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18. November 2022

Europa: Besser als erwartet

Die Stimmung in Europa geht seit Jahresbeginn immer tiefer in den Keller. Für 2023 glauben Ökonomen im Schnitt an einen Rückgang der Wirtschaftsleistung der Eurozone in Höhe von 0,1 Prozent. DWS ist deutlich optimistischer und prognostiziert ein halbes Prozent Wachstum.

Martin Moryson, Chefvolkswirt Europa bei DWS
Martin Moryson, Chefvolkswirt Europa bei DWS

Einen der Gründe für den relativen Europa-Optimismus zeigt der „Chart of the Week“ von DWS: Im laufenden Jahr hat sich die Stimmung deutlich schlechter als die Lage selbst entwickelt, hier zu sehen bei den Verbrauchern. Ähnliches gilt für die Industrie. Derzeit sehen wir einen rekordhohen Abstand sowohl bei der Verbraucher-, als auch der Unternehmerstimmung gegenüber den publizierten Konsum- und Produktionszahlen.

Konsumentenvertrauen versus Einzelhandelsumsätze in der Eurozone

DWS_Grafik_112022

Zu viel Pessimismus

„Wir denken, dass sich die Lücke auch diesmal wieder schließen wird, und zwar indem sich die relativ schlechtere Stimmung der relativ besseren Lage anpasst“, meint dazu Martin Moryson, Chefvolkswirt Europa bei der DWS. Gründe hierfür liefert sowohl die Angebots- wie die Nachfrageseite: Wesentlicher Treiber des Pessimismus waren die Sorgen um die Energieversorgung. Mittlerweile zeigt sich aber, dass wir gut durch diesen Winter kommen werden, da die Läger gefüllt sind, alternative Gaslieferanten gefunden wurden und die Nachfrage stark zurückgegangen ist.

EU greift ein

Auf der Nachfrageseite wiederum wurde das Wachstum des BIPs im dritten Quartal trotz schlechter Stimmungsindikatoren und hoher Inflation vom Konsum getrieben. DWS sieht dafür fünf wesentliche Gründe:

1. Die Löhne und Gehälter steigen weiter.

2. Die Beschäftigung steigt weiter und dürfte aufgrund des Fachkräftemangels auch bei schwachem Wachstum nur wenig zurückgehen.

3. Acht Prozent Inflation sind nicht gleichbedeutend mit acht Prozent weniger Kaufkraft, da die Menschen ihren Konsum anpassen (siehe etwa rückläufiger Gasverbrauch).

4. Der Staat greift dem Verbraucher erneut mit üppigen Stützungspaketen unter die Arme – EU-weit entsprechen die Hilfen rund 3,5 Prozent des BIPs. Damit dürften.

5. den Verbrauchern im kommenden Jahr real gar nicht so viel weniger Mittel zur Verfügung haben als dieses Jahr.

Europa-Aktien übergewichtet

Die Experten abschließend: „Dies erklärt, warum wir in unserem Basisszenario optimistischer als der Konsens sind. Das stützt zum Teil auch unsere jüngste Hochstufung europäischer Aktien auf Übergewichten, die derzeit mit einem rekordhohen Abschlag auf US-Aktien aufwarten. Auch die Erstarkung des Euro gegenüber dem Dollar seit nunmehr bald zwei Monaten reflektiert unseres Erachtens die Überzeugung der Anleger, dass der Höhepunkt der Unsicherheit in Europa bald überschritten sein wird.“

DWS/HK

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