12. Mai 2025

Finanzmärkte trotzen Trump

Die Finanzmärkte präsentieren sich– nach den Turbulenzen Anfang April – wieder erstaunlich standhaft. Diese Robustheit hat viele überrascht. Die Börsen zeigen somit auch die Grenzen von Donald Trumps erratischer Zollpolitik auf.

Alexander Eberan, Leiter Private Banking Wien Steiermärkische Sparkasse
Alexander Eberan, Leiter Private Banking Wien Steiermärkische Sparkasse

Wie stark die Furcht an den Finanzmärkten grassierte, zeigt ein Blick auf den „Angst-und-Gier-Index“ des Nachrichtensenders CNN. Anfang April signalisierte dieser „extreme Angst“. Aktuell befindet er sich nur noch knapp im Angst-Bereich. Globale und US-Aktien schlossen die Vorwoche mit Zuwächsen von bis zu 3%, der Dollar legte zu, die Renditen der US-Staatsanleihen stiegen und die Volatilität des VIX-Index an den US-Aktienmärkten gab nach.

Nerven behalten

Karl Freidl und Alexander Eberan, Experten des Steiermärkische Sparkasse Private Banking, kommentieren: „Auch Gold, ein Gradmesser für die Krisenstimmung, verlor zuletzt nach einem rasanten Anstieg leicht an Wert. Oberflächlich betrachtet war es eine starke Woche für die Anleger- und die Risikostimmung. Auffallend ist im Übrigen, dass nach Daten der US-Banken Goldman Sachs und JPMorgan Kleinanleger nicht die Nerven verloren hatten, sondern zu niedrigen Kursen nachgekauft hatten.“

Gemischtes Umfeld

Karl Freidl, Leiter Private Banking Graz Steiermärkische Sparkasse (ab 1. Feb. 2023)
Karl Freidl, Leiter Private Banking Graz Steiermärkische Sparkasse, (c)Margit Kundigraber

„Das Umfeld könnte derzeit abwechslungsreicher nicht sein. Die US-Wirtschaft ist im ersten Quartal geschrumpft. Es ist der erste Rückgang nach 3 Jahren. Dem standen zum Teil positive BIP-Zahlen aus der Eurozone gegenüber. Renditen und Aktien profitierten in den USA auch von den Beschäftigtenzahlen für April, die zeigten, dass der globale Handelskrieg der Trump-Regierung bislang auf dem US-Arbeitsmarkt noch nicht wesentlich zu spüren ist.

Dutzende von führenden globalen Unternehmen haben ihre Gewinnprognosen für das erste Quartal gesenkt, da die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der US-Zollpolitik groß ist. Noch gibt es aber kaum Hinweise darauf, dass die Handelsunsicherheit die Unternehmen dazu veranlasst, Arbeiter zu entlassen oder die Preise in die Höhe zu treiben.“

Japan im Fokus

„Eine der bemerkenswertesten Entwicklungen für die Weltmärkte kam zuletzt aus Tokio, wo die Bank of Japan die Zinssätze wie erwartet unverändert hielt, aber ihre Wachstumsaussichten senkte und ihre Inflationsprognosen senkte. Der Yen stürzte ab, beendete die vergangene Woche aber immer noch im Wesentlichen unverändert.“

Wird Trump weniger aggressiv?

„An den Märkten wächst die Überzeugung, dass Trump von seinen aggressiveren Zolldrohungen abrücken wird und dass ein aufgeschlosseneres Washington sich mehreren bilateralen Handelsabkommen nähert. Auch die Spannungen mit China könnten sich abkühlen. Die Risiken für das Wachstum und die Märkte bleiben jedoch, es ist weiterhin mit volatilen Wochen und Monaten zu rechnen, nicht zuletzt, da in den USA angesichts der sinkenden Verbraucherstimmung und der steigenden Inflationserwartungen das Gespenst der Stagflation auf dem Horizont aufgetaucht ist.

Am 30. April war Trump 100 Tage im Amt. In seiner ersten Amtszeit hatte US-Präsident Donald Trump in den sozialen Medien regelmäßig die Lorbeeren für den Boom an der Wall Street für sich in Anspruch genommen. Diesmal war er ein wenig kleinlauter, da die Aktien seit seiner Amtseinführung gefallen sind. Die Aktien haben nach dem Kursdesaster, das er mit dem „Liberation Day“ verursacht hatte, nun also einen Teil dieser Verluste wieder wettgemacht. Sollte sich die Erholung fortsetzen, wird sich Trump dies wohl als Erfolg seiner Wirtschaftspolitik auf seine Fahnen heften.“

Steiermärkische Sparkasse/HK

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