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21. Juni 2022

Fed: Starker Zinsschritt

Jerome Powell wird in die Geschichte als der Notenbankchef eingehen, der erstmals nach fast 30 Jahren den Leitzins der Fed um 75 Basispunkte anhob. Die besonders starke Zinsanhebung kam jedoch wenig überraschend.

Olivier de Berranger, CIO bei LFDE
Olivier de Berranger, CIO bei LFDE

Olivier de Berranger, CIO bei LFDE, analysiert: „Nachdem die Inflation im Mai 2022 unerwartet in die Höhe geschnellt und die Inflationserwartungen für amerikanische Privathaushalte kräftig gestiegen waren, hatten die meisten Anleger bereits mit einem solchen Szenario gerechnet. Dieses könnte sich im Juli durchaus noch einmal wiederholen.“ 

Fed vs. Inflation

„Die Fed ist also den Erwartungen gerecht geworden. Dasselbe gilt für die Aufwärtskorrektur ihrer Inflationsprognosen und für die Anhebung des Leitzinsniveaus auf 3,4% bis zum Jahresende, was einer weiteren Erhöhung um mindestens 175 Basispunkte entspricht. Auch senkte die Fed wie erwartet die Wachstumsprognosen auf nur noch 1,7% für 2022. Auf der Sitzung vom März waren es noch 2,8% gewesen und auf der vom Dezember 2021 sogar 4%!

Abgesehen von der erneuten Beschleunigung der geldpolitischen Straffung kann man all das eher positiv sehen. Denn die Fed ist entschlossen, die Inflation aktiv zu bekämpfen, und wird – wenngleich sie sich über die Gefahr für das Wirtschaftswachstum im Klaren ist – nicht nachgeben. Einige Änderungen an der ursprünglichen Mitteilung des geldpolitischen Ausschusses (FOMC) vermittelten dieselbe Botschaft.“

Federal Reserve Building
Federal Reserve Bank

Zinsen rauf

„Dass die Fed flexibel agieren und sich den jüngsten Wirtschaftsdaten anpassen wird, ist nicht neu, aber selten hatte man dermaßen stark den Eindruck, dass sie nur auf Sicht fährt. Ein erstes Beispiel ist die Anhebung der Zinsen um 75 Basispunkte, obwohl sie seit Wochen eine Anhebung um 50 Basispunkte angekündigt hatte. Die Erhöhung war eine Reaktion auf erst einige Tage zuvor veröffentlichte Zahlen.“

Unsicherheiten

„Doch es sind vor allem die Äußerungen Powells, die in dieser Hinsicht aufschlussreich waren. Sowohl im Hinblick auf das Wachstum als auch auf die Inflation hat der Fed-Chef gegen Ende seiner Pressekonferenz immer wieder konstatiert: „We just don‘t know“. Ist dies eine Übung in Aufrichtigkeit, die durchaus sinnvoll sein kann, oder doch nur das Eingeständnis der Machtlosigkeit gegenüber einer schwer kontrollierbaren Situation? 

Letztendlich ist es sicher etwas von beidem – mit einem markanten Verlust an Transparenz für die weitere Straffung der US-Geldpolitik und für die Fähigkeit der Fed, die Gleichung von Inflation und Wachstum zu lösen. Während die Fed noch vor einigen Wochen die Situation fest im Griff zu haben schien, gibt es derzeit nichts, was die bereits sehr nervösen Märkte beruhigen könnte.“

LFDE/HK

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