Gewinnmargen: Schätzungen zu optimistisch
„Die aktuellen Gewinnschätzungen für 2022 in Europa sind zu optimistisch“, so Laurent Denize, Global CIO von ODDO BHF. Unternehmensgewinne in Europa würden sowohl unter den Konjunkturschwankungen in China als auch unter der abflauenden Wirtschaftsdynamik in Europa leiden.
Problematisch sei, dass sich die Wirtschaft auch außerhalb Chinas abkühle. „Das rückläufige Verhältnis von Auftragseingängen und Lagerbeständen im US-amerikanischen ISM-Index ist ein Frühindikator, der auf eine Verlangsamung des Gewinnwachstums im Euroraum hinweist“, meint Denize.
Gewinnmargen schwinden
Außerdem leiden die Gewinnmargen der Unternehmen darunter, dass die gestiegenen Energiepreise nicht in ausreichendem Maße weitergegeben werden könnten. Denize hält es auch für möglich, dass sich Zweitrundeneffekte, die in den USA bereits zu beobachten sind, in Deutschland zeigen und somit auf die operativen Gewinnmargen drücken.
ODDO BHF Asset Management setzt weiter auf eine vorsichtige Aktienallokation und eine kurze Duration und bleibt gegenüber der Benchmark untergewichtet. Die zukünftigen Gewinne könnten Denize zufolge zwar für einige Sektoren und Themenbereiche unter Umständen niedriger ausfallen, aber nicht für alle.
Gewinnwachstum entscheidet
„Es kommt daher darauf an, in Unternehmen zu investieren, deren Gewinne stärker als die langfristige Inflationsrate wachsen.“ Zum Aufbau eines robusten Portfolios empfiehlt sich Denize zufolge eine Kombination aus günstig bewerteten Unternehmen mit profitablen Wachstumswerten: „Eine Rezession ließe eine erneute Underperformance der zyklischen Sektoren erwarten, auch wenn diese niedrig bewertet sind. Und umgekehrt würde ein noch stärkerer Anstieg der Inflation den Wachstumswerten deutlich zusetzen.“
Attraktiv: Software und Biotech
Konkret böten zwei Branchen im aktuellen Umfeld Anlagechancen. Die US-Softwarebranche weise günstige Bewertungen auf und biete dank Abo-Modellen und Cashflows über dem Marktniveau bei strukturell wachsenden Märkten Investitionsmöglichkeiten. Dies habe zu einer erhöhten Übernahmetätigkeit in der Branche geführt.
Interessant seien auch US-Biotechnologieunternehmen, insbesondere solche, die digitalisierte und innovative Entwicklungsplattformen aufgebaut haben und durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz und Maschine Learning die erforderliche Zeit für die Entwicklung von Arzneimitteln verkürzen oder die Erfolgswahrscheinlichkeit einer klinischen Testphase erhöhen könnten. „Zum aktuellen Kurs sind einige Bewertungen um das Dreifache oder mehr gesunken und bieten attraktive Einstiegschancen“, so Denize.
ODDO BHF Asset Management/HK