhaltende Investitionswelle im Bereich der künstlichen Intelligenz könnten das Wachstum trotz geopolitischer Risiken stützen. Gleichzeitig verändern technologische Trends, Energiepolitik und neue geopolitische Prioritäten die Sektorlandschaft an den Kapitalmärkten spürbar. Kommentar von Knut Hellandsvik, Chief Investment Officer bei DNB Asset Management.
Konjunktur: Rückenwind von Zentralbanken und Staatshaushalten

Für 2026 wird eine robuste Entwicklung der Weltwirtschaft erwartet. Treibende Faktoren dürften Zinssenkungen in den wichtigsten Volkswirtschaften sowie umfangreiche staatliche Unterstützungsprogramme sein, insbesondere in den USA, der Eurozone und China. In den Vereinigten Staaten soll das jüngst verabschiedete Haushaltsprogramm OBBBA über Investitionen, Steuerrückzahlungen und Entlastungen zusätzliche Wachstumsimpulse liefern.
Parallel dürfte der negative Effekt der 2025 eingeführten Zollanhebungen sukzessive nachlassen. Ein wiedererstarktes Unternehmensvertrauen könnte zudem zu höheren Investitionen auch jenseits des KI-Sektors führen und damit Beschäftigung sowie Einkommen weiter stützen.
Inflation und Zinsen: Schrittweise Normalisierung
Beim Inflationsgeschehen zeichnet sich ein allmähliches Nachlassen der Preisdynamik ab, auch wenn viele Volkswirtschaften das Zwei-Prozent-Ziel noch nicht vollständig erreichen dürften. Sinkende Energiepreise, geringere Tarifbelastungen und ein Abklingen der Dienstleistungsinflation sprechen für eine Entspannung. Belastend wirken weiterhin die Strompreise sowie steigende Kosten im Wohnungsmarkt. Dennoch könnten die Notenbanken ausreichend Spielraum sehen, um ihren geldpolitischen Kurs zu lockern.
KI verändert Investmentprozesse und Kapitalflüsse
Die Kapitalmärkte befinden sich inmitten eines strukturellen Wandels, der maßgeblich durch künstliche Intelligenz vorangetrieben wird. Asset Manager nutzen entsprechende Technologien zunehmend, um Unternehmensanalysen zu beschleunigen, große Datenmengen auszuwerten, Szenarien zu simulieren oder Research-Prozesse zu automatisieren. Der Produktivitätsgewinn im Finanzsektor dürfte ab 2026 noch deutlicher sichtbar werden.
Parallel dazu entsteht ein globaler KI-Superzyklus. Datenzentren werden in Rekordtempo errichtet, wovon nicht nur Hyperscaler und Halbleiterhersteller profitieren, sondern auch Energieversorger sowie Bau- und Ingenieurunternehmen.
Sektorausblick: Gesundheit, KI-Infrastruktur und Verteidigung
Mehrere Branchen gelten als strukturelle Gewinner des kommenden Jahres. Der Gesundheitssektor profitiert von demografischen Trends, wachsendem Wohlstand und technologischen Fortschritten. KI-gestützte Arzneientwicklung, präzisere Diagnostik und effizientere klinische Studien könnten den Sektor weiter voranbringen, unterstützt durch attraktive Bewertungen sowie zunehmende Fusions- und Übernahmeaktivitäten.
Im Mittelpunkt steht zudem der Ausbau der KI-Infrastruktur. Die globale Nachfrage nach Rechenleistung löst eine breite Investitionskette aus – von Halbleitern über Energieversorger bis hin zu Bau- und Ingenieurunternehmen.
Auch die Verteidigungsindustrie gewinnt weltweit an Bedeutung. Angesichts geopolitischer Spannungen planen zahlreiche Staaten deutliche Budgetausweitungen. NATO-Länder haben ambitionierte Ausgabenquoten für Verteidigung und Infrastruktur formuliert. Moderne Technologien, insbesondere KI-Anwendungen in militärischen Systemen, beschleunigen den strukturellen Wandel zusätzlich.
Europa und Nordics
Trotz der dominierenden Rolle der USA und Chinas sieht der europäische und nordische Unternehmenssektor in mehreren Bereichen nachhaltige Wettbewerbsvorteile. Dazu zählen industrielle Automatisierung, Elektrifizierung, Logistik, Unternehmenssoftware, Telekommunikationsinfrastruktur und Energieeffizienz. Auch die europäische Halbleiterindustrie bleibt relevant, ebenso wie der Verteidigungs- und Pharmasektor sowie die international bedeutende Luxusgüterindustrie.
KI-Bewertungen: Keine neue Tech-Blase
Die Kursrally bei KI-Schwergewichten hat wiederholt Fragen nach einer möglichen Blasenbildung aufgeworfen. Trotz hoher Bewertungen sprechen jedoch starke Geschäftsmodelle, solider Cashflow, robuste Bilanzen und hohe Margen eher für eine fundamental gerechtfertigte Entwicklung. Kurzfristige Korrekturen bleiben möglich, doch die Ausweitung der Wertschöpfungskette und die zunehmende Monetarisierung der Technologie stärken das Marktfundament.
Erneuerbare Energien
Trotz zeitweise hoher Zinsen bleibt erneuerbare Energie im internationalen Vergleich kostengünstig und wächst weiter dynamisch. Sinkende Batteriekosten verbessern die Wirtschaftlichkeit von Speicherkapazitäten. Politische Unsicherheiten haben zuletzt abgenommen: Das US-Programm OBBBA schafft ein planbares regulatorisches Umfeld bis 2030, während in Europa die Energieunabhängigkeit zusätzliche Unterstützung erhält.
Die stark steigende Stromnachfrage – insbesondere durch den Ausbau der KI-Infrastruktur – dürfte Investitionen in neue Erzeugungskapazitäten langfristig absichern.
Fazit: 2026 als Jahr der Chancen
Das Jahr 2026 könnte sich zu einem wirtschaftlich freundlichen Umfeld entwickeln. Sinkende Zinsen, staatliche Anreize, abnehmende Handelshindernisse und eine nachhaltige Investitionsdynamik wirken unterstützend. Inflation und geopolitische Risiken bleiben präsent, doch der strukturelle Aufschwung in Gesundheit, Technologie, Infrastruktur und erneuerbaren Energien eröffnet Anlegern vielfältige Chancen.
DNB/IJ