Frankreich: Unter Druck
Frankreichs Premierminister Bayrou verlor am Montag eine Vertrauensabstimmung, sodass Präsident Macron nun drei Optionen hat: Neuwahlen ausrufen, Bayrou als Übergangspremier behalten oder einen neuen Premierminister ernennen.
Wobei Letzteres am wahrscheinlichsten erscheint, da es Anzeichen dafür gibt, dass Macron eine Koalition mit den Sozialisten anstrebt. Laura Cooper, Senior Macro Strategist bei Nuveen, analysiert: „So oder so wird die Defizitpolitik schwieriger, was ehrgeizige Pläne zur Haushaltskonsolidierung zu einer schwierigen Aufgabe macht. Zudem besteht weiterhin das Risiko vorgezogener Neuwahlen, was zu einer kurzfristigen Ausweitung der Spreads führen könnte.“
Anleihen belastet
Die Expertin zum Fixes Income-Markt in Frankreich: „OATs (französische Staatsanleihen) zeigen die Belastung – der 10-Jahres-Spread gegenüber Bundesanleihen bleibt nahe dem höchsten Stand seit mehr als einem Jahrzehnt und übertrifft sogar die in griechischen Anleihen eingepreiste Risikoprämie. Eine kurzfristige Verengung auf 70 Basispunkte ist unter einer Koalitionsregierung wahrscheinlich; ein Anstieg der Spreads auf 90 bis 100 Basispunkte – sollten die Befürchtungen hinsichtlich einer verschwenderischen Fiskalpolitik zunehmen – könnte jedoch Schnäppchenjäger auf den Plan rufen.“
Aktien gefährdet
„Selbst das reicht jedoch nicht aus, um unsere strukturelle Untergewichtung zu beenden. Italien scheint durch seine Leistungsbilanzdynamik und seinen relativ strafferen Defizitpfad besser gestützt zu sein, während Spanien aufgrund der Verlagerung seiner Wirtschaft weiter hinauf in der Wertschöpfungskette weiterhin präferiert wird. Auf der Aktienseite scheinen französische Aktien mit inländischem Exposure am stärksten gefährdet, wenn sich die Spreads zwischen OATs und Bundesanleihen weiter ausweiten – mit attraktiveren Chancen in anderen Teilen Europas, einschließlich eines günstigen Umfelds für Banken. Zumindest scheinen die Ansteckungsrisiken in der Region begrenzt zu sein, und Tail-Risk-Szenarien, einschließlich des Rücktritts von Präsident Macron, sind unwahrscheinlich“, so Cooper.
Nuveen/HK