19. Mai 2025

Gefragt: Finanzbildung

94 Prozent der Österreicher betrachten finanzielle Unabhängigkeit als wichtig, doch nur die Hälfte erreicht diesen Zustand – so das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von marketmind im Auftrag der bank99 unter rund 1.000 Personen ab 16 Jahren. Oft hapert es an der Finanzbildung.

Männer (59 Prozent) erreichen vollkommene Unabhängigkeit häufiger als Frauen (47 Prozent). Mehr als ein Viertel der Frauen (28 Prozent) gibt zudem an, maximal die Grundausgaben decken zu können. 60 Prozent der Personen in finanzieller Abhängigkeit möchten aktiv aus dieser heraus. Für bestimmte Frauengruppen (mit Kindern, in ländlichen Regionen oder in Partnerschaften) wird Abhängigkeit eher akzeptiert, während der Wunsch nach finanzieller Selbstbestimmung bei jüngeren und älteren Frauen ausgeprägter ist.

Im Bild v.l.n.r.: Barbara Potisk-Eibensteiner, Finanzvorständin der Österreichischen Post AG, und Patricia Kasandziev, bank99 Vorstandsmitglied Markt & Digitalisierung

Große Lücken bei Finanzwissen

Patricia Kasandziev, bank99 Vorstandsmitglied: „Finanzielle Unabhängigkeit ist nicht nur ein persönliches Ziel, sondern eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Besonders angesichts der Unsicherheiten im Pensionssystem. Wer heute aktiv handelt, sichert sich langfristig ab. Gerade in einer Karenz oder Teilzeitanstellung sollten Optionen wie das Pensionssplitting genutzt werden.“

Österreicher*innen schätzen ihren Umgang mit Geld mehrheitlich positiv ein (74 Prozent), ihre tatsächlichen Finanzkenntnisse jedoch deutlich schlechter (39 Prozent). Während Männer häufig dazu neigen, ihr Finanzwissen zu überschätzen, unterschätzen Frauen ihre Kenntnisse eher. Einen im Rahmen der Studie durchgeführten Wissenstest zum Thema Basisfinanzwissen beantworteten beide Geschlechter auf ähnlichem, sehr ausbaufähigem Niveau, auch wenn Männer etwas besser abschnitten. Mehr als ein Drittel (36 Prozent) konnte nur die Hälfte der Fragen oder weniger richtig beantworten. Mit Blick auf die Bildungsabschlüsse zeigt sich: Erst mit einem höheren akademischen Abschluss (Uni bzw. FH) steigt das Wissen um Finanzen signifikant (45 Prozent vs. AHS / BHS / Kolleg: 24 Prozent).

Nur ein Drittel der Befragten glaubt, dass Finanzwissen ihre finanzielle Situation verbessert – dabei ist es gerade dieses, das den Unterschied macht: Personen mit hohem Finanzwissen haben mehr Kontrolle über ihre Finanzentscheidungen (87 Prozent), sind motivierter, ihre Lage zu verbessern (94 Prozent) und können größere Investitionen planen (86 Prozent). Im Gegensatz dazu berichten Menschen mit weniger Finanzwissen von geringerer Unabhängigkeit (41 Prozent) und Kontrolle (75 Prozent) und haben weniger Vertrauen in ihre Investitionsfähigkeit (68 Prozent), auch wenn sie ebenfalls motiviert sind, ihre finanzielle Situation zu verbessern (86 Prozent).

Finanzbildung soll früh starten

Barbara Potisk-Eibensteiner, Finanzvorständin der Österreichischen Post: „Finanzwissen darf nicht nur ein Privileg für Uniabsolvent*innen sein. Es ist entscheidend, dass Finanzbildung bereits früh in der schulischen Laufbahn integriert wird – um allen unabhängig von Herkunft oder sozialem Status die Fähigkeiten zu vermitteln, ihre finanzielle Zukunft aktiv und selbstbestimmt zu gestalten. Finanzbildung ist ein wesentlicher Faktor für finanzielle Unabhängigkeit, neben anderen Aspekten wie Sozialisation und Einkommen.“

Erfolgreiche Finanzbildung beginnt bei fundiertem Basiswissen, das ist auch den Österreicher*innen bewusst: Wichtige Fähigkeiten sind in erster Linie ein reflektiertes Konsumverhalten (43 Prozent), ein gutes Geldmanagement (37 Prozent), Finanzplanung und Disziplin (35 Prozent) sowie langfristige Planung und Risikoeinschätzung (33 Prozent). Erst dann folgen Wissen zu Investitionen, Steuern, Versicherungen, Diversifikation, digitale Finanztools und Verhandlungsskills.

Über die Studie: marketmind hat im Auftrag der bank99 im Zeitraum vom 6. bis 20. März 2025 1.022 Personen ab 16 Jahren zum Thema Finanzbildung befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die österreichische Gesambevölkerung.

bank99/HK

Anmerkung der Redaktion: siehe auch dazu die Studie der BAWAG von April 2025.

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