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25. August 2022

Fachkräfte – verzweifelt gesucht

2014 galten in Österreich 8 Berufe als „Mangelberufe“, heute sind dies bereits 66. Der Bedarf an Fachkräften liegt mittlerweile bei über 220.000, rund 70 Prozent der heimischen Unternehmen können ausgeschriebene Stellen nicht mehr mit den notwendigen Arbeitskräften besetzen.

Daniel Knuchel, Advicum
Daniel Knuchel, Advicum

Daraus resultierender Stress in den Unternehmen führt zu einer Minderung der Qualität von Produkten und Dienstleistungen, die Nichterfüllung von Aufträgen bremst das Wirtschaftswachstum aus und die eingeschränkte Innovationsleistung vermindert die internationale Wettbewerbsfähigkeit, wie eine Analyse der Wiener Unternehmensberatung Advicum feststellt.

Händeringende Personalsuche

„Der ‚War of Talents‘ mündete mittlerweile in eine echte Fachpersonalkrise, wie sie die österreichische Volkswirtschaft noch nie erlebt hat“, betont Advicum Equity-Partner Daniel Knuchel. Besonders betroffen ist die Industrie, insbesondere der Bereich Metall, aber auch die Sparten Tourismus und Freizeitwirtschaft, Gewerbe und Handwerk sowie Transport und Verkehr haben nach den Pandemie-Verwerfungen nicht mehr zur benötigten Personalstärke gefunden.

„Geradezu händeringend werden derzeit beispielsweise Techniker im IT-Bereich gesucht, aber auch Mitarbeiter*innen im Gastgewerbe“, so Knuchel. Besonders schwer zu finden seien Absolvent*innen einer Lehre oder junge Menschen mit HTL-Abschluss. Oftmals mangle es an der fachlichen Eignung ebenso wie an der Arbeitsmotivation. Regional betrachtet finden sich die meisten Unternehmen mit unerfülltem Fachkräftebedarf im Süden und Westen des Landes, in ländlichen Regionen noch mehr als im urbanen Umfeld.

Krasse Konsequenzen

Die Folgen dieser Personalkrise sind für Österreich dramatisch und werden immer noch ein wenig unterschätzt: Aufgrund der Unterbesetzung sind bereits jetzt rund 10 Prozent der Unternehmen mit Umsatzeinbußen konfrontiert, insbesondere in der Industrie, der Baubranche sowie im Gesundheits- und Tourismussektor. Reparaturen und Reklamationen aufgrund von Qualitätsmängeln häufen sich, das Management ist mit der Koordination der hybriden Arbeitswelt und der Informations- und Kommunikationstätigkeit angesichts der herrschenden Personalknappheit immer öfter überfordert. Zudem steigen die Kosten für die Personalbeschaffung erheblich. Die Suche gestaltet sich langwierig und komplex und am Ende stehen Gehaltsforderungen der selten gewordenen Fachkräfte, die oft kaum zu erfüllen sind.

Digitale Wirtschaft

„Um dem Fachkräftemangel erfolgreich und nachhaltig den Kampf anzusagen, sind sowohl politische als auch institutionelle Maßnahmenpakete notwendig. Nicht zuletzt, wenn man bedenkt, dass schon aufgrund der demographischen Entwicklung die Zahl der Erwerbstätigen weiterhin deutlich abnehmen wird“, ist Knuchel überzeugt. Eine wichtige Schraube, an der zu drehen ist, sei das Lehrlingswesen, vor allem vor dem Hintergrund der laufenden digitalen Transformation der Wirtschaft.

„Imagekampagnen für die Lehre werden allein nicht reichen, es braucht auch neue zukunftsweisende Ausbildungskonzepte und eine entsprechende Erhöhung des Entgelts bei einer Karriere nach der Lehre“, so Knuchel. Ein wichtiger Faktor für die Unternehmen sei zudem das „Employer Branding“, gepaart mit laufenden Weiterbildungsaktivitäten, einer Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie und Initiativen für Diversity und Chancengleichheit. Firmen, die das glaubwürdig und langfristig sicherstellen, werden zur Top-Marke, verstärken die Mitarbeiterbindung, verringern die Fluktuation und verbessern ihre Aussichten am Personalmarkt.

Advicum Consulting/HK

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